Nur noch gut fünf Tonnen gefangen: Walensee-Fisch wird immer mehr zur Rarität | W&O

23.06.2022

Nur noch gut fünf Tonnen gefangen: Walensee-Fisch wird immer mehr zur Rarität

Frische Fische aus dem Walensee – ein Genuss auf dem Teller, der immer seltener wird. Das zeigt die Fischfangstatistik 2021. «Schuld» sind aber eher die Fischer als die Fische.

Von Reto Vincenz
aktualisiert am 28.02.2023
Bis zu 70'000 Kilogramm Fisch wurden in den 1970ern jährlich aus dem Walensee gezogen. In der Folge gingen die Erträge stark zurück. Ab dem Jahr 1990 lagen sie stets unter 20'000 Kilogramm, in den letzten zehn Jahren wur­de die 10'000-Kilo-Marke nur noch selten übertroffen, teilweise auch klar verfehlt. Und 2021? Gerade noch 5334 Kilogramm Fisch holten Berufsfischer und Sportangler aus dem Walensee. Selbst der Blick zurück ins Jahr 1933 und damit zur Einführung der Walensee-Fischfangstatistik reicht nicht, um einen tieferen Wert zu finden.

Weniger Fischer, die am und im Walensee fischen

Die Gründe dafür liegen allerdings weniger bei den Fischen beziehungsweise deren Population, sondern mehr bei den Fischern selber, wie in der Fischfangstatistik ausgeführt wird. Zwar hätten nach wie vor drei Berufsfischer die Zulassung gelöst, zwei der drei Angler­profis hätten die Fischerei aber noch unregelmässig beziehungsweise fast gar nicht mehr betrieben. Konsequenterweise holten sie lediglich noch 4143 Kilogramm Fisch aus dem See, fast 2000 Kilo weniger als noch im Vorjahr. Konzentriert haben sie sich dabei zunehmend auf die Be­fischung von Felchen mittels Schwebnetzen. 2855 Kilo dieser Fischart fingen sie mit dieser Methode, was rund 60 Prozent am Gesamtertrag ausmacht. Hinzu kommen 640 Kilogramm Egli, 337 Kilo Schwalen (Rotaugen), einige Hechte und wenige Forellen. Albeli – 2019 noch mit über 1000 Kilo Fangertrag ein relativ beliebter Zielfisch – wurden nahezu keine mehr gefangen. Der Fang mit tief gesetzten Bodennetzen auf Albeli und Egli sei aufwendig, heisst es in den Ausführungen der Fischfangstatistik dazu, die Vermarktung der kleinen Albeli zudem nicht einfach.

Angelfischer jagen Hechte

Die Sportfischer mit ihren Angeln holten derweil im vergangenen Jahr 1190 Kilogramm Fisch aus dem schönen Gewässer im unteren Sarganserland und den benachbarten Regionen. Auch das ist rund ein Drittel oder 475 Kilogramm weniger als noch im 2020. Gemäss Fischfangstatistik sind auch hier eher die Angler als die Bestände schuld. Zwar können die Gründe für den Rückgang der Fangerträge bei einzelnen Arten nicht exakt benannt werden. Man gehe aber davon aus, dass dies durch geringere oder geänderte Aktivi­täten der Fischer (Stichwort Corona) begründet sei und das Ergebnis keinen Rückschluss auf die Fischbestände erlaube. Gleichwohl gelte es, den weiteren Verlauf in den kommenden Jahren zu beobachten. Beliebt waren bei den Sportfischern vor allem Hechte. 454 Kilogramm davon zappelten an ihren Ruten. Danach folgen Egli und Forelle mit 252 beziehungsweise 253 Kilo. Von der bei den Berufsfischern so beliebten Felche angelten die Hobbyfischer lediglich 164 Kilogramm.

Auch in anderen Seen wurde weniger gefischt

Kleiner Blick über den Tellerrand beziehungsweise das Seeufer: Am Zürich- und Obersee wurden im Jahr 2021 rund 20 Prozent weniger Fische gefangen als im Vorjahr. Der Rückgang betrifft fast alle Fischarten und ist sowohl bei den Berufs­fischern als auch den Sportfischern festzustellen. Am Linthkanal waren die Fänge derweil unverändert – das allerdings auf sehr bescheidenem Niveau.