Generationenwechsel vollzogen: Sieben Personen der Schulen Sennwald werden pensioniert | W&O

04.07.2022

Generationenwechsel vollzogen: Sieben Personen der Schulen Sennwald werden pensioniert

Zusammen haben sie über 200 Jahre für die Schulen Sennwald gearbeitet, nun gehen sie in Pension. Vier der sieben Lehrpersonen sprachen mit dem W&O über ihre Erinnerungen.

Von Alexandra Gächter
aktualisiert am 28.02.2023
Fünf Pensionierungen im Jahr 2019, vier im 2020 und sieben dieses Jahr: In den Schulen der Gemeinde Sennwald hat sich ein Generationenwechsel vollzogen, der nächste Woche seinen Höhepunkt und gleichzeitig den vorläufigen Abschluss findet.

Alle Stellen konnten besetzt werden

Hansruedi Mächler, Schulleiter Sax und Haag; Peter Schönenberger, Oberstufenlehrer Salez, Gabi Rhiner, Kindergärtnerin Sax; Eveline Solenthaler, Schulleiterin Frümsen-Salez; Marlis Reich und Rita Hanselmann, beide Primarlehrerinnen Frümsen-Salez sowie Sabina Dietrich, Kindergärtnerin Haag haben den Schulen in der Gemeinde Sennwald zusammengerechnet über 200 Jahre gedient. Schulratspräsidentin Laila Roduner ist dankbar für die ausserordentliche Leistung aller. Sie sagt:
Sie haben eine sehr wertvolle Arbeit für unsere Schülerinnen und Schüler wahrgenommen.
Die frei gewordenen Stellen konnten alle besetzt werden. Viele Bewerbungen seien aber nicht eingetroffen.

Männer oft bevorzugt

Das war früher anders. Sabina Dietrich aus Haag erinnert sich, dass sie Ende der Siebzigerjahre 52 Bewerbungen geschrieben hatte. Alle von Hand. Freie Stellen waren damals knapp. Internet gab es auch nicht. Auf einer Landkarte habe sie geschaut, ob die Ortschaften mit freien Lehrerstellen in Reichweite waren, erzählt Marlis Reich aus Salez, die «schon als Kind Lehrerin werden wollte». Männer seien bei der Wahl oft bevorzugt worden. In Haag wurde damals nach einer männlichen Lehrperson Ausschau gehalten, die gleich noch den Männerchor dirigieren konnte, erinnern sich Sabina Dietrich und Rita Hanselmann.

30 Schulräte für eine Gemeinde

Auch im Schulrat der Gemeinde Sennwald war Ende der Siebzigerjahre noch keine Frau vertreten. Es sassen 30 Männer im Schulrat – denn jedes Dorf hatte früher fünf Schulräte – zusätzlich gab es noch fünf für die Oberstufe. Heute erledigen drei Frauen und zwei Männer die Schulratsarbeit der gesamten Gemeinde. In all den Jahren habe der administrative Aufwand ausserhalb des Klassenzimmers stark zugenommen, sind sich die vier Lehrerinnen einig. So sagt Sabina Dietrich:
Früher arbeitete ich 100 Prozent, heute 65. Aber mit all den Zusatzaufgaben arbeite ich heute fast mehr als früher. Die Belastungen haben auf allen Ebenen zugenommen.
 Rita Hanselmann, Marlis Reich, Eveline Solenthaler und Sabina Dietrich (im Uhrzeigersinn).
Rita Hanselmann, Marlis Reich, Eveline Solenthaler und Sabina Dietrich (im Uhrzeigersinn).
Bild: Alexandra Gächter

Sehr gerne in der Schule gearbeitet

Trotz der vielen Aufgaben arbeiteten die Frauen sehr gerne in der Schule. Rita Hanselmann aus Salez sagt:
Ich hatte immer Freude am Beruf als Lehrerin.
Eveline Solenthaler und Marlis Reich, ebenfalls aus Salez, ergänzen:
Wir hatten ein tolles Team und konnten in Frümsen-Salez mit dem Altersdurchmischten Lernen gemeinsam ein spannendes, pädagogisches Konzept verwirklichen.

Wechsel vom Einzelkämpfer zum Teamplayer

Während es früher kaum Teilzeitpensen gab, arbeiten heute viele Lehrpersonen Teilzeit. Das hat zur Folge, dass eine viel grössere Anzahl von Lehrpersonen in den Schulen tätig ist. Dazu kamen neue Berufe oder Funktionen wie Klassenassistenz, Schulische Heilpädagogik und die Schulsozialarbeit. Auch Schulleitungen gab es damals nicht. Eveline Solenthaler erinnert sich:
Früher war man alleine im Klassenzimmer und kümmerte sich um alles. Wir waren sehr autonom.
Marlis Reich fügt an:
Der Wechsel vom Einzelkämpfer zum Teamplayer war jedoch eine wertvolle Entwicklung. Teams, die gut zusammenarbeiten, inspirieren sich gegenseitig und profitieren voneinander.

Wohnsitzpflicht im Ort

Auch bei den Schulkindern gab es Veränderungen. «Kinder hatten nach Schulschluss mehr Zeit zum Plaudern und Spielen, denn sie legten den Schulweg zu Fuss zurück. Heute haben sie mehr Verpflichtungen und besuchen nach Schulschluss diverse Freizeitangebote», sagt Rita Hanselmann. In den rund 40 Jahren haben noch weitere Änderungen Einzug gehalten. Die Lehrpersonen hatten damals Wohnsitzpflicht im Ort, wo sie arbeiteten. Und in Haag stand bis 1979 keine Turnhalle, so dass mit den Kindern bei schönem Wetter draussen geturnt wurde – bei schlechtem Wetter gar nicht.

Gemeinsame Erinnerungen bleiben bestehen

Sabina Dietrich erinnert sich, dass der Haager Kindergartenboden damals schräg war, es hineinregnete und die Schranktüre manchmal nicht mehr aufging, weil sie so verzogen war. Sie sagt:
Ich war trotzdem glücklich. Wenn man mit Kindern arbeitet, gehen 40 Jahre schnell vorbei.
Das Kapitel Schule geht für die vier Frauen in den nächsten Tagen zu Ende. Viele gemeinsame Erinnerungen und schöne Momente bleiben bestehen.