Keine regionale Hallenbad-Lösung? | W&O

Grabs 03.11.2023

Keine regionale Hallenbad-Lösung?

Sechs Millionen für ein Bädli, ohne Aufsicht und nicht fürs Publikum bestimmt. Und eine halbe Million jährlich wiederkehrende Kosten. Für Leserbriefautor Josef Dudli ist das ein stolzer Preis.

Von Josef Dudli
aktualisiert am 03.11.2023

Es war vor knapp vier Jahren. Es war Kantonsratswahlkampf. Das wichtigste Thema im Werdenberg: Das Hallenbadproblem für das Schulschwimmen. Gemeinden und Politiker gelobten, sich dieses drängenden Themas zügig anzunehmen und eine regionale Lösung zu finden.

Und nun, vier Jahre später, sieht sich die Gemeinde Grabs zu einem Schwimmbad-Alleingang gezwungen. Die Ausführungen im Gutachten zum Hallenbad Lukashaus unter dem Untertitel «Regionale Alternativen» zeigen kein gutes Bild über die regionalen Anstrengungen.

Vier Jahre lang ging nichts!

Die Gemeinde Grabs hält fest, dass «Umfragen»(!) – also nicht etwa konkrete Verhandlungen – ergeben hätten, dass es «sehr lange dauern dürfte, bis überhaupt eine regionale Alternative zur Verfügung stünde». Ein umwerfender Befund! Entweder haben die regionalen Gemeinden vier Jahre lang geschlampt, oder sie kamen nachträglich zum Schluss, dass das Problem – ausser für Grabs – offenbar doch nicht dringend sei.
Die Grabser Behörden sehen zudem in einer regionalen Lösung nur Nachteile. Das Gutachten schreibt von einem «höchst komplizierten Stundenplan-Puzzle», von drohenden «schwierigen Verhandlungen» und von für die Grabser «schlechten Schwimmzeiten».

Wo leben wir denn eigentlich? In der Schweiz gibt es rund 250 Hallenbäder für über 2000 Gemeinden. Ohne gemeindeübergreifende Lösungen geht in Sachen Schwimmunterricht schweizweit gar nichts. Wieso ist das im Werdenberg nicht möglich?

Wenn die anderen Gemeinden der Region keinen Handlungsbedarf für eine regionale Lösung sehen, dann bleibt der Grabser Alleingang wohl die einzige Variante zur Erfüllung der Lehrplanvorgaben. Und ich muss diesem Kredit von meinem pädagogischen Gewissen her wohl zustimmen. Doch mein finanzpolitisches Gewissen bringt mich in ein Dilemma. Sechs Millionen für ein Bädli, ohne Aufsicht und nicht fürs Publikum bestimmt. Und eine halbe Million jährlich wiederkehrende Kosten (wenn man zum Betrag laut Gutachten auch noch den jährlichen Zins für die Investition dazuzählt).

Bei grob über den Daumen gepeilten 10'000 Eintritten pro Jahr wäre das ein stolzer Preis von 50 Franken pro Eintritt.

Und dies nicht für eine Art «Luxus-Tamina-Therme», sondern für ein kleines Bädli ohne Aufsicht. Als Entscheidungsgrundlage wäre eine bindende Erklärung der anderen Werdenberger Gemeinden noch hilfreich, dass dieses Thema aus ihrer Sicht regional nicht weiterverfolgt wird. Dann wäre die präsentierte Vorlage für uns Grabser somit wohl oder übel die einzige Lösung.

Josef Dudli, Bogenstrasse 3, 9470 Werdenberg