Bundesrätin Karin Keller-Sutter setzt Zeichen gegen Gewalt in Familie und Partnerschaft | W&O

25.11.2022

Bundesrätin Karin Keller-Sutter setzt Zeichen gegen Gewalt in Familie und Partnerschaft

Bundesrätin Karin Keller-Sutter hat am Freitagabend im BZBS die Ausstellung «Willkommen zu Hause» eröffnet. Sie ermutigt die Öffentlichkeit zum genauen Hinsehen.

Von armando.bianco
aktualisiert am 28.02.2023
  Im Rahmen der heute gestarteten und bis am 10. Dezember dauernden Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» zeigen Frauen des Soroptimist Club Bad Ragaz in Zusammenarbeit mit dem Berufs- und Weiterbildungszentrum Buchs Sargans (BZBS) und der kantonalen Koordinationsstelle Häusliche Gewalt eine Ausstellung zu Gewalt in Familie und Partnerschaft. Sie trägt den Titel «Willkommen zu Hause». Teil der 1991 ins Leben gerufenen, jährlich stattfindenden Kampagne sind die «Orange Days». Diese dauern seit gestern (Tag gegen Gewalt an Frauen) bis zum 10. Dezember (Tag der Menschenrechte).

Wenn selbstbestimmtes Leben nicht möglich ist

Bundesrätin Karin Keller-Sutter ermutigte die Öffentlichkeit in ihrer Ansprache heute Abend zum genauen Hinsehen. Sie betonte ihre seit Jahren anhaltende politische Entschlossenheit, gegen Gewalt in der Familie und in Partnerschaften vorzugehen. Gründe dafür gibt es aus statistischer Sicht viele: 11148 Menschen sind im letzten Jahr Opfer von häuslicher Gewalt geworden – notabene sind das nur die registrierten Fälle, also die zur Anzeige gebracht wurden. Rund zwei Drittel davon sind Frauen.
Zahlen sieht man es aber nicht an, was es bedeutet, wenn man in der eigenen Familie oder Partnerschaft, also dort, wo man sich geborgen fühlen sollte, seelisch oder körperlich misshandelt wird. Zahlen blenden die brutale Wirklichkeit von Gewalt aus.
 Viele gute Gespräche geführt: Bundesrätin Karin Keller-Sutter in der Ausstellung am BZBS.
Viele gute Gespräche geführt: Bundesrätin Karin Keller-Sutter in der Ausstellung am BZBS.
Bild: Armando Bianco
Für Betroffene sei häusliche Gewalt oft trister Alltag. «Wer so lebt, kann nicht selbstbestimmt, nicht frei leben», sagte die Bundesrätin in Buchs. Umso wichtiger sei das Engagement aller Beteiligten im Kampf gegen Gewalt im privaten, häuslichen Umfeld.

«Hier gehen so viele junge Menschen ein und aus»

Daniel Miescher, Rektor und Gastgeber am BZBS, freute sich in seiner kurzweiligen Begrüssung über die grosse Aufmerksamkeit. Die Thematik stuft er als hoch aktuell ein. Dass der Anlass an einem Bildungszentrum stattfindet, bezeichnete Daniel Miescher als bedeutend, «wo hier doch so viele junge Menschen ein- und ausgehen». In seinen Worten erinnerte er an die Frauenbewegungen der Schweiz in den Siebzigern. Der damals entstandene Slogan «Das Private ist politisch» habe auch heute noch seine Berechtigung und Bedeutung.

Weltweite «Schwestern», die das Beste wollen

«Ziel dieser Kampagne ist es, Licht in dieses Dunkel zu bringen», sagte CVP-Kantonsrätin Barbara Dürr aus Gams. Damit meinte sie, dass unzählige Misshandlungen physischer und psychischer Art sich im Privaten unter Ausschluss der Öffentlichkeit abspielen. Das Thema der Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» passe zu den Soroptimistinnen:
Seit mehr als 100 Jahren bezeichnen wir uns als ‹Schwestern, die das Beste wollen.
 Soroptimistin an vorderster Front: CVP-Kantonsrätin Barbara Dürr aus Gams.
Soroptimistin an vorderster Front: CVP-Kantonsrätin Barbara Dürr aus Gams.
Bild: Armando Bianco
Als Mitglied des Soroptimist Club Bad Ragaz verwies Barbara Dürr in ihrer Rede darauf, dass «wir Frauen unbürokratisch in der Ausbildung unterstützen, ebenso soziale Institutionen sowie armutsbetroffene Familien oder Einzelpersonen». Die Anwesenheit von Karin Keller-Sutter wertete sie als Zeichen, dass dem Thema ein besonderes Gewicht zukommt.

Eindrücklich, berührend und aufwühlend

Peter Keller, Prorektor des BZBS, verwies in Zusammenhang mit der Organisation der Ausstellung in Buchs auf die Koordinationsstelle Häusliche Gewalt des Kanton St. Gallen. Diese habe den Zweck, häusliche Gewalt zu stoppen, Opfer zu schützen und gewaltausübende Personen zur Verantwortung zu ziehen. Die Bildungsinstitution BZBS sei stolz, «dass wir etwas beitragen können zur Aufklärung und Prävention in diesem weit verbreiteten gesellschaftlichen Problem».
 Blick in die vielseitige Ausstellung, konzipiert als Wohnung.
Blick in die vielseitige Ausstellung, konzipiert als Wohnung.
Bild: Armando Bianco
Die eindrückliche, berührende, aufwühlende und mit Texten, Zahlen und Bildern unterlegte Ausstellung «Willkommen zu Hause» macht Gewalt in den eigenen vier Wänden sichtbar. Sie beleuchtet unterschiedliche Facetten des Themas mit Audio- und Filmbeiträgen und ist als Wohnung konzipiert. Raum für Raum wird jeweils ein Aspekt der häuslichen Gewalt dargestellt. Themen wie Gewalt in jugendlichen Paarbeziehungen und Zwangsheiraten werden ebenfalls berücksichtigt. Hinweis: 26. November bis 9. Dezember. Öffentlich: Montag bis Freitag, 12 bis 13 und 16 bis 20 Uhr, samstags 10 bis 15 Uhr, sonntags geschlossen. Schulen: Montag bis Freitag, 7.40 bis 16 Uhr (nur mit Anmeldung). «Orange Days»: Schlösser und Gebäude werden beleuchtet Orange Beleuchtung im öffentlichen Raum soll symbolisch und optisch eindrücklich aufzeigen, dass Gewalt an Frauen und Femizide nicht toleriert werden. Rund um den Globus machen während der 16-tägigen Aktion «Orange Days» beleuchtete Gebäude auf die Gewalt an Frauen und Mädchen aufmerksam. Die Aktion hat gestern begonnen und endet am 10. Dezember. Der Soroptimist International Club Bad Ragaz hat in Zusammenarbeit mit lokalen Behörden erreicht, dass folgende Gebäude in der Region (aus Energiespargründen während einer verkürzten Zeit) orange beleuchtet werden: Schloss Werdenberg, Burgruine Herrenberg (Sevelen), Burgruine Wartau, Dach «Gass» Buchs, Geschäftshaus Federer Buchs, Schloss Sargans, Burgruine Freudenberg (Bad Ragaz).    Einer von 3000 Clubs weltweit Soroptimist Bad Ragaz ist einer von 61 Clubs in der Schweiz. Ihm gehören Frauen aus dem Sarganserland, dem Werdenberg und der Bündner Herrschaft an. Soroptimist ist die lateinische Wortverbindung von «soror» und «optima». Eine sinngemässe Übersetzung bedeutet «Frauen, die sich für das Beste einsetzen». Soroptimist International zählt weltweit über 3000 Clubs und 80000 Mitglieder in 125 Ländern.