Abgebrannte Schreinerei: Die Nachbarn haben einen Spendenaufruf lanciert | W&O

08.02.2023

Abgebrannte Schreinerei: Die Nachbarn haben einen Spendenaufruf lanciert

Solidarität in Wildhaus: Für den Schreinerei-Besitzer, dessen Betrieb letzte Woche ein Opfer der Flammen wurde, wird Geld gesammelt.

Von robert.kucera
aktualisiert am 28.02.2023
Am Mittwoch, 1. Fe­bruar, brannte die Schreinerei von Andreas Bischof nieder. Für alle Beteiligten, dazu zählen auch die Nachbarn des Gebäudes, waren es schreckliche Bilder, die sich tief eingebrannt haben. So tief, dass die Geschäftsführerin des Hotels auf der an­deren Strassenseite, Susanne Mühlestein, Hotel & Restaurant Schönau, noch in der Nacht von Donnerstag auf Freitag kein Auge zugebracht hat. So ein Schicksalsschlag gehe einem sehr nahe, sagt sie und hält fest:
Wir konnten aus nächster Nähe sehen, wie die Schreinerei abgebrannt ist. Aus­serdem haben wir einiges mitgekriegt, da wir den Rettungskräften bei uns Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt haben.
Weiter beschreibt sie ein stetes Wechselbad der Gefühle. «Ich habe einige Male Hühnerhaut gekriegt und mir wurde vor Aufregung schlecht.»

Gäste fragten nach, wie sie helfen könnten

Hautnah am Brand, hautnah am Stützpunkt der Rettungskräfte. Doch für Susanne Mühlestein noch nicht hautnah genug. Sie hat zusammen mit ihrer Familie einen Spendenaufruf lanciert. Mit dabei sind weitere Nachbarn. Angefangen hat alles in ihrem Betrieb mit einem Spendenkorb und der Solidarität der Gäste, die sie immer wieder fragten, wie man helfen könne. Da es kein Brand einer Wohnung gewesen ist, seien Sachspenden nicht notwendig, wie Mühlestein betont.
 Jeder Franken zählt.
Jeder Franken zählt.
Bild: PD
Es gilt, dem Schreinermeister Andreas Bischof mit Geld unter die Arme zu greifen. Mühlestein berichtet wie folgt von den Geschehnissen im Hotel:
Kinder haben sogar ihre Sparschweine geleert.
Die Geschäftsführerin Hotel & Restaurant Schönau in Wildhaus hält weiter fest: «Wir sind froh um jeden Franken.» Ihr gehe es auch nicht ums Geld, wie sie betont:
Es kommt nicht drauf an, wie viel Geld aufs Konto kommt. Es geht um die mentale Unterstützung für Andreas Bischof, sodass er sieht: Er steht nicht allein da. Wir halten zusammen.

Nicht versichert: Küchen, Haustür und Werkzeug

Mit dem gespendeten Geld, so erklärt Susanne Mühlestein weiter, soll der erlittene Verlust etwas abgefangen werden. Dieser sei immens, weiss sie. Denn nicht alles war versichert. So gingen buchstäblich zig Ar­beitsstunden in Rauch auf. Zum Beispiel wurden zwei fast fertige Küchen in der Schreinerei ein Raub der Flammen.
 Bereit zur Auslieferung: Im Transporter lag die fertiggestellte Haustüre, welche nicht versichert war.
Bereit zur Auslieferung: Im Transporter lag die fertiggestellte Haustüre, welche nicht versichert war.
Bild: Lukas Hohmeister
Zudem war im ausgebrannten Transportbus eine nigelnagelneue Haustür drin. Diese habe man am Abend zuvor in den Transporter verladen, um sie anderntags dem Kunden auszuliefern. Nicht versicherter Schaden gab es auch beim Arbeitsmaterial. Mühlestein hält fest, dass die privaten Werkzeugkisten der Lehrlinge ebenfalls vernichtet wurden. Mit dem ins Leben geru­fenen Spendenaufruf will die Nachbarschaft der abgebrannten Schreinerei, wie es Susanne Mühlestein formuliert, eine grosse Anzahl Leute erreichen. Zudem werden im Dorf noch Flyer in die Haushalte verteilt. Dies schliesst auch die Zweitwohnungen mit ein. Denn viele kennen Andreas Bischof von Aufträgen an die Schreinerei.
 Initiantin Spendenaufruf: Susanne Mühlestein, Geschäftsführerin Hotel & Restaurant Schönau in Wildhaus.
Initiantin Spendenaufruf: Susanne Mühlestein, Geschäftsführerin Hotel & Restaurant Schönau in Wildhaus.
Bild: PD
Doch wie geht es nun mit dem Betrieb des Schreinermeisters weiter? Weitergearbeitet wird selbstverständlich am Hauptsitz in Unterwasser. Zudem wird der Schreinerei in Alt St. Johann eine Halle zur Verfügung gestellt, wo das Wildhaus-Team die nächsten Arbeiten in Angriff nehmen kann. Ein Wiederaufbau der Schreinerei, so Mühlestein, sei «sehr wahrscheinlich.» Doch ob dieser am selben Standort sein werde, sei fraglich. Als positives Signal wertet sie folgendes Ziel von Bischof:
Er will nach dem Unglück niemanden entlassen und die Arbeitsplätze erhalten.
Spendenkonto Politische Gemeinde Wildhaus-Alt St. Johann, Alt St. Johann, CH40 8080 8005 6956 6265 0 Zweck: Spende Andreas Bischof