«Mit dem Bahnbau kamen vermehrt Katholiken in die Region Buchs und Grabs» | W&O

15.01.2023

«Mit dem Bahnbau kamen vermehrt Katholiken in die Region Buchs und Grabs»

Der Pfarreibeauftragte Ottmar Hetzel im Gespräch über das Jubiläum «125 Jahre Herz-Jesu-Pfarrei Buchs-Grabs».

Von Hanspeter Thurnherr
aktualisiert am 28.02.2023
Die Katholische Pfarrei Buchs-Grabs feiert 2023 ein besonderes Jubiläum. Vor 125 Jahren, am Martinstag 1898, wurde aus der damaligen Missionsstation offiziell die Pfarrei Buchs. Der Pfarreibeauftragte Ottmar Hetzel erläutert im Gespräch, wie die Pfarrei, die mittlerweile auch die ganze Gemeinde Grabs umfasst, das Jubiläum feiert. Wie kam es damals zur Gründung der Pfarrei? Ottmar Hetzel: Buchs und Grabs waren ursprünglich reformiertes Gebiet. Bis weit ins 19. Jahr­hundert hinein gab es kaum katholische Einwohner. Vor allem durch den Bau des Arlbergtunnels und den Anschluss der Rheintalbahn ans österreichische Bahnnetz kamen vermehrt Katholiken in die Region und es entstand eine Missionsstation. Am 11. November 1898, also am Martinstag, wurde offiziell die Pfarrei Buchs durch Bischof Augustinus Egger errichtet. An diesem Tag 2023 werden wir mit einem besonderen Konzert das Jubiläumsjahr abschliessen. Die Pfarrei hat eine bemerkenswerte Entwicklung hinter sich. Nennen Sie uns die wichtigsten Wegmarken. Erster Pfarrer bis 1907 war Johann Künzle, der später als Kräuterpfarrer berühmt wurde. Damals war die Hochblüte der Herz-Jesu-Frömmigkeit. Deshalb erhielten Kirche und Pfarrei das Patrozinium (die Schutzherrschaft) des Herz-Jesu. Die ersten Pfarrer legten mehr Wert auf das Eigenleben der Pfarrei. So hat sich einer gegen die Mischehen eingesetzt. Allerdings war das konfessionelle Denken noch auf  beiden Seiten vorherrschend. Der Zweite Weltkrieg hat später die Bevölkerung zusammengeschweisst. Pfarrer Albert Stieger übernahm auf  Ersuchen des Schulrates den Lateinunterricht und durfte 1943 die 1.-August-Rede halten. Dass eine katholische Lehrperson angestellt wurde, kam erst 1954. … und in neuerer Zeit? Da sei Pfarrer Paul Oswald erwähnt, der von 1959 bis 1978 hier wirkte. Diese Zeit war durch die Aufbruchstimmung nach dem Krieg und das Konzil geprägt. Ein Zeichen ist der Kirchen-Neubau, der 1965 fertiggestellt war. Da liegen auch architektonisch Welten im Vergleich zur alten Kirche. In die Zeit von Pfarrer Oswald fällt auch die Gründung der Kapellgenossenschaft Grabs. 1985 konnte das Begegnungszentrum Gallus in Grabs realisiert werden. Waren die Katholiken anfänglich eine Minderheit, so glichen sich durch die demografische Entwicklung die konfessionellen Verhältnisse zahlenmässig aus. Ein nächster Einschnitt war 2005 die Gründung der Seelsorgeeinheit Werdenberg. Mit den Nachbarpfarreien Wartau, Sevelen, Gams und Sennwald wurde damit eine neue Form der Zusammenarbeit gefunden. Am 25. Januar erfolgt der Auftakt ins Jubiläumsjahr. Was erwartet die Besucherinnen und Besucher an diesem Anlass? Der Abend beginnt mit einem Vortrag zur Herz-Jesu-Frömmigkeit im Verlaufe der letzten 125 Jahre. Höhepunkt ist die Übergabe der Festschrift an die offiziellen Repräsentanten von Stadt, Gemeinde Grabs und Vertreter anderer Kirchgemeinden. Eingeladen ist selbstverständlich auch die Bevölkerung. Geben Sie einen kleinen Einblick, was uns in der Festschrift erwartet. Die Festschrift nimmt im ers­ten Teil die Historie der letzten 125 Jahre auf. Im zweiten Teil ist die Gegenwart dargestellt, die Chancen und Herausforderungen, deren sich die Pfarrei stellt.
 Die Herz-Jesu-Pfarrei Buchs-Grabs feierte ihr 125-Jahr-Jubiläum.
Die Herz-Jesu-Pfarrei Buchs-Grabs feierte ihr 125-Jahr-Jubiläum.
Bild: Heini Schwendener
Dazu stellen sich die Gruppierungen der Pfarrei vor: italienische und kroatischen Mission, Kirchenchor und Chor ConTigo; Jungwacht/Blauring, katholische Frauengemeinschaft und Männervereinigung, Kinder- und Jugendchor Cuorini, Lektorengruppe, Minischar, Solidarität für eine Welt, Theatergruppe und St. Niklausvereinigung. Mehr als ein Dutzend Anlässe sind während des ganzen Jahres geplant. Welche Ziele werden damit verfolgt? Wir wollen das Jubiläumsjahr feiern. Wir wollen uns in der Öffentlichkeit zeigen, wo sich die Pfarrei in der Stadt Buchs und der Gemeinde Grabs überall engagiert. Es bietet Gelegenheit, neue Kontakte mit anderen chris­tlichen Organisationen, den Behörden und der Bevölkerung zu knüpfen. Die Wahrnehmung und die Klischeevorstellungen, was katholisch sei, soll geweitet werden.
 Bei den Jubiläumsanlässen werden auch neue Kontakte mit anderen christlichen Organisationen geknüpft.
Bei den Jubiläumsanlässen werden auch neue Kontakte mit anderen christlichen Organisationen geknüpft.
Bild: Heini Schwendener
«Herzlich verbunden …» lautet das Motto. Die Pünktchen rufen förmlich nach einer Ergänzung oder Erklärung. Das Herz hat seinen Ursprung im Herzen Jesu, das der Kirche und Pfarrei den Namen gab. Das inspiriert uns in der Gegenwart, aus dieser Verbindung auf andere Menschen zuzugehen. Welches sind die Höhe­punkte? Einmal die Übergabe der Festschrift, dann die Ausstellung «Beziehungskisten» in der Kirche, weiters das Kirchenfest mit der italienischen und kroatischen Mission und schliesslich das Kirchenkonzert am Ende des Jubiläumsjahres. Es gibt aber noch weitere spezielle Anlässe. Auf was sind Sie selbst am meisten gespannt? Zum Beispiel auf die Nacht­wanderung über die Grenzen hinaus durch Liechtenstein nach Feldkirch. Dann auf die Theatergruppe, die einen humorvollen Beitrag bringen wird. Was wünschen Sie sich für eine Entwicklung in der Pfarrei bis zum nächsten runden Jubiläum in 25 Jahren? Ich wünsche mir, dass wir die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft anpacken, dass wir auf gute Art verän­- dern, Altes loslassen können und uns öffnen für neue Formen des Glaubens und Zusammenlebens. Priester wird es künftig noch weniger geben. Wer könnte, sollte in ihre Fussstapfen treten? Seit 1. Januar 2020 bin ich der erste nicht-priesterliche Pfarreibeauftragte von Buchs-Grabs. Erich Guntli ist Pfarrer der ganzen Seelsorgeeinheit Werdenberg. Wir befinden uns seit­her in einer Phase der neuen Aufgabenteilung. Gemäss den Richtlinien des Bistums für die Seelsorgeeinheiten ist für Leitungen der Pfarrei ein Verantwortlicher/eine Verantwortliche zu bestimmen.
 Der Aufgang zur katholischen Kirche in Buchs.
Der Aufgang zur katholischen Kirche in Buchs.
Bild: Heini Schwendener
Dies muss nicht ein Priester sein. Deshalb wurden mir Stück für Stück von seinen Aufgaben in der Pfarrei übertragen. Auf dieses Weise kann sich der Pfarrer vermehrt den spezifischen Aufgaben als Priester in der ganzen Seelsorgeeinheit widmen. Dieser Prozess wird weitergehen und die Kirche dadurch ihr Gesicht ein Stück weit mitverändern. Was heisst das für die Pfarreiangehörigen? Wir sind beide Teil eines Seelsorgeteams mit Raymund Disler und Nicole Zwahlen. Dazu haben wir einen lebendigen Pfarreirat, eine Kirchenverwaltung, viele Vereine und Gruppierungen, die Teil der Pfarrei und der Kirchgemeinde sind. Ich wünsche mir, dass wir gestärkt durch das Jubiläumsjahr merken, dass es von allen abhängt, wie le­bendig und vielfältig wir sind, wie attraktiv wir nach aussen und für Neuzugezogene wir­-ken. Hinweis Mittwoch, 25. Januar, 20 Uhr, Herz-Jesu-Kirche Buchs: Eröffnung des Jubiläumsjahres mit Vortrag von Carsten Wolfers und Übergabe der Festschrift.