Der Ausgangspunkt der Wanderung, das Gamplüt, ist entweder zu Fuss oder bequem mit der Gondelbahn erreichbar. Zunächst führt der Weg über Asphalt, bevor er auf einem Alpweg übers sogenannte «Laub» bis oberhalb der Thurwies weitergeht.

Dort erzählt man sich eine alte Sage: Die Säntisthur sei entstanden aus den Tränen verliebter Jungfrauen, die sich allesamt in denselben Jüngling verguckten. Doch dieser stellte sich immer wieder als der Berggeist des Säntis heraus – ein Verführer, der viele Herzen brach. Die Reuetränen seiner Geliebten sammelten sich schliesslich und bildeten die Quelle der Thur.
Weiter geht’s über das Alpli bis zur Laui. In der Laui gibt es einen Rastplatz mit Kiosk. Der Kiosk ist im Sommer und Herbst an Wochenenden bei gutem Wetter geöffnet. Entlang einer Strasse und durchs «Gässli» führt die Wanderung weiter bis zur Ennetthur.
Der Dank der alten Zauberin
Auch hier lebt eine Geschichte weiter: Einst stand an einer Stelle in der Ennetthur eine mächtige Wettertanne. Während eines heftigen Gewitters schlug ein Blitz in die Tanne. Aus dem zurückgebliebenen Strunk baute ein Baumgeist – eine sogenannte Waldseele – in nur einer Nacht ein schmuckes Haus. Eines Tages kam eine Bäuerin am Haus vorbei, half einer alten Frau im Garten, und wurde zum Dank auf einen Trank ins Haus eingeladen. Man munkelte, die Alte sei eine Zauberin. Und tatsächlich: Nach dem Trank konnte die Bäuerin plötzlich mehr sehen und hören als je zuvor.
Ein Abstecher zu den Thurfällen lohnt sich immer
Ab Ennetthur wandert man über einen Wiesenweg, durchs Drecktöbeli und weiter ins Chämmerlitobel. Je nach Wasserstand kündigt das Tosen der Thurwasserfälle das nächste Highlight an. Im «Anzeiger» vom Juli 1927 ist nachzulesen, dass der Besuch der Thurwasserfälle schon damals den Kuranten im Obertoggenburg wärmstens empfohlen wurde – nicht zuletzt wegen des imposanten Anblicks. Im selben Jahr liess eine Frau aus Unterwasser sogar eine Galerie am Wasserfall errichten – auf eigene Initiative und eigene Kosten, wie man sagt.

Ein Abstecher zu den Thurwasserfällen und der Galerie lohnt sich – besonders nach Regenfällen, wenn sich die Wassermassen innert Stunden vervielfachen können. Bei Trockenheit oder im Herbst dagegen ist das Bachbett manchmal völlig ausgetrocknet. Nach dem Besuch der Thurwasserfälle ist es nur noch ein kurzer Spaziergang ins Dorf Unterwasser.
Hier vereinen sich die Säntisthur und die Wildhauserthur zur Thur. Bereits im 11. Jahrhundert soll der Fluss immer wieder seinen Lauf geändert und das Tal überschwemmt haben. Die Alten sprachen dann vom «Thurtier». Doch wann wird es das nächste Mal erscheinen? Und wer wird es sehen?
Die acht Kilometer lange Wanderung verläuft auf gelb markierten Wanderwegen und dauert rund zweieinhalb Stunden. Aufstieg 62 m, Abstieg 499 m. Der höchste Punkt ist das Gamplüt mit 1357 m ü. M, der tiefste Punkt ist in Unterwasser, 904 m ü.M.
Ausflugstipp: Sagenhaftes und Wahres – eine Wanderung entlang der Thur