Benzin-, Gas-, Verpflegungspreise – alle sind der Inflation unter den Hammer gekommen. Der Kanton St. Gallen ist laut Regierungsrat Marc Mächler durch die tiefe Arbeitslosenquote «momentan praktisch in Vollbeschäftigung» und trotzdem kämpfen Unternehmen händeringend um neue Arbeitskräfte.
Die Generation Z, die allmählich auf dem Arbeitsmarkt nachrückt und ihre Vorteile aufgrund vom Fachkräftemangel ausspielt, scheint mit ihrer neuen Arbeitskultur und Forderungen die Unternehmensführungen besonders zu fordern. Wie kann man sie also trotz den Differenzen als Arbeitskräfte oder Kunden für sich gewinnen?
Diesen und noch mehr Fragen gingen am vergangenen Donnerstagabend mehrere Referenten und eine Referentin am Konjunktur- und Trendforum der St. Galler Kantonalbank bei Blumen Keusch auf den Grund.
Zinsen werden erhöht um Inflation zu senken
Im ersten Teil erläuterten Thomas Stucki, Leiter Investment Center, und Beat Schiffhauer, Konjunktur- und Finanzexperte, ihre Einschätzungen zur Wirtschaftsentwicklung. Thomas Stucki stellte in seinem Referat die Frage, warum die Inflation unternehmerisch überhaupt ein Problem sei.
Problematisch daran ist, dass die Inflation schnell eine Eigendynamik bekommt.
Das habe letztlich einen Einfluss auf Planungssicherheit und die Margen im Ein- und Verkauf. Einfach gesagt fragen sich Unternehmen: Wie viel muss man draufschlagen, damit es (in Zukunft) noch aufgeht? So gehe das Vertrauen in die Wirtschaft verloren. Folglich werde die Inflation weiter angekurbelt.
Zinssatz wird weiter steigen
Um dem entgegenzuwirken hat die Schweizer Nationalbank die Zinsen in der Vergangenheit erhöht und wird es laut Stucki in naher Zukunft wieder tun. «Wir rechnen damit, dass der Zinssatz im Sommer auf zwei Prozent erhöht wird.» Ziel sei es dabei die Wirtschaft zu schwächen, damit über eine Reihe von verschiedenen Faktoren die Inflation indirekt sinkt.
Relevant ist das unter anderem für Personen mit Hypotheken. Am Ende seines Referats hatte Stucki keine klare Antwort darauf, ob eine Rezession einsetze oder nicht. Er erwartet aber, «dass es keine tiefe Rezession gibt, die richtig weh tut». Er denkt auch, dass die Inflation zurückgeht. «Nur passiert das wahrscheinlich langsamer, als wir gedacht haben.»
Region Werdenberg ist im EU-Export besonders tätig
Beat Schiffhauer fokussierte sich in seinem Referat auf die Ostschweiz und wie sie die globalen und nationalen Veränderungen im Markt zu spüren bekommen wird. Dazu analysierte er die drei Branchen, welche im Exportfokus vergleichsweise hoch tätig sind.
Angeführt wird diese Aufzählung von der Spitzenindustrie mit einer Beteiligung von 22 Prozent (z.B. Optik, Maschinenbau und Elektronik), welche in der Region Werdenberg besonders stark vertreten ist. Stucki sagte:
Die Ostschweizer Wirtschaft wird durch die hohe Abhängigkeit von der europäischen Wirtschaft die Abkühlung zu spüren bekommen.
Besonders die Region Werdenberg, welche im schweizweiten Vergleich drei Mal mehr an exportorientierte Firmen beherberge. «Die jüngsten Zahlen aus der EU deuten jedoch an , dass die wirtschaftliche Abkühlung weniger stark ausfallen wird.»
Zusammenarbeit ist bei Problemen ein Muss
Kaum ist die Sorge eines Blackouts Vergangenheit, sorgt heute ein anderes Problem für Bauchschmerzen. Trotz den tiefsten Arbeitslosenzahlen seit Jahren hat die Wirtschaft mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Folglich versuchen Unternehmen die eigenen Leute zu binden. Trotzdem würde sich die Lage in Zukunft weiter zuspitzen.
«Darum ist es wichtig», so Regierungsrat Marc Mächler, «das Potenzial , welches wir haben, auszunutzen.» Im Endeffekt bedeute das, dass die Generation Z gut in den Arbeitsmarkt eingebunden werden muss. Zudem hätte es unter anderem noch Potenzial bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der St.Galler Regierungsrat sagte:
Das ist auch ein Punkt, in den die St. Galler Regierung investieren will.
Die Generation Z als Arbeitskraft oder Kundschaft zu gewinnen, stellt einige Unternehmen jedoch vor Herausforderungen. Darum versuchte Yaël Meier als Vertreterin dieser Generation die Welt, «wie wir sie sehen», etwas näher zu bringen. Als handyaffine Generation würde es sich lohnen, zudem einen Blick auf die trendigen Apps zu werfen.
AHV, Gesundheitswesen und Klimakrise
Viel mehr wollen die «Gen Z» neben einem attraktiven Arbeitsplatz vor allem drei Dinge: An Entscheidungen beteiligt werden, nicht auf taube Ohren stossen und Verantwortung übernehmen. Laut einer eigens lancierten, generationsübergreifenden Umfrage besorgen «uns» aber die gleichen Dinge: Namentlich sind das die AHV-Vorsorge, die Sicherung des Gesundheitswesen und die Klimakrise.
Und um diese Probleme zu bewältigen, müssen wir zusammenarbeiten.