Kritische Fragen zu ADHS | W&O

Buchs 02.08.2025

Kritische Fragen zu ADHS

Peter Sutter wirft ein, das ADHS eventuell ein Problem der Gesellschaft und nicht der Betroffenen ist.

Von Peter Sutter
aktualisiert am 02.08.2025
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«Modediagnose oder Unterversorgung/Mehr ADHS durch Reizflut»,
Ausgaben vom 30. und 31. Juli

Beschäftigt man sich etwas näher mit dem sogenannten ADHS-Phänomen, so fällt auf, dass ADHS bei den meisten Kindern erst ab dem Eintritt in die Schule ein Problem ist. Ebenfalls fällt auf, dass scheinbar «typische» Hinweise auf ADHS während Ferienzeiten kaum je auftreten.

Es stellt sich daher die Frage, ob ADHS tatsächlich ein Problem des Kindes ist oder nicht vielmehr ein Problem der Schule, die offensichtlich mit besonders bewegungsfreudigen, träumerischen, feinfühligen oder anderweitig von der «Norm» abweichenden Kindern nicht angemessen umzugehen vermag. Diese Vermutung wird bestätigt durch die Tatsache, dass die Anzahl der Verschreibungen von Ritalin, dem hauptsächlich zur «Behandlung» von ADHS angewendeten Medikament, zum Beispiel im Kanton Basel-Stadt sieben Mal höher ist als im Kanton Tessin, wo man offensichtlich mit «schwierigen» Kindern einen etwas lockereren Umgang pflegt.

Googelt man nach Hinweisen auf ADHS, so findet man etwa folgende Punkte: Konzentrationsprobleme, Ablenkbarkeit, häufiges Aufschieben von unangenehmen Pendenzen, fehlende Tagesplanung, Unfähigkeit, Prioritäten zu setzen, Chaos im Kopf, innere Unruhe, häufige Änderung der Körperhaltung, starke Gefühls- und Stimmungsschwankungen, Gefühle von Minderwertigkeit und Resignation, Langeweile, Antriebslosigkeit, unregelmässige Essenszeiten, Vergesslichkeit, häufiges Zuspätkommen, Sammelwut. Hoppla, dachte ich, als ich das zum ersten Mal las, trifft ja fast alles auf mich zu, bin also offensichtlich ein klassischer ADHS-Fall.
Es scheint im Trend der Zeit zu liegen, jede noch so kleine Abweichung von der «Norm» – die es aber wohl nur in der Fantasie von irgendwelchen Experten gibt – als etwas Krankhaftes und Therapiebedürftiges zu definieren.

In einem ADHS-Kriterienkatalog eines Kinderarztes fand ich sogar die Aussage, auch «häufiges Klettern auf Bäume» könnte ein Hinweis auf ADHS sein. Nach heutigem Ermessen wären vermutlich Leonardo da Vinci, Wolfgang Amadeus Mozart, Thomas Edison, Albert Einstein, Christoph Kolumbus, Astrid Lindgren, Winston Churchill und viele andere berühmte Persönlichkeiten aufgrund ihrer Biografien ziemlich eindeutige Fälle von ADHS-Kindern gewesen.

Zum Glück gab es zu jener Zeit noch kein Ritalin, um «auffällige» Kinder ruhigzustellen. Sonst hätten wir heute nicht einmal Glühbirnen, keine Relativitätstheorie, keine «Zauberflöte» und nicht die wunderbaren Kinderbücher von Astrid Lindgren. Und möglicherweise wäre sogar Amerika bis heute noch nicht entdeckt worden.

Peter Sutter,
Wiedenstrasse 32, 9470 Buchs