Humanitäre Hilfe für ukrainische Bevölkerung: «Die Menschen sind grosszügig» | W&O

02.03.2022

Humanitäre Hilfe für ukrainische Bevölkerung: «Die Menschen sind grosszügig»

Bei verschiedenen Organisationen aus der W&O-Region läuft die humanitäre Hilfe für die Ukraine an. Die Zivilschutzorganisation Werdenberg beispielsweise schickt Wolldecken und Matratzen.

Von Robert Kucera, Corinne Hanselmann
aktualisiert am 28.02.2023
Ein grosser Lastwagen mit ukrainischen Nummernschildern parkierte gestern beim Landwirtschaftlichen Zentrum in Salez. Helferinnen und Helfer verpackten Schlafsäcke, Wolldecken, Verbandsmaterial und weitere Hilfsgüter in Paloxen. Diese wurden anschliessend in den Lastwagen verladen. Die von Hans Oppliger am Sonntag ins Leben gerufene Hilfsaktion des Vereins «Humanitäre Nothilfe Ukraine» ist gut angelaufen. Jürg Trümpler, einer der Helfer, sagt:
Die Menschen sind grosszügig. Es sind seit Montag massenhaft Leute vorbeigekommen, die Hilfsgüter und Geld gebracht haben.
«Ein Mann hat gesagt, er verzichte auf seine Ferien und spende stattdessen 1000 Franken», erzählt er von einem berührenden Moment. Jemand habe sogar ein Zimmer für Flüchtlinge angeboten.
Viele äussern zudem ihr Unverständnis über das, was derzeit in der Ukraine passiert.
 Die eingepackten Hilfsgüter wurden in den Lastwagen verladen.
Die eingepackten Hilfsgüter wurden in den Lastwagen verladen.
Bild: Corinne Hanselmann
Das Verpackungsmaterial kurzfristig zu organisieren und alle nötigen Bewilligungen für den Transport in die Ukraine einzuholen, das seien grosse Herausforderungen, sagt Hans Oppliger. Um die Bewilligungen kümmern sich seine ukrainischen Kontaktpersonen zusammen mit der Botschaft. «Das Hilfsmaterial, das wir einpacken, muss dafür laufend dokumentiert und fotografiert werden.» Hilfsgüter sowie Geldspenden sind beim Verein «Humanitäre Nothilfe Ukraine» nach wie vor willkommen. Weitere Informationen sowie Kontonummer sind  hier zu finden.
 Helferinnen und Helfer verpackten die Hilfsgüter gestern in Schachteln und Paloxen.
Helferinnen und Helfer verpackten die Hilfsgüter gestern in Schachteln und Paloxen.
Bild: Corinne Hanselmann

Kirchgemeinde Buchs im Standby-Modus

Hilfestellung ist auch von den Kirchgemeinden der Region zu erwarten. Hier sei man in den Startlöchern. «Man darf aber keinen Schnellschuss machen», rät Pfarrer Erich Guntli von der Katholischen Kirchgemeinde Buchs-Grabs. Wie er aus Erfahrung weiss, müssen erst mal Strukturen geschaffen werden.
Es braucht eine sinnvolle Organisation.
Guntli hat bereits 1991, als der Krieg in Ex-Jugoslawien ausbrach, tatkräftig bei Spenden mitgeholfen. Elementar ist aus seiner Sicht die professionelle Handhabung. Pfarrer Guntli spricht an dieser Stelle die Caritas an. Sie ist die richtige Verteilerin von Hilfsgütern, welche eine Kirchgemeinde durch ihr lokales Engagement generiert. «Wir warten auf die Caritas», spricht Erich Guntli die Lage an und zeigt Verständnis, dass man erst mal im Standby-Modus sei:
Man muss erst mal wissen, was benötigt wird und wie alles koordiniert werden soll.
Bereits aktiv ist die Evangelisch-Reformierte und die Katholische Kirchgemeinde Sennwald. Beide Institutionen unterstützen die Sammelaktion des Vereins «Humanitäre Nothilfe Ukraine», der auf Initiative von Hans Oppliger gegründet wurde.

Caritas ist erst auf Abklärungsmission

Wie auf der Homepage der Caritas Schweiz zu lesen ist, führe man derzeit eine Abklärungsmission zu Bedürfnissen in der Grenzregion zur Ukraine durch habe hierfür einen Delegierten für die humanitäre Hilfe in das Gebiet entsandt. Geldspenden können zwar getätigt werden, die Abwicklung von Sachspenden sei jedoch zeitintensiv. Wie die Caritas Schweiz weiter auf ihrer Homepage mitteilt, werde man auf den Social-Media-Kanälen informieren, wo und wann Sachspenden möglich sind und was am dringendsten gebraucht wird. Solidarität in der Region: Sammeln und mitteilen Die Solidaritätswelle für die notleidende ukrainische Bevölkerung ist angelaufen. So zum Beispiel die vom Frümsner EVP-Kantonsrat Hans Oppliger gestartete Hilfsgütersammelaktion. Zudem leistete die Zivilschutzorganisation Werdenberg bereits einen Beitrag. Weitere Aktionen im W&O-Gebiet werden erfahrungsgemäss folgen. Jede Institution und jeder Verein, welcher ein Hilfsprojekt auf die Beine stellt, darf dieses der W&O-Redaktion per Mail (redaktion@wundo.ch) in Wort und Bildern gerne zukommen lassen. 

Zivilschutz Werdenberg liefert Hilfsgüter

In der Ukraine, aber auch in den westlichen Nachbarländern, wohin die Bevölkerung geflüchtet ist, ist jede Hilfe willkommen. Der Kanton St. Gallen und der Zivilschutz sind aktiv geworden. Wie von der Zivilschutzorganisation Werdenberg – sie wird von den Gemeinden Buchs, Gams, Grabs, Sennwald, Sevelen und Wartau getragen – zu vernehmen ist, stellt sie Hilfsgüter für die ukrainische Zivilbevölkerung zur Verfügung.
 Matratzen für die Ukraine: Die Zivilschutzorganisation Werdenberg beteiligt sich am Versand von Hilfsgütern.
Matratzen für die Ukraine: Die Zivilschutzorganisation Werdenberg beteiligt sich am Versand von Hilfsgütern.
Bild: PD
Am Montag wurden Lastwagen mit Wolldecken und Matratzen beladen. Die Reise geht zunächst nach St. Gallen, ehe die Güter ins östliche Krisengebiet gefahren werden.

Kanton St. Gallen wartet nicht auf den Bund

Angesichts der Situation in der Ukraine wolle der Kanton St. Gallen rasch mit Hilfsgütern vor Ort sein. Dies teilte Jörg Köhler, Chef des kantonalen Amtes für Militär und Zivilschutz, in einem Beitrag des Regionaljournals Ostschweiz von Radio SRF mit. In Rücksprache mit Regierungsrat Fredy Fässler habe man entschieden, nicht auf die Bundesbehörden zu warten, sondern sofort zu handeln. Material wie Feldbetten, Kochutensilien, Schutzhelme, Kleider und Schuhe seien für den ersten Transport bereits bereitgestellt worden. Was noch fehle, so Köhler, seien vor allem Schlafsäcke und Wolldecken. Ein erster Lastwagen hat St. Gallen am Montagabend in Richtung rumänisch-ukrainische Grenze verlassen. Ein zweiter Transport ist für die nächsten Tage an die polnisch-ukrainische Grenze geplant. Kontaktleute vor Ort sind dafür besorgt, dass die Hilfsgüter die Flüchtlinge auch erreichen.