Gegen Mädchenbeschneidung: In der Region wurde eine neue Anlaufstelle geschaffen | W&O

05.02.2022

Gegen Mädchenbeschneidung: In der Region wurde eine neue Anlaufstelle geschaffen

Morgen Sonntag ist internationaler Tag gegen Mädchenbeschneidung. Für die Region Ostschweiz und Liechtenstein wurde eine Anlaufstelle für Prävention, Beratung und Nachsorge geschaffen.

Von PD
aktualisiert am 28.02.2023
https://www.youtube.com/watch?v=qMAZQLLuZA4 Der Verein gegen Mädchenbeschneidung Ostschweiz und Liechtenstein ist Ende 2021 aus einem Netzwerkprojekt entstanden, das zwei betroffene Frauen angestossen hatten. Zum Internationalen Tag gegen Mädchenbeschneidung am 6. Februar wird nun eine neue Anlaufstelle für alle Fragen zum Thema geschaffen, heisst es in einer Medienmitteilung der Stiftung Mintegra, die ebenfalls ins Projekt involviert ist.

Strafanzeigen sind sehr selten

Die weibliche Genitalbeschneidung (auch FGM oder FGC) ist eine jahrtausendealte, in den jeweiligen Gemeinschaften tief verankerte Tradition, die über die Religionsgrenzen hinaus praktiziert wird. Der Begriff fasst alle Praktiken zusammen, bei denen die äusseren weiblichen Geschlechtsorgane aus nicht medizinischen Gründen teilweise entfernt oder verletzt werden. Dies ist eine schwere Menschenrechtsverletzung. In der Schweiz gibt es seit 2012 einen expliziten Strafgesetzartikel dazu. Da es sich aber um Gewalt innerhalb der Familie handelt, sind Strafanzeigen sehr selten. Umso wichtiger ist Prävention, Informationsarbeit und die Nachsorge von betroffenen Frauen.

Vorstand des Vereins ist breit aufgestellt

Von zwei betroffenen Frauen wurde das Projekt angestossen – nach und nach beteiligten sich verschiedenste Institutionen und Personen, um ihr Engagement und ihre fachliche Unterstützung einzubringen. Genauso breit ist nun auch der Vorstand des jungen Vereins aufgestellt: er deckt die Bereiche «Medizin», «Beratung», «Integration» und «Aufklärung und Prävention» ab. Der Verein betreibt die Anlaufstelle mit Spenden, Mitgliederbeiträgen und Fördergeldern von Stiftungen und aus der Integration. Im Kanton St. Gallen wird aufgrund einer Interpellation im Kantonsrat aktuell die Zuständigkeit in den Departementen geklärt. «Dass die Kantone hier in der Pflicht sind, hat der Bundesrat klar gemacht. Gemäss seinem Bericht ist der Kanton St. Gallen neben Zürich, Bern und Genf am meisten betroffen. Schätzungen zufolge leben hier ungefähr 1500 betroffene und gefährdete Frauen», erklärt Bella Glinksi, neu gewählte Geschäftsführerin der Anlaufstelle.
Höchste Zeit also, aktiv zu werden und die Prävention wie auch die Nachsorge zu regeln.

Anlaufstelle hilft bei Fragen weiter

Vorstandsfrau Yvonne Blättler-Göldi erklärt:
Bei Fachpersonen ist oft noch wenig Wissen zum Thema vorhanden, darum braucht es diese zusätzliche Anlaufstelle – sie kann vermitteln und koordinieren.
Oft führe fehlendes Wissen zu einer Überforderung oder einem nicht angemessenen Umgang mit der Situation, das soll durch die präventive Arbeit der Anlaufstelle verhindert werden. «Was mache ich, wenn ein Mädchen gefährdet ist oder eine betroffene Person medizinische Hilfe, seelischen Beistand oder Unterstützung braucht? Wie gehe ich vor? An wen kann ich mich wenden? Wer sich diese Fragen stellt, dem helfen wir weiter», umschreibt Bella Glinksi ihre Aufgabe. Dafür ist die Anlaufstelle gegen Mädchenbeschneidung Ostschweiz und Liechtenstein in Rebstein nun die erste Station. Weitere Informationen unter www.anlaufstelle-fgm-ost.ch