Rücktritt: Ferdinand Riederer prägt die Schreinerbranche | W&O

Region 24.05.2023

Rücktritt: Ferdinand Riederer prägt die Schreinerbranche

Seit 44 Jahren engagiert sich Ferdinand Riederer für die Schreinerfachschulen Buchs und Flawil und steht seit 16 Jahren dem Schreinerverband des Kantons St. Gallen vor.

Von PD
aktualisiert am 24.05.2023

Kein anderer hat die Schreinerbranche im Kanton St. Gallen in den letzten 50 Jahren so stark geprägt wie Ferdinand Riederer. In Valens, hoch über Bad Ragaz, wohnt er. Von hier aus geniesst er die Weitsicht. Diese legte er in den letzten rund 50 Jahren in verschiedenen Funktionen beim Schreinerverband sowie in der Politik an den Tag.

Einerseits als Ge­meindepräsident von Pfäfers, Kantonsrat sowie Kantonsratspräsident, andererseits in verschiedenen Funktionen im St. Galler und im Schweizerischen Schreinerverband.

Noch heute ist der 73-Jährige regelmässig in seiner Werkstatt gleich auf der anderen Strassenseite seines Wohnhauses anzutreffen. Das Holz wurde ihm in die Wiege gelegt. Bereits sein Vater war Möbelschreiner und sein Grossvater führte einen Sägereibetrieb. Für Ferdinand Riederer war rasch klar, was er werden wollte.

Duale Berufsbildung lag ihm stets am Herzen

In den 1960er-Jahren absol­vierte er in Sargans eine Schreinerlehre. In einer afrikanischen Möbelfabrik sammelte er als Produktmanager wertvolle Erfahrungen. Zurück in der Schweiz, absolvierte er die Meisterprüfung. 1979 wurde Ferdinand Riederer Lehrbeauftragter der Schreinerfachschulen Buchs und Flawil. Dieses Amt hat er bis im Jahr 2000 ausgeübt. 1997 wurde er Schulleiter der Schreinerfachschulen des Kantons. Riederer sagt:

Über all die Jahre dürften etwa 3500 Schreinerinnen und Schreiner die Berufsschule besucht haben.

15 von ihnen hat er in seinem eigenen Betrieb in Valens auch praktisch ausgebildet. Zu Spitzenzeiten beschäftigte er rund zehn Mitarbeitende in seiner Schreinerei. Ein Herzensanliegen war Ferdinand Riederer stets die duale Berufsbildung. Für diese setzte er sich im Verband und in der Politik ein.

Riederer nutzte politisches Netzwerk

Sein politisches Netzwerk wusste Ferdinand Riederer für die Schreinerbranche zu nutzen. So gelang es ihm vor gut 20 Jahren bei der Kantonalisierung der Berufsschulen, dass die Schreinerfachschule als eine der wenigen Schulen weiterhin eigenständig bleiben durfte. Erst kürzlich konnte Ferdinand Riederer diese Verträge für die nächsten zehn Jahre mit dem Amt für Berufsbildung des Kantons St. Gallen verlängern.

Die Suche nach einem geeigneten Standort ­dauerte. Verschiedene Lösungen wurden geprüft. Beispielsweise in Sargans und Wattwil. Nun ist die Realisierung des Kompetenzzentrums auf gutem Weg. Das neue Schreinerzentrum eröffnen wird hingegen nicht mehr Ferdinand Riederer. Denn er gibt am 2. Juni das Verbandspräsidium der Schreiner des Kantons St. Gallen an der ­ordentlichen Delegiertenversammlung in Mels ab.

Schreiner, ein Beruf mit Zukunft

Ganz verabschieden von der Schreinerbranche wird er sich hingegen nicht. Ferdinand Riederer freut sich sichtlich:

Auf Wunsch des Vorstandes werde ich die Realisierung des neuen Schulstandorts weiter begleiten.


Abschliessend meint er: «Der Schreinerberuf hat eine gute Zukunft. Der duale Bildungsweg ist super – und das Handwerk geniesst wieder ein höheres Ansehen.» Es scheint so, dass Ferdinand Riederer den idealen Zeitpunkt gefunden hat, seine Ämter nach fast 50 Jahren in jüngere Hände zu geben.

Dank der nun gewonnenen Freizeit wird er künftig wieder vermehrt in seiner Schreinerei anzutreffen sein, mit dem Wohnmobil durch Europa ziehen oder weiter die Welt erkunden. Wer sein Leben lang so viel geleistet hat, kommt auch mit 73 Jahren nicht zur Ruhe.