Nach Äschensterben: Fischer warten auf Unterstützung durch kantonales Amt | W&O

17.08.2022

Nach Äschensterben: Fischer warten auf Unterstützung durch kantonales Amt

Der Fischereiverein Werdenberg ist enttäuscht, dass für die Wasserversorgung der Aufzuchtanlage am Böschengiessen in Sevelen noch keine Lösung in Sicht ist. Vor einem Monat sind Tausende Fische eingegangen.

Von corinne.hanselmann
aktualisiert am 28.02.2023
Einen Monat ist es her, seit in der Aufzuchtanlage des Fischereivereins (FV) Werdenberg rund 5000 Äschen eingegangen sind, weil zu wenig Wasser vorhanden und der Sauerstoffgehalt zu tief war (der W&O berichtete). Dank Grundwasserpumpe und Belüftung haben die verbliebenen knapp 1000 Tiere seither überlebt. Diese Massnahmen verursachen jährlich 10'000 bis 15'000 Franken Strom- und Wasserkosten und sind für den FV keine Endlösung. Der Böschengiessen, der die Aufzuchtanlage während Jahrzehnten mit Wasser versorgte, führt je länger je weniger Wasser und ist aktuell stellenweise fast ausgetrocknet.
 Seit Wochen muss Grundwasser gepumpt und belüftet werden.
Seit Wochen muss Grundwasser gepumpt und belüftet werden.
Als Gründe dafür nennt Christian Schwendener, Vorstandsmitglied des FV, den sinkenden Grundwasserspiegel, Grundwasserentnahmen für Landwirtschaft/Industrie sowie den Biber, der im Böschengiessen «fast alle 50 Meter» einen Damm gebaut und das einstige Fliessgewässer zum stehenden Gewässer gemacht hat.

Kantonale Ämter unternehmen wenig

Seit mehreren Jahren bemüht sich der FV darum, mit dem Kanton eine Lösung zu finden, um die Anlage mit ausreichend Wasser zu versorgen. Bisher ohne Erfolg. Auch nach dem für Tausende Fische tödlichen Vorfall geht es kaum vorwärts. «Die Leiter des Amts für Wasser und Energie (AWE) und des Amts für Natur, Jagd und Fischerei (ANJF) haben weni­ge Tage nach dem Vorfall ihr Bedauern ausgedrückt», sagt Schwendener. Das AWE habe daraufhin begonnen, Messungen zu machen.
Vom ANJF haben wir seither nichts mehr gehört, ausser dass die Messungen durchs AWE abgewartet werden müssen.
Ein Treffen vor Ort wurde zwar angeregt, ein Terminvorschlag dafür ist beim Fischereiverein aber bisher nicht eingegangen.
 Der Böschengiessen versorgte in der Vergangenheit die Aufzuchtanlage mit Wasser, nun ist er stellenweise ausgetrocknet.
Der Böschengiessen versorgte in der Vergangenheit die Aufzuchtanlage mit Wasser, nun ist er stellenweise ausgetrocknet.
«Die Lage wird immer prekärer und uns läuft die Zeit davon. Dass gar nichts geht, bis die Daten der Messungen vorliegen, ist auch keine Lösung. Wenn man sich das stellenweise ausgetrocknete Gewässer ansieht, ist es eigentlich schon zu spät. Dass der Bach komplett trockenläuft, hat es noch gar nie gegeben.» Schwendener findet klare Worte:
Die Zeit des Bedauerns wäre jetzt vorbei, nun müssten Taten folgen.
Ansonsten habe man im nächsten Sommer wieder dasselbe Problem.

Fische lieber in eigene Gewässer freilassen statt abgeben

Kurz nach dem Vorfall hat ein Fischereiaufseher des Kantons dem FV vorgeschlagen, dass das kantonale Fischereizentrum Steinach die verbliebenen Äschen gerne übernehmen würde, wenn die Werdenberger ihre Anlage nicht mehr betreiben können. Dies ist Christian Schwendener und seinen Vereinskollegen sauer aufgestossen.
Ist beim Kanton etwa gar kein Interesse mehr da, dass wir die Zucht der bedrohten Äsche aufrechterhalten? Bevor wir die restlichen Äschen abgeben, lassen wir sie lieber in den Vereinsgewässern wieder frei – dort wo sie auch herkommen.
 Biber haben etliche Dämme gebaut im Böschengiessen.
Biber haben etliche Dämme gebaut im Böschengiessen.

Fischereiverein wird selber aktiv

Schon vor dem Vorfall schlug der FV dem ANJF vor, eine rund 200 Meter lange Leitung zwischen Sevelerbach und Aufzuchtanlage zu realisieren, um die Wasserversorgung zu sichern. Näher geprüft wurde die Idee durchs ANJF nicht. Der FV hat diesbezüglich nun die Initiative ergriffen und die Idee im Verwaltungsrat der Ortsgemeinde (OG) Sevelen (in dem auch Christian Schwendener sitzt) zur Sprache gebracht. Denn der OG gehört sowohl die Aufzuchtanlage als auch das Landwirtschaftsland, wo die Leitung verlegt werden müsste. «Die OG steht dieser Idee positiv gegenüber», weiss Schwendener. Bis die Machbarkeit einer Leitung durch die kantonalen Ämter abgeklärt und bewilligt werden könnte, würde aber mindestens ein Jahr vergehen.

WWF wollte Treffen organisieren

Involviert sind auch WWF und Pro Natura, weil der geschützte Biber im Böschengiessen sehr aktiv ist. Der WWF hat eine Begehung vor Ort angestrebt, aber keinen Termin mit allen Zuständigen gefunden. Christian Schwendener ist zuversichtlich, dass die Umweltverbände Hand bieten für eine Lösung.
Wenn es kein Wasser mehr hat im Böschengiessen, geht es auch dem Biber an den Kragen. Und dass dort, wo der Bach jetzt trockenläuft, alles verendet, ist ja auch nicht im Sinne der Ökologie.
Der Fischer wünscht sich, dass der Einfluss und die Undurchlässigkeit der Biberdämme im Böschengiessen auch einmal aus Sicht der Fischerei diskutiert wird. Auf eine Anfrage des W&O um Stellungnahme hat das ANJF nicht reagiert.