Gemeinderat blickt in die Zukunft: Sennwalder Schulen zentralisieren oder nicht? | W&O

19.10.2021

Gemeinderat blickt in die Zukunft: Sennwalder Schulen zentralisieren oder nicht?

In der Gemeinde Sennwald stehen Entscheidungen zur Entwicklung der Sport-/Mehrzweckhallen sowie der Schulstruktur an. Der Gemeinderat und der Schulrat wollen wissen, welche Entwicklung sich die Einwohnerinnen und Einwohner wünschen und machen deshalb in den kommenden Wochen eine Befragung.

Von Corinne Hanselmann
aktualisiert am 28.02.2023
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Der Sennwalder Gemeinderat und der Schulrat möchten wissen, welche Entwicklung der Schulstrukturen und Sport-/Mehrzweckhallen sich die Einwohnerinnen und Einwohner von Sennwald, Haag, Salez, Sax und Frümsen für die Zukunft wünschen. Um dies herauszufinden, beschloss der Gemeinderat, in den kommenden Wochen eine Einwohnerbefragung durchzuführen. Rund 5000 Einwohnerinnen und Einwohner ab 16 Jahren werden in diesen Tagen einen Brief erhalten. Der Fragebogen kann bis 5. November online ausgefüllt oder in Papierform angefordert werden.

Es geht unter anderem darum, ob auf dem freien Bauland südlich der Schulanlage Türggenau in Salez ein «Schulcampus», also eine grosse zentrale Schulanlage für die Kinder mehrerer oder aller Dörfer geplant werden soll, wo schulische und ausserschulische Angebote vereint werden könnten.

Bebauung des Grundstücks umfassend planen

Ausgelöst hat diese Überlegungen die Interessengemeinschaft (IG) Mehrfachhalle Sennwald, welche im Frühling 2020 von einigen Sportvereinspräsidenten gegründet wurde. Sie fordert, dass als Ersatz für die in die Jahre gekommene Turnhalle beim Schulhaus Türggenau nicht wieder eine Einfachturnhalle, sondern eine vielseitig nutzbare Mehrfachhalle gebaut wird und zwar auf der grünen Wiese zwischen Schulzentrum Türggenau und Landwirtschaftlichem Zentrum in Salez. Dort befinden sich rund 17'700 m2 Baulandreserve im Besitz der Gemeinde, anschliessend an das mit der Schulanlage Türggenau bebaute Grundstück (rund 13'900 m2).

Der Gemeinderat stellte sich daraufhin die Frage: Wenn wir die grüne Wiese verbauen, sollte man dies nicht viel umfassender anschauen und die Fläche besser nutzen? Gemeindepräsident Bertrand Hug:

Ein Gedanke ergab den nächsten und wir entschieden uns: Die Bürgerschaft soll sagen, was sie will.

Wie stehen die Einwohnerinnen und Einwohner zur Frage, ob langfristig einzelne oder alle Primarschulhäuser, die es heute in Sax, Frümsen, Sennwald, Haag und Salez gibt, zugunsten einer zentralen Schule geschlossen werden sollen? Ist die heutige Infrastruktur in Bezug auf Sport-/Mehrzweckhallen ausreichend? Diese und weitere Fragen stellt der Gemeinderat den Einwohnern. Die Campus-Frage wird dem Entscheid über die Turnhalle Türggenau also vorgelagert.

Kleinere Schulhäuser würden geschlossen

«Angenommen, die Bevölkerung spricht sich für die Planung eines Campus aus, gäbe das, was die Schulen angeht, langfristig gesehen eine riesige Veränderung in der Gemeinde Sennwald», so Hug. Als Folge einer zentralen Schule in Salez würden wohl die Schulhäuser in den anderen Dörfern geschlossen werden. «Sicher nicht alle gleichzeitig, sondern zuerst einmal die mit kleinerer Nachfrage wie Sax oder Frümsen», so Hug.

«Das wäre ein gestaffeltes Projekt, dessen Planung über Jahrzehnte hinausgehen würde.

Realität würde ein Campus also nicht in den kommenden drei bis fünf Jahren, sondern etappenweise in vielleicht 10 oder 20 Jahren. Dies ist mit ein Grund, weshalb sich der Gemeinderat entschieden hat, alle Einwohnerinnen und Einwohner ab 16 Jahren, und nicht erst ab 18 Jahren, zu befragen. «Wenn man sich vorstellt, dass die Entscheidungen, die man jetzt fällt, in rund 20 Jahren Realität sind, sind diese jungen Leute dann mit ihren eigenen Kindern davon betroffen», so Hug. Aber auch ältere Personen sind eingeladen, ihre Meinung bei der Befragung zu äussern. «Auch sie haben das Recht zur Mitgestaltung», betont Hug. Denn eine Änderung der Schulstrukturen hätte auch einen grossen Einfluss auf den Betrieb und das Leben in den einzelnen Dörfern.

Gemeindepräsident hofft auf rege Beteiligung

«Ich hoffe, dass sich bei der Befragung möglichst viele äussern, um eine repräsentative Auswertung zu erhalten», sagt Hug.

Es geht einerseits um ein mögliches Campus-Bauwerk, aber auch um die Zukunft der Gemeinde. Der Wechsel zu einer zentralen Schule wäre ein kompletter Paradigmenwechsel, den man sich gut überlegen muss.

Die Wunschvorstellung des Gemeindepräsidenten wäre, dass sich an der Befragung etwa gleich viele Menschen beteiligen wie an einer eidgenössischen Abstimmung. Das sind in der Gemeinde Sennwald jeweils rund 60 Prozent. Aber das Institut IQB der Ostschweizer Fachhochschule St. Gallen OST, welches die Gemeinde Sennwald bei der Befragung unterstützt, habe ihn hierbei etwas gebremst und hofft auf eine Beteiligung von rund 30 Prozent, sagt Hug.

Kosten für Campus können nicht geschätzt werden

Voraussichtlich werden Mitte November die Resultate der Befragung vorliegen. Anschliessend will sich der Gemeinderat mit der IG und der Bürgerschaft mit der Frage auseinander setzen, womit die Turnhalle Türggenau ersetzt werden soll – unter Einbezug der Befragungsresultate.
Falls ein Campus gewünscht würde, müsste in den kommenden Jahren «eine runde Sache» auf den beiden Arealen von rund 30'000 m2 geplant werden. Damit eine allfällige Mehrfachhalle nicht plötzlich im Weg stünde, müsste man künftige Bauwerke immer im Kontext mit dem Campus planen.

Die Kosten für einen solchen Campus zu schätzen, sei nicht möglich und abhängig von der Staffelung der Realisierung, da es sich um ein langfristiges Projekt handeln würde, heisst es im Fragebogen.

Synergien sprechen dafür, Gesellschaftliches dagegen

Bertrand Hug ist selber Vater. Auf die Frage nach seiner persönlichen Meinung antwortet er: «Was aus meiner Sicht dafür spricht, die Schulen zusammenzufassen, sind die Synergien, die man nutzen könnte. Etwa bei Bedürfnissen wie Kindertagesstätten oder Betreuungsangeboten. Klar dagegen spricht für mich das gesellschaftliche und soziale Leben in den Dörfern, das nicht mehr das gleiche wäre wie jetzt. Die Kinder, die man in der Mittagszeit von der Schule kommen oder in die Schule gehen sieht, die Leben in die Dörfer bringen, hätte man so wohl nicht mehr. Das wäre eine riesige Veränderung. Ich persönlich finde die heutige Lösung, dass die Oberstufe an einem Ort zusammengefasst ist, sehr gut und sinnvoll.»

Doch wie das in Zukunft in der Gemeinde Sennwald gelöst werden soll, sollen die Bürgerinnen und Bürger entscheiden, so Bertrand Hug.

Keinen Einfluss auf den Neubau in Sennwald

Auf die Notwendigkeit der Schulhauserweiterung in Sennwald, die bereits geplant ist und über die Ende November abgestimmt wird, hat das Resultat der Befragung keinen Einfluss. «Der Schulraum fehlt dort bereits jetzt», weiss Hug.

Der zeitliche Horizont dieser Projekte ist kilometerweit voneinander entfernt.