Der Steinkauz jagt wieder Mäuse und der Bartgeier erobert neue Kantone | W&O

Schweiz 03.10.2025

Der Steinkauz jagt wieder Mäuse und der Bartgeier erobert neue Kantone

Good News in der Vogelwelt: Der beinahe ausgerottete Steinkauz keckert wieder und noch nie seit der Wiederansiedlung sind so viele junge Bartgeier ausgeflogen.

Von Bruno Knellwolf
aktualisiert am 03.10.2025
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Es gibt sie noch, die guten Neuigkeiten. Dem Steinkauz geht es wieder besser. Die kleine, nur etwa 25 Zentimeter grosse Eule stand vor 25 Jahren in der Schweiz knapp vor dem Aussterben. Nur noch ganz selten war in der Paarungszeit im Frühling sein keckerndes Rufen zu hören. Der Mäusejäger liebt die offenen Landschaften mit alten Obstbäumen, Feldrändern, Weiden, Steinmauern oder Scheunen. Doch die intensive Landwirtschaft und die Zersiedelung beschränkten seinen Lebensraum.

So zählte Anfang der 2000er-Jahre die Schweiz nur noch etwa 50 Reviere. Früher war der Steinkauz häufig unterwegs, auch wenn es keine genauen Zahlen über die Population gibt. Gemäss BirdLife Schweiz waren es Mitte des letzten Jahrhunderts weit über 1000 Reviere – in einer Landschaft voller Hochstammbäume.

Um das Aussterben zu verhindern, fördert BirdLife Schweiz den Steinkauz nun seit Jahrzehnten – gemeinsam mit über 20 Partnern und engagierten Landwirten. Schon in den 1980er-Jahren starteten die ersten Projekte. Wichtige Massnahmen sind das Pflanzen von Hochstamm-Obstbäumen, das Anlegen von Biodiversitätsförderflächen, der Bau von Nisthilfen und Sitzwarten oder die Schaffung von Kleinstrukturen wie Ast- und Steinhaufen.

Diese Aufwertungen wirken, heute gibt es wieder 161 Steinkauz-Reviere, so viele wie seit über 40 Jahren nicht mehr. Diese helfen nicht nur dem Steinkauz, sondern auch zahlreichen weiteren Tier- und Pflanzenarten.

Trotz der erfreulichen Entwicklung sei das längerfristige Überleben des Steinkauzes noch nicht gesichert, schreibt BirdLife. «Der Steinkauz bleibt gefährdet. Für sein Überleben braucht er vielfältige, strukturreiche Kulturlandschaften. Hier hat die Schweiz noch grossen Nachholbedarf», sagt Martin Schuck, Leiter der Abteilung Artenförderung von BirdLife Schweiz.

Noch nie so viele junge Bartgeier ausgeflogen

Auch für den Bartgeier war 2025 ein gutes Jahr. Seine vor gut 30 Jahren gestartete Wiederansiedlung läuft erfolgreich. Der Bestand wächst weiter an. 26 Bruten wurden gezählt, damit wurde der Rekord von 2023 übertroffen. Allein im Kanton Graubünden flogen 2025 sechzehn Jungtiere aus. Im Wallis sieben, in den Kantonen Bern, Tessin und St. Gallen jeweils ein Jungvogel.

Noch nie so viele junge Bartgeier seit der Wiederansiedlung.
Noch nie so viele junge Bartgeier seit der Wiederansiedlung.
Hansruedi Weyrich

Im Kanton St. Gallen entstand in diesem Jahr erstmals ein Brutgebiet. Das zeige, dass noch andere Regionen in den Schweizer Alpen besiedelt werden könnten. «Wir erwarten, dass sich in den kommenden Jahren auch erste Brutpaare in der Zentralschweiz niederlassen», sagt Daniel Hegglin, Geschäftsführer der Stiftung Pro Bartgeier in einer aktuellen Mitteilung.

Trotz der erfreulichen Entwicklung wird das Wiederansiedlungsprojekt weitergeführt. Die Population in der Schweiz hat noch eine geringe genetische Vielfalt, was bereits problematische Folgen hat: Mehrere Junggeier haben vermutlich aufgrund von Inzucht ein fehlerhaftes Gefieder entwickelt, wodurch sie nicht flugfähig waren. Daher will die Stiftung weiterhin Bartgeier aus genetisch geeigneten Linien auswildern.