Es braucht mehr Bauland im Werdenberg: Vor allem Ausländer wandern zu | W&O

27.10.2021

Es braucht mehr Bauland im Werdenberg: Vor allem Ausländer wandern zu

Studie des Hauseigentümerverbandes zeigt: Im Kanton St. Gallen wächst das Werdenberg am stärksten. Sie ortet Bedarf für Einzonungen im Werdenberg.

Von Thomas Schwizer
aktualisiert am 28.02.2023

Rund 2500 Ausländer sind zwischen 2010 und 2019 in die Gemeinden der Region Werdenberg gezogen und sorgten für ein starkes Bevölkerungswachstum. Der Hauptgrund für die Zuzüge sind die vielen hoch qualifizierten Arbeitsplätze in der Industrie dieser Region und im angrenzenden Fürstentum Liechtenstein. Das schilderte Dominik Matter von Fahrländer Partner, Spezialist für Raumentwicklung, am Mittwochabend am Herbstanlass des regionalen Hauseigentümerverbandes Werdenberg.

Auch in den kommenden Jahren dürfte diese Entwicklung weitergehen – und damit die Nachfrage nach Wohnraum weiter steigen, blickte er voraus. Matter hat im Auftrag dieses Regionalverbandes die kantonale HEV-Wohnortstudie St. Gallen vom Herbst 2020 regionalisiert.

Klein, aber offenbar begehrt.»

Dieses Fazit zieht Dominik Matter für die Region Werdenberg. Wegen der weiterhin erwarteten Zunahme von Industrie-Arbeitsplätzen in der Region werde es auch künftig eine Zuwanderung geben. Bis 2035 brauche es deshalb zusätzliches Bauland, stellte er am Herbstanlass des Hauseigentümerverbandes Region Werdenberg (HEV) fest.

Basierend auf der Wohnortstudie, die im Herbst 2020 im Auftrag des HEV Kanton St.Gallen fertiggestellt wurde, erwartet Matter für die Region Werdenberg bis im Jahr 2030 eine Bevölkerungszunahme von zehn Prozent.

Das ist mehr als der kantonale und schweizerische Durchschnitt.»

Zum Vergleich: Mit zehn Prozent mehr Einwohnern zwischen 2013 und 2018 lag die Region Werdenberg kantonsweit an der Spitze.

Überdurchschnittliches Wachstum hält an

Der Kanton St.Gallen rechne bis 2030 sogar mit einem Bevölkerungswachstum von zwölf Prozent im Werdenberg. Das erachtet Fahrländer Partner als nicht realistisch, weil zu wenig Baulandreserve in der Wohn- und Mischzone verfügbar sei.

Für Buchs, Grabs, Sevelen und Wartau geht Matter von einem überdurchschnittlichen Bevölkerungswachstum aus. Hier sieht er bis 2035 denn auch am meisten Bedarf nach zusätzlichem Wohnraum.

Dass dieser vor allem im Eigentumsbereich knapp ist, zeigt auch die Marktpreisentwicklung. Gemäss Matter hat sich im Werdenberg der Preis für Eigentumswohnungen in den letzten 20 Jahren verdoppelt, jener für Einfamilienhäuser stieg um 80 Prozent.

Und dies, obwohl der aktuelle Leerwohnungsbestand im Werdenberg mit 2 Prozent deutlich höher ist als 2010 (0,7 Prozent). In Gams, Grabs, Sennwald und Wartau liege dieser Anteil deutlich unter dem schweizerischen und kantonalen Mittel. Die Spannweite reicht von 3 Prozent in Sevelen bis 0,9 Prozent in Wartau.

Vor allem bei den Arbeitsplätzen im hoch qualifizierten Bereich steche die Region Werdenberg heraus, so Dominik Matter. Er hielt fest:

Das Werdenberg ist nicht nur Boomtown, sondern auch Hightechtown.»

Fahrländer Partner zeigt sich deshalb für die künftige Entwicklung dieser Region zuversichtlich.

Viele wohnen hier, arbeiten aber in Liechtenstein

In der Diskussion wurde kritisch bemerkt, dass viele der Zuzüger – grossmehrheitlich Ausländer (siehe Titelseite) – im Werdenberg wohnen und in Liechtenstein arbeiten. Das wurde von jemand anderem mit der Bemerkung quittiert: «Sie zahlen aber bei uns Steuern.»

Dass mehrere tausend Personen täglich zur Arbeit ins Fürstentum fahren, zeigen auch die Pendlerströme. «Es ist nicht praktikabel, mit dem öffentlichen Verkehr zu pendeln», stellte Matter aufgrund der HEV-Studie dazu fest. Deshalb würden nur 20 bis 30 Prozent der Pendler den ÖV nutzen, die meisten das Auto nehmen.

Der HEV Kanton St.Gallen fordert, basierend auf seiner Wohnortstudie, den Kanton unter anderem auf, mehr Siedlungsreserven zu schaffen und kurzfristiger Wirtschaftsflächen im Hightechbereich und bei «wissensbasierten» Arbeitsplätzen nutzbar zu machen.