Ein Sarganserländer will den Wolf mit einem Filmprojekt ins richtige Licht rücken | W&O

07.04.2022

Ein Sarganserländer will den Wolf mit einem Filmprojekt ins richtige Licht rücken

Rolf Hösli aus Bad Ragaz ist in der Schlussphase eines mehrjährigen Filmprojekts mit dem Titel «Missverstandene Kreatur».

Von Hans Bärtsch
aktualisiert am 28.02.2023
Mittlerweile sind die ersten knapp 50 Minuten unter Dach. Rund eine Stunde 15 Minuten werde der fertige Film dauern, sagt Rolf Hösli. Der Streifen ist einem Tier gewidmet, das sowohl Freunde wie Feinde hat – dem Wolf. Der in Bad Ragaz wohnhafte Hösli kann sich gut daran erinnern, wie er auf das Thema gekommen ist – durch einen Artikel im «Sarganserländer», in dem es 2012 hiess: «Der Wolf zeigt sich.» Das habe sein Interesse geweckt, so Hösli. Seither befasst sich der passionierte Filmemacher intensiv mit dem Wolf. Hat viel Litera­tur zum Thema gelesen, Forschungsergebnisse studiert, mit Fachleuten wie einem pensionierten Wildhüter gesprochen. Seit ein paar Monaten bekommt Hösli Wölfe regelmässig vor die eigene Wildkamera. Auf einem Maiensäss in der Region geraten die Jungtiere in seine Fotofallen. Er vermutet ein Paar und – stets etwas abseits – einen weiteren Jungwolf. Er würde sich nicht wundern, wenn es zu einer Rudelbildung kommt. Es würde nicht weit vom Calanda-Rudel entfernt geschehen, das von 2012 bis Winter 2018/19 Bestand hatte.

Mit der Mär vom bösen Wolf Schluss machen

Worum geht es Hösli mit «Missverstandene Kreatur»? Wie es der Filmtitel besagt, soll der Streifen zeigen, «was der Wolf ist, aber auch was er nicht ist». Er soll auch Vorurteile ausräumen, die tief verankert sind – etwa vom bösen Wolf in Märchen wie «Rotkäppchen». «Der Wolf ist ein Beutegreifer», so Hösli, den dieser Begriff präziser dünkt als Raubtier. «Wir sind uns heute einfach nicht mehr an ihn gewöhnt, die Natur ist zum Kuschelzoo degradiert.» Den Nutztieren würde das Flucht­verhalten fehlen; etwas, das in früheren Jahrhunderten anders gewesen sei. Der Wolf habe es schon immer schwierig gehabt, erzählt Hösli von seinen geschichtlichen Forschungen. Im Mittelalter habe er gar als Menschenfresser gegolten. Hösli hat seinen Film in Kapitel gegliedert, in denen es etwa um die Evolution und Biologie des Wolfes geht, um dessen Verfolgung und Ausrottung, um die Regulierung, den Herdenschutz, um besondere Geschichten und Begegnungen, um ethische Fragen. Was Hösli zu misslingen scheint, ist, Wolfsgegner zu Wort kommen zu lassen. «Im Internet findet man die wüstesten Sachen, so Hösli, sogar Nazisymbole kämen zur Anwendung. In ihren Foren hätten die Wolfsgegner eine grosse Klappe, aber hinstehen und ihre Sicht der Dinge erläutern, das wolle niemand – wohl auch, «weil ihnen Argumente fehlen».

Fertigstellung im Spätsommer oder Herbst 2022

Bis dato fehlen ebenfalls Stellungnahmen von «offizieller Seite», sprich weder seitens des Kantons noch aus dem Kreis von Direktbetroffenen – etwa Landwirte, die Tiere verloren haben – würde jemand vor die Kamera stehen. Hösli betont gleichwohl, so neutral wie möglich ans Werk zu gehen. Ein erster Einblick in den sehr professionell gestalteten Film überzeugt. Schliesslich soll «Missverstandene Kreatur» auf Youtube allen Interessierten gratis und franko zur Verfügung stehen. Mit der Fertigstellung rechnet Hösli im Spätsommer/Herbst dieses Jahres. «Ich möchte mit meinem Film Verständnis wecken für den Wolf», fasst Hösli zusammen. Ihn ins richtige Licht rücken und zeigen, «dass er keine Bestie ist». Persönlich glaubt Hösli, dass der Herdenschutz in Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen müsse im Zusammenleben von Wolf und Nutztieren/Mensch. Er selber hat sich in diesem Bereich bei einer Bündner Pro-Natura-Gruppe auch schon freiwillig engagiert.