Ethikbistro widmete sich dem Thema «Gesunden Umgang mit Meinungsverschiedenheiten» | W&O

18.05.2022

Ethikbistro widmete sich dem Thema «Gesunden Umgang mit Meinungsverschiedenheiten»

Das erste Ethikbistro im Werdenberg – organisiert von der Seelsorgeeinheit Werdenberg, Caritas, Ethik 22 und der Christlichen Sozialbewegung KAB – widmete sich am Freitagabend dem «Gesunden Umgang mit Meinungsverschiedenheiten».

Von Hanspeter Thurnherr
aktualisiert am 28.02.2023
Moderator und Sozialethiker Thomas Wallimann-Sasaki forderte zu Beginn die 45 Teilnehmenden auf, mit den Sitznachbarn über erlebte Meinungsverschiedenheiten zu reden. Innert Kürze entstanden so intensive Gespräche. Im anschliessenden Podiumsgespräch sagte die Buchser Stadträtin Petra Näf:
Es ist grundsätzlich gut, wenn unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen. Wird die Debatte hitzig, ist es zentral, auf der sachlichen Ebene zu bleiben.
Dies falle ihr im Stadtrat leichter als im familiären Umfeld. Hinhören und Perspektivenwechsel helfe, aber auch die Frage ans Gegenüber: Warum ist dir das wichtig? Die Juristin und Mediatorin Alexandra Gloor ergänzte:
Je mehr man persönlich betroffen ist, umso schwieriger ist es, sachlich zu bleiben. Bei hitzigen Diskussionen laufen im Gehirn gewisse Mechanismen ab, die eine sachliche Diskussion verunmöglichen.
Was aber tun, wenn die Gefühle hochkochen? Sie empfiehlt, die Diskussion in anständigen Worten zu stoppen und auf ein andermal zu verschieben. Die Mediation ist ein festgelegter Ablauf mit kommunikativen Werkzeugen: etwa Spiegeln oder Rückkopplungen. Das heisst, das Gehörte in eigenen Worten zurückmelden. Oder nicht immer auf das Gesagte sofort antworten, sondern offene Fragen stellen. Bei der Mediation sei Freiwilligkeit wichtig. Zudem sind Aussagen in der Mediation gerichtlich nicht verwendbar und Mediatoren dürfen nicht als Zeugen aussagen.

Mediatorisches Wissen ist in Exekutive von Vorteil

Wie Petra Näf sagte, gehe es in Diskussionen leider häufig darum, recht zu haben, zu siegen anstatt neue Erkenntnisse zu gewinnen. Bei Konflikten spiele unausgesprochen Zwischenmenschliches eine wichtige Rolle. Daher sei mediatorisches Wissen in einer Exekutive ebenfalls von Vorteil. «Interesse am Gegenüber ist wichtig. Wenn wir selber betroffen sind, sieht die Welt sofort anders aus. Also: sich in andere hineindenken», empfiehlt die Stadträtin. Was empfiehlt die Mediatorin der Gesellschaft? Alexandra Gloor: «Ich bilde Führungskräfte aus, wie man mit Konflikten umgeht. Es geht nur mit Zuhören. Denn Menschen haben immer einen Grund, warum sie tun, was sie tun. Darum nochmals: fragen, warum ist dir das wichtig?» Gewisse Unternehmen hätten Anlaufstellen geschaffen, an die sich Mitarbeitende in Konfliktsituationen wenden können.

Viele interessante Tischgespräche

Dann war es Zeit für das Abendessen – zubereitet vom Männerkochclub Salz & Pfeffer aus Gams – und für viele Tischgespräche. Dabei auftauchende Fragen und Bemerkungen befeuerten anschliessend das Plenum. Zum Beispiel: Wo ist abstimmen angebracht? Thomas Wallimann:
Abstimmen wollen immer die, welche sicher sind, zu gewinnen. Nein heisst manchmal: Wir wollen weiterdiskutieren.
Petra Näf ergänzt: «Manchmal ist es schwierig, sich für Ja oder Nein zu entscheiden. Dann hätte ich gerne mehr Informationen.» Weitere spannende Fragen, die zu angeregten Diskussionen führten: Wie löst man einen Konflikt, wenn einem wie bei Corona das Wissen fehlt? Wann ist in Konflikten der Zeitpunkt, Hilfe zu holen? Was machen wir jetzt beim Thema Ukraine nach all den Corona-Konflikterfahrungen? Und: Was nehme ich aus dem heutigen Abend mit?