Montagsgespräch zur Frage «Ist eine Welt ohne Geld vorstellbar?» | W&O

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Montagsgespräch zur Frage «Ist eine Welt ohne Geld vorstellbar?»

Am Buchser Montagsgespräch vom 16. Juni stellte Eric Zaindl, Ökonom und Buchautor, seine Vision einer «Welt ohne Geld» vor, die er auch in Buchform veröffentlicht hat.

Von PD
aktualisiert vor 5 Stunden
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Durch seine Recherchen und Erfah­rungen – vom Sachbearbeiter bis zum Geschäftsführer in verschiedenen Unternehmen – sei er zur Erkenntnis gelangt, dass eine geldfreie Welt möglich wäre. Oder dann eine Welt mit einem gerechteren Geldsystem, als das heute der Fall sei.

Zaindl zitierte den US-amerikanischen Unternehmer Henry Ford: «Würde die Menschheit das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.» In der Tat beruhe die Macht des herrschenden Geldsystems auf dem Nichtwissen der breiten Bevölkerung über die Mechanismen, die hinter der Geldschöpfung stecken.

Das meiste Geld existiert nicht physisch

Über 90 Prozent der Gesamtmenge an Geld existiere gar nicht in physischer Form, sei reines Buchgeld, das auf der ­Basis von Krediten von Banken oder anderen Finanzinstitutionen geschaffen würde. Dabei ginge es oft um so gigantische Beträge, dass diese gar nie zurückbezahlt werden könnten, während kleinere, an KMU oder Privatpersonen verliehene Kredite stets zurückzuerstatten seien. Gleichzeitig werde öffentlich der Anschein erweckt, dass Geld Mangelware sei, was es im Alltag vieler Menschen auch tatsächlich sei, allerdings nicht für die geldschöpfenden Institutionen.

Dieses Mangeldenken werde zur Ausrede genommen, zu wenig Geld für wichtige öffentliche Aufgaben zu haben, wie zum Beispiel für die seit Jahrzehnten hinausgeschobene Lösung des Hungerproblems in ­sogenannten Entwicklungsländern. Viele der heutigen sozialen und wirtschaftlichen Probleme seien eine Folge dieses ungleichen Zugangs zu Geld. Es brauche daher grundlegend neue Ansätze, denn, wie auch Albert Einstein gesagt hätte: Probleme liessen sich nicht mit der gleichen Denkweise lösen, mit welcher sie entstanden seien.

Ohne Geld gäbe es weniger Leistungsdruck

Würden Menschen überhaupt noch arbeiten, wenn der Anreiz, damit Geld zu verdienen, nicht mehr vorhanden wäre? Eine Diskussionsteilnehmerin wies darauf hin, dass der Mensch ein zutiefst soziales Wesen sei und nicht von Natur aus egoistisch und habgierig. Es würde wohl ein Füreinander und Miteinander entstehen, wenn das Gelddenken wegfallen und der Leistungsdruck, sprich das Müssen, durch ein Dürfen ersetzt würde.

Ein Wirtschaftssystem ohne Geld, so Zaindl, würde zudem zu nachhaltigerem Umgang mit vorhandenen Ressourcen führen, da das Ziel der Produktion dann nicht mehr in einer möglichst ­gewinnbringenden Vermarktung der Güter und damit verbundenem Überkonsum liegen würde, sondern in der Erfüllung der Grundbedürfnisse. Es brauche angesichts der immensen He­rausforderungen unserer Zeit dringend neue Ideen, so ein Diskussionsteilnehmer, der in diesem Zusammenhang an ein bekanntes Zitat des deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer erinnerte: «Ein neuer Gedanke wird zuerst verlacht, dann bekämpft, bis er nach längerer Zeit als selbstverständlich gilt.»