Ein Weg der kleinen Schritt für Skicrosser Jonas Lenherr: Erst mal für Weltcups qualifizieren | W&O

17.11.2022

Ein Weg der kleinen Schritt für Skicrosser Jonas Lenherr: Erst mal für Weltcups qualifizieren

Der Gamser ist «nur» noch im A-Kader. Doch er hat ein gutes Gefühl und sieht sich auf Augenhöhe mit der Schweizer Spitze.

Von robert.kucera
aktualisiert am 28.02.2023
«Es geht mir gut und ich bin parat für die Saison», sagt Jonas Lenherr. Worte, die im Spätherbst zum Standard eines Wintersportlers seines Formats gehören. Im Fall des Gamser Skicrossfahrers aber steckt viel Hoffnung und Mut in diesem einen Satz. Anders sah es vor einem Jahr aus: Nach einem Trainingssturz verpasste er den Saisonstart (Anriss des Kreuzbands im linken Knie).  Mittlerweile hat er sich gut davon erholt und trainiert so, wie es sich der 33-Jährige von früher gewohnt ist. Wenn man überhaupt zum Trainieren kommt. Der Schneemangel traf das Schweizer Skicrossteam hart. «Wir brauchen mehr Schnee. Denn wir müs­sen Schanzen und Wellenbahnen bauen», erklärt Lenherr. So kehrte man im Spätsommer Europa den Rücken zu. «Wir waren drei Wochen lang in Chile. Das war cool und mal was ganz Neues», sagt der vierfache Weltcupsieger (dreimal Einzel, einmal Team).
 Letzte Saison zu dieser Zeit musste Jonas Lenherr auf Grund einer Verletzung pausieren. Nun darf voll angreifen.
Letzte Saison zu dieser Zeit musste Jonas Lenherr auf Grund einer Verletzung pausieren. Nun darf voll angreifen.
Bild: Robert Kucera
Wie er schildert, lag auch in Südamerika nicht viel Schnee:
Doch wir haben einen Kurs zustande gebracht und das Maximum herausgeholt.
Im Herbst folgte dann der zweite Swiss-Ski-Zusammenzug. Es wurde zwei Wochen lang im Pitztal (Österreich) trainiert.

Nationalmannschaftsstatus eingebüsst

Mit der Vorbereitungszeit zeigt sich Jonas Lenherr zufrieden. Doch aller Anfang ist schwer: «Es braucht beim Skifahren einen Moment, bis man wieder jenes Level erreicht, auf welchem man war. Denn schliesslich ist es zum Trainingsauftakt eine Weile her, seit man das letzte Mal auf den Skis stand.» Schritt für Schritt machte der Gamser Fortschritte. Nun darf er mit zuversichtlicher Miene festhalten:
Alles ist so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe. Jetzt bin ich eigentlich schon wieder dort, wo ich gerne sein will.
Nur in einem Punkt hinkt Lenherr der Erwartungshaltung hinterher: Er hat bei Swiss-Ski den Nationalmannschaftsstatus eingebüsst und steht «nur» noch im A-Kader.
 Den Sprung ins Weltcupteam muss sich Jonas Lenherr zunächst mal in Qualifikationsläufen verdienen.
Den Sprung ins Weltcupteam muss sich Jonas Lenherr zunächst mal in Qualifikationsläufen verdienen.
Bild: Swiss Ski
Die Seuchensaison 2021/22, Jonas Lenherr spricht von einem «katastrophalen Winter», hatte also Folgen. Natürlich trainiert das Mitglied des Skiclubs Gams nach wie vor mit der Schweizer Spitze. Doch er ist für die Weltcuprennen nicht mehr automatisch gesetzt. Das heisst: Lenherr muss sich erst mal in Qualifikationsrennen für die acht Schweizer Startplätze empfehlen. Im Pitztal findet das erste diesen Freitag statt. Somit steht auch schon das primäre Ziel des 33-Jährigen fest: Weltcupstarts. «Zu Saisonbeginn weiss man zwar nie, wo man steht. Doch ich habe ein gutes Gefühl», lässt Jonas Lenherr durchblicken, dass er sich nach wie vor in der Schweizer Spitze sieht. Dies sind beste Voraussetzungen für Top-Ergebnisse auf höchster Stufe. «Und wenn man gut im Weltcup fährt, dann erübrigen sich die Qualifikationen», so der Plan Lenherrs.

Mit Erfahrungswerten punkten

Angesprochen auf seine Erwartungshaltung für die neue Skicross-Saison hält sich Lenherr etwas bedeckt. Wie alle Fahrer möchte er Rennen gewinnen, den WM-Titel holen. Doch zu weit nach vorne will er nicht blicken. Der Fokus wird stets auf die anstehende Aufgabe gelegt. Jonas Lenherr nimmt Heat für Heat, Rennen für Rennen. Mit seinen 33 Jahren zählt er sich übrigens noch nicht zum alten Eisen. Im Skicross, so erläutert er, sind Erfahrungswerte ein bedeutender Faktor. Als Beispiel nennt er den Teamkollegen Alex Fiva. Mit 35 Jahren wurde er 2021 in Idre Fjäll (Schweden) Weltmeister. «Ich bin also im besten Alter», sagt der Gamser mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
 Eine Art Wendepunkt: Zum Saisonabschluss in Veysonnaz durfte Jonas Lenherr endlich wieder mal jubeln.
Eine Art Wendepunkt: Zum Saisonabschluss in Veysonnaz durfte Jonas Lenherr endlich wieder mal jubeln.
Bild: Bastien Galley / freshfocus
Den Grundstein, um den letzten Winter rasch vergessen zu machen, hat Lenherr allerdings schon in den letzten beiden Wettkämpfen der abgelaufenen Saison gelegt. Just im abschliessenden Weltcuprennen in Veysonnaz stiess er bis in den Final vor. Am Ende wurde Lenherr Vierter. Aufs Podest fuhr er dann am Red Bull Super Skicross in Andermatt als Dritter. Zu diesen Rennen sagt Jonas Lenherr:
Es war schon sehr wichtig, zu zeigen, dass ich noch schnell sein kann.
Gewusst habe er es bereits in den Rennen zuvor. «Ich fuhr gute Rennen. Doch man hat es den Resultaten nicht angesehen.»