Oft bin ich auf diesen schönen Punkt gestiegen. Als ich das wieder einmal tat, rief mir eine ältere Frau von etwa 80 und mehr Jahren, die mit ihrer Tochter vom Eschalär kommend, unten spazierte, zu: «günn Sie uf e Schindel». Da wusste ich, wie dieser höchste Punkt auf dem Felsrücken des Ranser Holzes, heisst. Es ging mir durch den Kopf, dass der Schindel für diese Frau in jungen Jahren wahrscheinlich ein wichtiger Ort war, voll mit Erlebnissen, dass es wahrscheinlich ein Treffpunk junger Leute und von Liebespaaren aus Räfis und Rans war.
Im Werdenberger Namenbuch von Hans Stricker steht: Tschindel, Grasband und langgezogenes Felswändchen im Ranser Holz, westlich über Rans, in der ostseitigen Flanke des Quertaleinschnittes von Ifelgup (=Valgupp), Tschingel = Felsband, Grasband, Felskopf.
Der Tschindel ist ein wunderbares, fast südlich anmutendes Biotop mit Föhren, Eichen, Buchen, Fichten, Eschen und Stechplamen. Auf dem höchsten Punkt auf 664 Metern steht eine alte Föhre, daneben gibt es flache Felsen. die auch als Sitzbank benützbar sind. Ich empfand diese naturhafte, unberührte Stelle, die zudem so nahe an der Zivilisation gelegen ist, als ein Wunder.
Das genügte aber einem nicht. Er wollte einen «Mehrwert» schaffen und fertigte eine Holzbank rund um den Föhrenstamm an. Das ginge ja noch an. Aber es wurde zusätzlich noch eine offene Feuerstelle aufgebaut und sogar Brennholz bereit gelegt, sozusagen als Einladung an andere für die «Fürliromantik im Walde». Dadurch wird jedoch die Föhre schwer bedroht und auch der Tschindel als ganzes.
Folgende Fragen stellen sich: Wollen wir ein Disneyland oder unberührte Natur? Wäre es sinnvoll, diese Föhre unter Schutz zu stellen, wie auch den Tschindel als ganzes?
Herbert Gaug, Frohlweg 20, 9470 Buchs