Juniorenfussball: Die neue Spielform hält Einzug und fördert Kinder mehr als zuvor | W&O

12.01.2023

Juniorenfussball: Die neue Spielform hält Einzug und fördert Kinder mehr als zuvor

Mehr Spielszenen, mehr Action – und mehr Tore pro Spielerin und Spieler. Dies verspricht «play more football» bei der 30. Austragung des Raiffeisen Juniorenhallenturniers des FC Buchs.

Von robert.kucera
aktualisiert am 28.02.2023
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Spektakel in der BZB-Turnhalle: Zum 30. Mal findet das Raiffeisen Juniorenhallenturnier des FC Buchst statt. Wie gewohnt an zwei Wochenenden: Die einen Nachwuchskräfte spielen am 14./15. Januar, die anderen am 21./22. Januar. An vier Wettkampftagen finden Spiele in 14 verschiedenen Turnieren statt. Die Junioren nehmen in den Kategorien D bis G teil, die Juniorinnen teilen sich in ein FF12- und in ein FF15-Turnier auf. Das Highlight für die jungen Fussballerinnen und Fussballer ist das Erreichen des Finals. Wie gewohnt wird vor dem Anpfiff jede Spielerin und Spieler namentlich ausgerufen. Im Scheinwerferlicht geht es dann zur Spielmitte. Besonders ambitionierte Teams werden dies allerdings nur als Vorspiel betrachten. Für sie wäre das Erreichen von Rang eins der Höhepunkt.

Mehr Aktionen, Entscheide schneller treffen

Doch nicht in allen Kategorien geht es um Punkte und Schlussrangierungen. Bei den Junioren G und F wird in Buchs nach dem neuen Standard des Schweizerischen Fussballverbands (SFV) gespielt. Hier zählt die Freude am Sport und die Weiterentwicklung im Fussball für alle Nachwuchskräfte die auf dem Feld stehen. Das Resultat steht im Hintergrund. Eine Rangliste wird nicht geführt. Die neue Spielform des Fussballverbands nennt sich «play more football». Die Bezeichnung ist Programm. Denn der im Feld stehende, respektive sich bewegende Nachwuchs, soll zu mehr Spielaktionen wie Pässe, Schüsse, Dribblings und letztlich auch Tore kommen.
 Positiver Effekt: Mehr Spielaktionen – und mehr Tore pro Kind.
Positiver Effekt: Mehr Spielaktionen – und mehr Tore pro Kind.
Bild: Robert Kucera (Archiv)
Ein weiterer positiver Effekt ist, dass die Einsatzzeit pro Kind sich erhöht, wenn nur 3 gegen 3 oder 4 gegen 4 – je nach Alter – gespielt wird. Mit weniger Kindern auf dem Feld sind dann an den Matches sämtliche Spielerinnen und Spieler eingebunden, es kann sich dann auch niemand mehr verstecken. Studie untermauert die Vorteile Bevor die neue Spielform von Turnierorganisatoren und Fussballvereinen übernommen werden konnte, führte der SFV entsprechende Tests durch. Zudem wurde eine Studie mit der Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen mit Unterstützung von Swiss Olympic durchgeführt. Das Resultat: Mit dem neuen Spielformat hatten die Kinder 4,27 Spielaktionen (Pass, Dribbling, Abschluss) pro Minute. Im bisherigen Wettkampfformat waren es 2,63 Spielaktionen. Im Schnitt hatte jedes Kind 62 Prozent mehr Spielaktionen pro Minute als nach dem alten Spielmuster. «Die Fortschritte sind enorm» So weit die Theorie. Im Praxistest des mit dieser Spielform erfahrenen FC Buchs sieht es wie folgt aus: «Die Vorteile des neuen Formats sind ersichtlich, wenn man ein Turnier zu Saisonbeginn und mit einem Schlussturnier vergleicht. Die Fortschritte sind enorm und die Kinder haben Spass am Format», sagt Norbert Jung. Auf die Frage, ob «play more football» eine Notwendigkeit in der Nachwuchsförderung  sei, gibt es aus Buchs eine klare Aussage: «Ja!» Kleinere Teams bedeuten aber auch: Mehr anwesende Teams – und somit Helfende –pro Verein. «Auch die Eltern werden als Betreuer eingesetzt, damit jedes Team betreut ist», erklärt Jung. Doch für das 30. Raiffeisen Juniorenhallenturnier ist der FC Buchs gerüstet: «Wir werden gleichzeitig auf drei Feldern spielen lassen, um den Kids möglichst viele Aktionen zu ermöglichen.» Dominik Müller, Leiter Kinderfussball beim SFV, erläutert die Situation auf dem Kleinfeld wie folgt:
Die Kinder müssen sich aktiver am Spielgeschehen beteiligen und schneller Entscheidungen treffen. Davon profitieren sowohl die weniger weit entwickelten Kinder als auch die dominanten Spielerinnen und Spieler.
Zudem gilt die Philosophie «Erlebnis vor Ergebnis.» Es soll verhindert werden, dass ein Turnieren ergebnisorientiert angegangen wird. Trainerinnen und Trainer, aber auch Eltern sind hier gefordert. Joy Lara Walker, Verantwortliche Kinderfussball Deutschschweiz sagt dazu:
Bei den Wettspielen an Turnieren geht es auch weiterhin darum, den Match möglichst zu gewinnen. Aber so, dass alle Kinder beteiligt sind und vom Wettkampf lernen können.
Spielstarke Kinder werden so nicht unnötig gepusht und nonstop auf dem Feld belassen, um den Turniersieg anzustreben. Auf der anderen Seite kommen jene, welche noch nicht so weit entwickelt sind, zu vielen Einsätzen und lernen enorm viel in den Turnierspielen.

Premiere in Buchs für die F-Junioren

Bei den G-Junioren wird in der Region Werdenberg schon seit 2019 mit 3 gegen 3 gespielt. Nun ziehen die F-Junioren mit 3 gegen 3 nach. Beim FC Buchs trainieren die F-Junioren seit Frühling 2022 mit 3 gegen 3 oder 4 gegen 4. Später in diesem Jahr werden auch die FF12-Mädchen sowie die E-Junioren die neue Spielform umsetzen.
 Bild aus der Vergangenheit bei den F-Junioren: Ein einzelner Spieler behauptet sich gegen fünf Gegenspieler, wobei nicht alle einen aktiven Part einnehmen.
Bild aus der Vergangenheit bei den F-Junioren: Ein einzelner Spieler behauptet sich gegen fünf Gegenspieler, wobei nicht alle einen aktiven Part einnehmen.
Bild: Robert Kucera (Archiv)
Das Werdenberg, besonders der Gastgeber des Raiffeisen Juniorenhallenturniers, ist somit der Vorreiter im Ostschweizer Fussballverband (OFV), was die  Spielform «play more football» angeht. Norbert Jung (FC Buchs) führt aus:
Bei den F-Junioren bestehen bis heute keine Turniere im 3 gegen 3 Format. Wir sind die ersten im gesamten OFV-Einzugsgebiet.
Die neue Spielform an Turnieren wird sich nun schweizweit, Schritt für Schritt, durchsetzen. Doch «play for football» ist mehr, als nur Spiel und Spass. Übungen für die Trainings bei den Fussballclubs gehören ebenfalls zum Gesamtpaket.