Das Ende einer langen Durststrecke: Die Freude über den Fall der Maskenpflicht ist gross | W&O

17.02.2022

Das Ende einer langen Durststrecke: Die Freude über den Fall der Maskenpflicht ist gross

Alle Gäste dürfen wieder einkehren – die «Alpstein»-Wirte Nathalie und Jean-Pierre Schaller sind erleichtert. Doch nicht nur sie: Die Maskenpflicht in den regionalen Läden ist gefallen. Ein Gewinn für die Kundschaft und für die Beschäftigten.

Von Alexandra Gächter, Robert Kucera, Adi Lippuner
aktualisiert am 28.02.2023
[video width="1080" height="1910" mp4="https://www.wundo.ch/wp-content/uploads/2022/02/InShot_20220216_230220279.mp4"][/video]   Erleichterung über den Bundesratsentscheid vom Mittwoch, 16. Februar, wohin man im Werdenberg und Obertoggenburg schaut: Im Verkauf, bei Coiffeurgeschäften, in Restaurants, in der Kultur, im Sport, aber auch bei Veranstaltern von Anlässen kann man guten Gewissens Adolf Ogis Zitat aus dem Jahr 1992, das an den Astronauten Claude Nicollier gerichtet war, heranziehen: «Freude herrscht.» Besonders jene, welche die Maske täglich über einen längeren Zeitraum zu tragen hatten, sind über die neu gewonnene Freiheit froh. Zudem wird das Zwischenmenschliche enorm aufgewertet, wenn man wieder das ganze Gesicht des Gesprächspartners sieht.

Hotel Restaurant Alpstein: Herausfordernde Zeit

Die vergangenen 23 Monate haben den Gastgebern in Wildhaus einiges abverlangt. Da war der Lockdown, also das Restaurant ganz geschlossen, dann durfte ein Take-away betrieben werden und irgendwann gab es dann grünes Licht fürs Bewirten im Freien. Es folgte die Einführung des Zertifikats und kurz darauf mit der 2G-Regel eine neue Hürde. Die Wirtin blickt zurück auf eine herausfordernde Zeit:
Wir haben uns ständig angepasst, neue Ideen entwickelt und diese auch durchgezogen.
Mit dem gestrigen Tag folgt nun ein tiefes Aufatmen. «Die Arbeitsabläufe werden wieder einfacher, es braucht keine Kontrolle der Zertifikate mehr, wir dürfen alle Gäste willkommen heissen und dies erst noch mit einem Lächeln», freut sich Nathalie Schaller. Gut fürs Geschäft findet sie auch die Reservationen, welche bereits am ersten Tag eintrafen. «Es werden wieder Familienfeste und Versammlungen gebucht und das ist nach der langen Durststrecke sehr ermutigend.» Einer ihrer Stammgäste, Monika Gegenschatz, freut sich mit der Wirtin über den Wegfall der einschneidenden Vorschriften:
Es ist ein gutes Gefühl, wieder ohne Einschränkungen einkehren zu dürfen
Sie habe während der fast zwei Jahre immer wieder bewundert, mit welchem Einsatz die Wirte ihren Betrieb neu erfanden. «Es wurde ein Kiosk aufgestellt, damit der Abstand gewahrt werden konnte, der Aufbau des Aussenbereichs auf dem Parkplatz, dann folgte ein Zelt und wenn ich an die ersten Monate zurückdenke, war es auch ein Erlebnis, bei Schnee und Kälte draussen am Feuer zu stehen und einen Drink zu geniessen.» Corona habe viele Einschränkungen gebracht. «Doch dank der Initiative von Nathalie und Jean-Pierre Schaller konnten wir die Zeit überstehen. Kommt dazu, dass ich noch nie so viele Leute kennen gelernt habe wie während der vergangenen Monate. Wir standen zusammen auf dem Platz, haben unsere Getränke genossen und im Freien mit Menschen gesprochen, denen ich sonst nie begegnet wäre. So waren soziale Kontakte möglich und dies dank eines grossen Einsatzes von Seiten der ‹Alpstein›-Wirte», betont Monika Gegenschatz.

Berghaus Malbun: Zuerst Tränen, dann Tanzen

Die Mitarbeiter des Berghauses Malbun zogen in der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag punkt 24 Uhr ihre Masken aus. Sie tanzten vor Freude und hielten dies per Video fest (siehe Video oben). Wie sich dieser Moment angefühlt hat? «Wie totale Freiheit», sagt Eva-Maria Fruhmann, stellvertretende Gastgeberin. Wobei: Genau genommen sagt sie das Wort «Freiheit» nicht, sondern sie singt es.
Unser Herz hat geblutet, wir haben geweint, es war eine schwierige Zeit, ein Desaster, das wir über uns ergehen liessen.
Die Mitarbeiter des Berghauses Malbun seien alle stark geblieben, seien noch besser geworden, hätten neue Ideen entwickelt und dank Innovationen die Krise überlebt. «Andere mussten schliessen, wir sind immer noch da. Wir fühlen uns wie Helden.»

Fabriggli: «Für uns ist es ein Freudentag»

Das Team des Werdenberger Kleintheaters Fabriggli durfte sich anlässlich der vergangenen Sitzung auf die Schultern klopfen. «Trotz zweijähriger Pandemie konnten wir ein wundervolles Programm vor wertschätzendem Publikum zeigen», sagt Präsidentin Katharina Schertler Secli. Die Selektion bezüglich der 2G-Regel und die nur eingeschränkt möglichen Sozialkontakte während und nach den Veranstaltungen haben das Fabriggli-Team aber sehr geschmerzt. Umso mehr freut sich das Team, wieder ein Theater für alle sein zu dürfen. Von Klein bis Gross und von Jung bis Alt.
Für uns ist es ein Freudentag. Ich bin gespannt, wie es sich anfühlt ohne Maske.
Vor allem bei Veranstaltungen, an denen man wieder tanzen und feiern kann, werde man wohl einen Unterschied spüren.

Gämselibögg: Narrenfreiheit für die Fasnächtler

Die Lockerungen kamen für die Guggenmusik Gämselibögg aus Gams im letzten Moment. Die Euphorie bei den Fasnächtlern ist riesig. «Wir sind voller Elan, die Lockerungen spielen uns in die Hände, da ja wegen der Zertifikatspflicht auch Helferinnen und Helfer weggefallen wären», sagt Präsident Kevin Fahrer. Am Samstagabend findet nun nicht nur das geplante Monsterkonzert auf dem Löwenplatz, sondern auch der Guggerball in der Mehrzweckhalle Widem statt.
Ursprünglich rechneten wir mit 500 Personen. Vielleicht werden wir überrannt. Wir rechnen nun mit 1000.
Um Ordnung zu halten, richten die Gämselibögg eine bewirtete Garderobe am Eingang der Mehrzweckhalle ein. Der kurzfristige Mehraufwand nimmt der Präsident gelassen. «Wir haben ja noch einen Tag Zeit.»
 Amanda und Anita Stump von Coiffeur Stump in Sennwald freuen sich, endlich ohne Maske arbeiten zu dürfen.
Amanda und Anita Stump von Coiffeur Stump in Sennwald freuen sich, endlich ohne Maske arbeiten zu dürfen.
Bild: Alexandra Gächter

Coiffeuse Amanda Stump: Endlich aufatmen

Anita und Amanda Stump, die beiden Inhaberinnen des Beauty Coiffeur Stump in Sennwald, können aufatmen. «Ich bin gottenfroh, dass die Maskenpflicht gefallen ist», sagt Amanda Stump. Fast zwei Jahre lang mussten sie den ganzen Tag eine Maske bei der Arbeit tragen. «Es war extrem anstrengend, mit der Maske zu reden. Und als Coiffeuse redet man oft mit den Kundinnen und Kunden», so Amanda Stump. Sie und ihre Mutter hatten wegen der Maske oft Kopfweh und waren am Abend «richtig fertig». Zudem war es schwieriger, einen passenden Haarschnitt zu finden, weil das halbe Gesicht von der Maske bedeckt war. Amanda Stump erklärt:
Der Haarschnitt soll ja auch zu der Gesichtsform passen.
Nicht nur die beiden Coiffeusen, auch ihre Kundinnen und Kunden freuen sich über den Wegfall der Maskenpflicht. «Das ist so schön», sagte gestern eine Kundin gegenüber der Coiffeuse.

Coiffeuse Silvet Durmishi: «Eine Erleichterung»

Ungewohnt sei es, ohne Maske zu arbeiten, sagt Silvet Durmishi, Inhaberin von Coiffeur Amra in Sennwald. Die Maske gehörte fast zwei Jahre lang zu ihrem Arbeitsalltag. Anfangs war es nicht einfach, die Haare hinter den Ohren zu schneiden – die Gummibänder der Maske störten. Da diese nach dem Haarefärben manchmal farbig wurden, gab es für die Kundschaft jeweils eine neue Maske. Silvet Durmishi sagt:
Die Lockerungen der Massnahmen sind für mich eine Erleichterung.
Selbstverständlich ist es nicht nur für die Kundschaft weiterhin möglich, eine Maske zu tragen, «auch ich trage weiterhin eine, wenn der Kunde oder die Kundin es verlangt.»
 Das Beratungsgespräch im Reformhaus P. Hugentobler gestaltet sich leichter, wenn man wieder ganze Gesichter sieht.
Das Beratungsgespräch im Reformhaus P. Hugentobler gestaltet sich leichter, wenn man wieder ganze Gesichter sieht.
Bild: Robert Kucera

Reformhaus P. Hugentobler: «Kunden sind gemütlicher»

Erleichterung löste der Bundesratsbeschluss auch bei Peter Hugentobler, Geschäftsinhaber des Reformhauses P. Hugentobler, aus:
Ich freue mich sehr. So kann man wieder freudiger und freier arbeiten.
Auf der einen Seite ist ihm wichtig, dass man wieder das ganze Gesicht sieht, wenn man mit den Leuten spricht. «Auf der anderen Seite kann man besser auf die Kundenbedürfnisse eingehen. Der Kunde äussert sich ohne Maske besser, weil er weniger gestresst ist.» Genau diese Anspannung hat er mehrmals beobachten können. Auch auf den Umsatz könnte das Fallen der Maskenpflicht Einfluss haben, wie Hugentobler sagt: «Die Kunden sind gemütlicher, sie haben mehr Zeit, um sich umzuschauen.»
 Wohltat: Besteck abtrocknen ohne Maske.
Wohltat: Besteck abtrocknen ohne Maske.
Bild: Robert Kucera

Hotel Restaurant Buchserhof: «Dem Gast näher»

«Es ist natürlich eine riesige Erleichterung, dass man wieder ohne Maske arbeiten kann», hält Andreas Müller, Gastgeber des Hotel Restaurants Buchserhof, fest. Zwar ändere sich an Arbeitsabläufen oder -techniken nichts.
Aber man fühlt sich freier und ist dem Gast näher, wenn man keine Maske mehr tragen muss.
Kommt es nach der Coronawelle nun zu einer Kundenwelle? «Ich hoffe, dass die Telefone wieder heisser laufen.» Wie Müller festhält, sei er guter Dinge und optimistisch eingestellt, dass es beim Gastgewerbe im finanziellen Bereich aufwärts geht.
 «Aber ich bin nicht traurig, dass ich die Maske nicht mehr tragen muss», hält Carmen Giger, Textilverkäuferin bei Mode Schäpper AG, fest.
«Aber ich bin nicht traurig, dass ich die Maske nicht mehr tragen muss», hält Carmen Giger, Textilverkäuferin bei Mode Schäpper AG, fest.

Mode Schäpper AG: Kunden sind fröhlicher

«Unterdessen hat man sich zwar an das Tragen einer Maske gewöhnt», hält Carmen Giger, Textilverkäuferin bei Mode Schäpper AG, fest. «Aber ich bin nicht traurig, dass ich sie nicht mehr tragen muss.» So gehe es auch den Kundinnen und Kunden, wie sie schildert:
Eine Kundin kam fröhlich herein und sagte als erstes: ‹Ich sehe ihr Gesicht endlich wieder mal.› Das finde ich super.
Es sei viel angenehmer, so zu arbeiten, da die Leute aufgestellter seien, merkt Giger an. Eine andere Episode des ersten Arbeitstags nach dem Bundesratsbeschluss: Ein maskierter Kunde bestand darauf, dass bei ddie Verkäuferin ebenfalls eine Maske tragen soll. «Kein Problem», sagt Giger. «So flexibel sind wir.»
 Das Raiffeisen Juniorenhallenturnier des FC Gams darf vor Publikum ausgetragen werden.
Das Raiffeisen Juniorenhallenturnier des FC Gams darf vor Publikum ausgetragen werden.
Bild: Robert Kucera

Grünes Licht für das Gamser Juniorenhallenturnier

Turnierleiter Carlo Ventura ist froh gestimmt. Bereits letzte Woche, als sich ein positiver Bundesratsentscheid abgezeichnet hat, habe man sich für die Durchführung des Raiffeisen Juniorenhallenturniers in Gams entschieden. «Und jetzt gilt nicht einmal mehr 2G+, das ist ja noch besser», freut sich Ventura. So könne man nun das Fussballturnier mit Zuschauern über die Bühne bringen. Dies freut Ventura doppelt: Einerseits wegen des wirtschaftlichen Faktors, andererseits weil die Spielfreude der Kinder einfach höher ist, wenn vor Publikum gespielt wird. Der Turnierleiter hält fest:
Wir wollen ja, dass die Kinder Spass haben.
Doch vor dem Spass kommt die Knochenarbeit. Die Turniervorbereitung ist  Stress pur. «Doch wir sind auf einem guten Weg.»
 Agnes Gschwend, Verkäuferin im Lebensmittelgeschäft Murer in Alt St. Johann, ist erleichtert, dass sie nicht mehr den ganzen Tag eine Maske tragen muss. Die Gesundheit ihrer Kundinnen und Kunden liegt ihr aber trotzdem am Herzen.
Agnes Gschwend, Verkäuferin im Lebensmittelgeschäft Murer in Alt St. Johann, ist erleichtert, dass sie nicht mehr den ganzen Tag eine Maske tragen muss. Die Gesundheit ihrer Kundinnen und Kunden liegt ihr aber trotzdem am Herzen.
Bild: Adi Lippuner

Lebensmittelgeschäft Murer: Befreiend und doch unsicher

Agnes Gschwend, Verkäuferin im Lebensmittelgeschäft Murer in Alt St. Johann, ist einerseits erleichtert, dass sie nicht mehr den ganzen Tag eine Maske tragen muss.
Es ist befreiend, aber es bringt auch Unsicherheit mit. Ich habe im privaten Umfeld und auch im Freundeskreis Menschen, die ich schützen will und weiss, dass ich auch als Geimpfte das Virus weiter tragen kann.
Deshalb werde sie auf Selbsttests setzen, um ihre Lieben möglichst nicht zu gefährden. Es gebe auch Kundinnen und Kunden, die weiterhin eine Maske tragen und dies erachten sowohl Geschäftsleitung als auch Mitarbeitende als «durchaus gerechtfertigt.» Es gehe darum, das Schutzbedürfnis jedes Einzelnen zu respektieren.