Dank App und einem 3D-Drucker: So wird im «Fortuna» aus Kaffee verblüffende Kunst | W&O

14.05.2022

Dank App und einem 3D-Drucker: So wird im «Fortuna» aus Kaffee verblüffende Kunst

Das Café Fortuna in Unterwasser serviert speziell verzierte Heissgetränke – und macht damit auf sich aufmerksam.

Von Larissa Flammer
aktualisiert am 28.02.2023
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«Das ist ja schier unglaublich schön! Wo gibts denn so was?» In vielen Variationen wiederholen sich die Ausdrücke der Bewunderung in den Kommentaren unter einem kürzlich auf Facebook geposteten Foto. Dieses zeigt eine Tasse voller Kaffee, dessen Milchschaum mit dem Bild eines Igels verziert ist. Die Frage nach dem Woher ist schnell gelüftet. Im Café Fortuna in Unterwasser sei ihr der künstlerisch angehauchte Kaffee serviert worden, verrät die Urheberin des Fotos. Also auf ins Obertoggenburg.

Die «Magie» kommt aus der Maschine

Im Café neben der Post begrüsst Geschäftsführerin Sabrina Alpiger die Gäste. Sie bestätigt: «Immer wieder kommen Leute zu uns, weil sie von den Bildli auf den Kaffees gehört haben.» Aber wie kommen diese auf das Heissgetränk? Und ist das Getränk überhaupt noch heiss, wenn das Kunstwerk fertig ist? Sabrina Alpiger lässt sich bei der Zubereitung gerne über die Schulter schauen. Die «Magie» ist simpel. Denn sie entsteht nicht wie vielleicht vermutet in mühsamer Handarbeit, sondern durch eine Maschine. Diese steht klein und unscheinbar neben der beeindruckenden Kolben-Kaffeemaschine.

Bilder sind auf weissem Schaum sichtbar

Gelernt sein will die Zubereitung des Kaffees und vor allem des Milchschaums. Dieser muss cremig sein und darf nicht zu viele «Blöterli» aufweisen. Bilder sind nur auf dem weissen Schaum sichtbar, deshalb muss ein Cappuccino, ein Latte macchiato, ein Milchkaffee oder eine heisse Schoggi bestellt werden. Das Kunstwerk ist danach in wenigen Sekunden fertig. In Windeseile druckt die Maschine ähnlich einem 3D-Drucker das Bild auf den Schaum. Bei der «Farbe» handelt es sich um ein Kaffee-Extrakt, das bedenkenlos konsumiert werden kann. Die Maschine kann alle möglichen Sujets drucken. Für den Besuch des «Toggenburger Tagblatts» haben Sabrina Alpiger und ihr Vater Christian Alpiger, der als Inhaber des Cafés immer wieder mal aushilft, das Logo der Zeitung im Internet herausgesucht.
 Das Zeitungslogo auf einem Cappuccino.
Das Zeitungslogo auf einem Cappuccino.
Bild: Larissa Flammer
Mit einem Klick in einer App schickt das Handy das Sujet an die Maschine, die es auf den Kaffee druckt. Die Geschäftsführerin sagt:
Auch Selfies können wir drucken.
Die Herstellerfirma stellt eine Vielfalt an Sujets zur Verfügung. Regelmässig gibt es Updates. Im Frühling Schmetterlinge, im Winter Schneemenschen und zum Valentinstag Herzen. Lässt es die Zeit zu, dürfen Gäste selbst ein Sujet aussuchen. Gibt es keinen speziellen Wunsch oder warten viele Gäste auf ihre Bestellung, wählen die Mitarbeitenden ein Sujet aus. Sabrina Alpiger überreichte auch schon auf einen Kaffee gedruckte Geburtstagswünsche. Aber:
Einen Heiratsantrag hatten wir leider noch nie. Das fände ich toll.
Das Café Fortuna gibt es seit gut fünf Jahren – erst in Nesslau, seit etwas mehr als einem halben Jahr am neuen Standort in Unterwasser. Die Idee entstand eigentlich durch einen dummen Spruch, erzählt Sabrina Alpiger mit einem Lachen.

In Zürich entdeckt

Sie kam von einer längeren Reise zurück, für die sie ihren bisherigen Job als Floristin gekündigt hatte. Bei den Überlegungen, was sie als nächstes machen will, habe sie gesagt: «Machen wir doch ein Café auf.» Vater Christian Alpiger war sofort Feuer und Flamme. Er war es auch, der im «Storchen» in Zürich auf die Kaffee-Verzierung stiess. Dort stand die erste dieser Maschinen in der Schweiz. In der weiteren Region ist das Café Fortuna das einzige Lokal, das Bildli auf den Kaffee druckt. «Es ist – neben der Qualität des Kaffees – unser Markenzeichen», sagt die Geschäftsführerin.