Ein Jahr des Aufbruchs und der Weichenstellungen: Blasmusikverband ehrt langjährige Mitglieder | W&O

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Ein Jahr des Aufbruchs und der Weichenstellungen: Blasmusikverband ehrt langjährige Mitglieder

Für den St.Galler Blasmusikverband endet ein ereignisreiches, teils turbulentes Verbandsjahr. An seiner Delegiertenversammlung vom Samstag in Sargans hat der Verbandsvorstand zurückgeblickt – und seinen Fokus auf die Jugend und die Kommunikation gesetzt

Von PD
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Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Haben im Jubiläumsjahr 2024 noch zehn Vorstandsmitglieder des St.Galler Blasmusikverbands (SGBV) die Delegierten aller Musikvereine im Kantonsgebiet zur DV in Mels begrüssen dürfen, so nahmen am vergangenen Samstag nur deren neun den Vorsitz der Delegiertenversammlung ein.

Der Grund ist ein tragischer, wie der Verband mitteilt: Am 15. September ist Vorstandsmitglied Werner Lusti, Kreispräsident Toggenburg, unerwartet verstorben. Ihm zum Gedenken startete die DV mit einer Schweigeminute, bevor Verbandspräsident Roland Kohler zur Behandlung der ordentlichen Traktanden überleitete.

Quo vadis, Blasmusikverband?

111 der insgesamt 116 Musikvereine im Kanton St.Gallen waren in Sargans mit 331 stimmberechtigten Delegierten vertreten. Sie alle wurden vom Sarganser Gemeindepräsidenten Stefan Kohler mit einigen Grussworten in der Heimatgemeinde der gastgebenden Musikgesellschaft Sargans willkommen geheissen. Im Anschluss an den Jahresbericht des Verbandspräsidenten zogen die Ressortverantwortlichen in ihren Jahresrückblicken Bilanz. Sie ist laut SGBV in mehrerlei Hinsicht eine durchzogene.

Fabian Wirth verwies namens der Musikkommission ebenso auf ein SGBV-Forum mit dem Titel «Tempi passati. Quo vadis?» mit Patrick Bichler, Leiter des Ressorts Jugend. Es hat im August stattgefunden und ist aus dem Wunsch von Musikkommission und Verbandsvorstand erwachsen, eine Bedarfserhebung durchzuführen und bestehende Angebote und Dienstleistungen verbandsübergreifend zu überdenken und zu optimieren.

Fast 100 Teilnehmende hatten über Themen wie Vereinsorganisation, Jugendförderung, Veteranenwesen, Kommunikation, musikalische Angebote und Ausbildungen sowie Verbandsstruktur und -organisation diskutiert. Wirth sagte:

Es wurden Bedürfnisse aufgenommen, Rückfragen gestellt und Erfahrungen ausgetauscht.

Parallel dazu führten die Verantwortlichen des Ressorts Jugend ein musikalisches «Speed Dating» unter dem Titel «Allegro con fuoco» durch, bei dem sich laut Bichler 60 Teilnehmende intensiv zu zentralen Fragen der Nachwuchsförderung austauschten, wie zum Beispiel zur Gewinnung neuer Mitglieder und zur Bedeutung der Elternarbeit.

Geehrte aus der Region

Kantonale Ehren-Jubilare/ CISM-Veteranen, 60 Jahre: Jakob Lieberherr, (Musikgesellschaft Stein SG); Eidgenössische Veteranen 35 Jahre: Andrea Beck (Musikverein Buchs-Räfis), Petra Guntli (MV Buchs-Räfis), Josef Näf (Musikgesellschaft Alt St. Johann-Unterwasser), Ruedi Schwendener (MG Sevelen); Kantonale Veteranen 25 Jahre: Barbara Eggenberger (MV Buchs-Räfis), Franz Huser (MG Alt St. Johann-Unterwasser), Werner Schwizer (MG Alt St. Johann-Unterwasser), Lorenz Vogel (MG Sennwald)

Auch personell wird umstrukturiert

An der einen wie an der anderen Veranstaltung wurden Schlüsse gezogen und daraus schliesslich Strategien abgeleitet. So soll der Fokus der Verbandsleitung künftig besonders auf den Themen Jugend und Kommunikation zu liegen kommen. Dass vor allem im Ressort Jugend weiterhin personelle Engpässe bestehen, erschwert dieses Vorhaben aber zusehends. Mit dem Fürstenland, dem Neckertal und St.Gallen ist in gleich drei Kreisen im Kanton die Leitung des Ressorts Jugend vakant.

Ausserdem musste sich die Verbandsleitung am Samstag nach über 15 Jahren Tätigkeit von Roland Wohlwend, Ressortleiter Jugend im Kreis Sarganserland-Werdenberg, verabschieden.

Ebenfalls von seinem Amt zurückgetreten ist GPK-Mitglied René Cahenzli. Er wurde nicht nur von Vorstandsmitglied Verena Federli gebührend verabschiedet, auch stimmten die Delegierten einem Antrag zu, den Demissionierenden für seine Dienste zu einem Ehrenmitglied des SGBV zu ernennen. Cahenzlis Nachfolge wird Goar Hutter antreten – er wurde einstimmig gewählt.

Für eine weitere Amtszeit von zwei Jahren stellte sich der Verbandspräsident zur Wahl. Es soll seine letzte sein, wie er ausführte. Kohler wurde einstimmig wiedergewählt, genauso wie seine Vorstandskolleginnen und -kollegen. Neu wird auch Patrick Bichler im Vorstand Einsitz nehmen. Auch er wurde einstimmig gewählt.

Finanzielle Grundlage vorhanden

Aus finanzieller Sicht bringt der Verband die nötigen Grundlagen mit, um die geplanten Veränderungen anzugehen. Das Verbandsjahr endet mit einem kleinen Ertragsüberschuss von rund 3500 Franken. Erwähnenswert ist dabei die finanzielle Zuwendung des Amts für Kultur, die 2025 um 20'000 Franken höher ausgefallen ist.

Laut Roland Vetsch, Ressortleiter Finanzen, hätten mit dem Beitrag von 80'000 Franken «einschneidende Mindereinnahmen beim Sponsoring ausgeglichen sowie Rückstellungen für die dringende technische ‹Sanierung› unserer IT-Infrastruktur gebildet werden» können.

Dass der Mitgliederbeitrag des Verbands dennoch von 7.50 auf 9 Franken erhöht werden soll, hat andere Gründe. Nicht zuletzt wurden auch die Beiträge an den Dachverband SBV pro Musikantin und Musikant erhöht. Auf kantonaler Ebene ist es die erste Erhöhung des Beitrags seit rund 20 Jahren. Rechnung und Beitragserhöhung wurden von der Versammlung ebenso grossmehrheitlich angenommen wie das Budget, das für das 2026 einen kleinen Ertrag von rund 1500 Franken vorsieht.

Zuspruch von Regierung und Dachverband

Eingebettet zwischen die Traktanden richteten mehrere Amtsträger dem SGBV ihre Grussworte aus. Der St.Galler Regierungspräsident Beat Tinner etwa betonte, dass die St.Galler Musikantinnen und Musikanten mit ihrer Musik das gesellschaftliche Leben auf unvergleichliche Weise bereichern würden:

Sie alle schenken unserer Gesellschaft Klang, Emotion und Zusammenhalt.

In dasselbe Loblied stimmte auch Hans Seeberger mit ein. Der Vizepräsident des Schweizer Blasmusikverbandes SBV ging auf die Ereignisse im vergangenen Verbandsjahr ein und schlug eine Brücke zur Musik, die – je nach Bedarf – Unterstützung und Trost spenden könne.

Preise, Ehrungen und grosse Dankbarkeit

Ein weiteres Mal überreichte der Verband einen mit 250 Franken dotierten Innovationspreis – und das gleich zweimal. Einerseits an «Rhine Talents», ein Projekt, das es im Sommer einer grossen Zahl jugendlicher Musikantinnen und Musikanten ermöglichte, nach Übersee zu reisen und auf Tournee zu gehen. Andererseits an die Musig Eggersriet, die im Rahmen ihres 150-jährigen Bestehens einen Musikweg eröffnet haben.

Zu Ehrenmitgliedern wurden einerseits das Vorstandsmitglied Michael Brunner, Kreis Fürstenland, für seine Tätigkeit in der Verbandsleitung während elf Jahren, und andererseits Michael Kohler für seine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit während zehn Jahren gewählt. Geehrt wurde zudem auch Christine Schmidheiny, die seit 20 Jahren den Musikverein Balgach präsidiert.

Auch die Josef-Strässle-Steigacker-Stiftung (JSSS) durfte erneut eine Preisverleihung durchführen und Xaver Thoma für seine jahrelange ehrenamtliche Arbeit für die Jugend und die Blasmusik auszeichnen.
Und schliesslich wurde der Nachmittag genutzt, um nicht weniger als 87 Personen für 70, 65, 60, 50 oder 35 Jahre Aktivmitgliedschaft zu eidgenössischen und kantonalen Ehrenveteranen, kantonalen Ehrenjubilaren, CISM-Veteranen, kantonalen Jubilaren und eidgenössischen Veteranen zu ernennen.