Ein Roboter kann nicht hadern | W&O

27.03.2024

Ein Roboter kann nicht hadern

Leserbriefschreiberin Gertrud Kümin warnt davor, Maschinen durch die Sprache zu vermenschlichen.

Von Gertrud Kümin
aktualisiert am 27.03.2024

«Säntis erhält arabische Spende»
Ausgabe vom 22. März

Am Freitag hatte es auf der Frontseite den Hinweis «Säntis erhält arabische Spende». Der Satz, den ich bedenklich finde, lautet: «Während es dem Projekt an Aufmerksamkeit nicht fehlt, hadern aktuell noch die Tauchroboter mit ihrer Aufgabe.» Ich weiss nicht, wer in Ihrer Redaktion für die sprachliche Gestaltung der Frontseite zuständig ist. Es ist mir ein Bedürfnis und ein Anliegen, die Redaktion darauf hinzuweisen, dass «hadern» ein Verb ist, das eine menschliche Befindungslage ausdrückt.

Ich finde es ethisch höchst problematisch, wenn Journalisten einem Roboter diese Fähigkeit zusprechen/andichten, und ich wünsche mir, dass der- oder diejenige, die/der diesen Satz kreiert hat, sich mit diesem Hinweis auseinandersetzt.

Es kann natürlich sein, dass der Schreiber/die Schreiberin die Aussage ironisch gemeint hat. Dann allerdings hätte sie/er den Ausdruck zumindest meines Erachtens in Anführungs- und Schlusszeichen setzen sollen.
In der heutigen Zeit, in der allen denkenden und fühlenden Wesen bewusst geworden ist, welche Macht in der Sprache liegt, finde ich es angemessen, dass Journalistinnen und Journalisten sich dessen bewusst sind.

Gertrud Kümin,
Pflegeheim Werdenberg , 9472 Grabs