Seit zehn Monaten Schweizer – und schon zwei nationale Marathon-Titel | W&O

19.05.2022

Seit zehn Monaten Schweizer – und schon zwei nationale Marathon-Titel

Alexander Heim aus Buchs läuft über die Marathondistanz in seiner Altersklasse der Konkurrenz davon.

Von robert.kucera
aktualisiert am 28.02.2023
«Ich habe kleine Trails gerne. Oder auf einem Berg mit Aussicht unterwegs zu sein statt auf breiten Strassen», schildert der Buchser Alexander Heim seine Faszination für den Laufsport. Kleine Wege durch den Wald, hält der 51-Jährige fest, seien das Schönste für ihn. Doch für Wettkämpfe geht es meist auf den Asphalt. Laufen ist für Heim mehr als nur Hobby und Ausgleich zum Beruf: Ein Mix aus Passion und Ambition.  Der gebürtige Deutsche nennt als einen der Gründe, weshalb er sich einbürgern liess, prompt auch die Affiche, dass er dann an Schweizer Meisterschaften nicht ausser Konkurrenz laufe, sondern um Edelmetall mitkämpfen kann.

Reiche Ausbeute: Je zweimal Gold und Bronze

In der Altersklasse 50 – 54 Jahre macht dies Alexander Heim bislang mit Bravour: Im April holt er sich den nationalen Titel im Marathon – zum zweiten Mal nach 2021. Heim hält dazu fest:
Das Lustige daran ist: Im Juni 2021 bin ich erst eingebürgert worden. Ich bin also noch nicht mal ein Jahr Schweizer, habe aber innerhalb von zehn Monaten vier Schweizer Meisterschaften bestritten und bei allen vier eine Medaille geholt.
Wegen Corona fanden die Titelkämpfe 2021 erst im Herbst statt.
 Vier Starts als Schweizer an Schweizer Meisterschaften - viermal auf dem Podest: Der Buchser Alexander Heim läuft besonders im Marathon der Konkurrenz in der Altersklasse 50-54 Jahre davon.
Vier Starts als Schweizer an Schweizer Meisterschaften - viermal auf dem Podest: Der Buchser Alexander Heim läuft besonders im Marathon der Konkurrenz in der Altersklasse 50-54 Jahre davon.
Bild: Robert Kucera
Der Buchser kann nun zwei Goldmedaillen im Marathon und zwei Bronzemedaillen im Halbmarathon sein Eigen nennen. «Die Meistertitel bedeuten mir sehr viel», sagt er. «Dass es gleich im ersten Versuch geklappt hat und ich den Titel noch verteidigen konnte, ist schon super.» Doch er bedauert es ein wenig, dass dies nur Titelgewinne einer Altersklasse sind. Im Overall-Klassement der Schweizer Meisterschaften wird er bei den Schweizern auf Platz 23 geführt. «Die Jugend ist halt schneller», hält er lachend fest.

Tränen nach Erhalt der offiziellen Zeit

Mit einem Blick in die Vergangenheit kann dies Heim auch von sich selbst sagen. Beim Titelgewinn war er fast acht Minuten länger unterwegs als bei seinem Rekord 2018 am Frankfurt-Marathon, den er gerne als Karrierehöhepunkt bezeichnet.
 Alexander Heim beim Marathon in Frankfurt, wo er das einzige Mal unter zweieinhalb Stunden blieb.
Alexander Heim beim Marathon in Frankfurt, wo er das einzige Mal unter zweieinhalb Stunden blieb.
Bild: PD
Denn vier Jahre vor jenem Marathon begann für Alexander Heim die Zeitenjagd. Fortan wurden Trainings dokumentiert, «früher bin ich einfach gelaufen. Nun wurde es seriöser», erzählt Heim. Ein wichtiger Impuls waren seine Mitstreiter vom Lauf-Treff Buchs, wo er seit Januar 2011 Mitglied ist. Er war erstaunt darüber, wie das Hobby Laufsport strukturiert und mit Trainingsplänen angegangen wurde. Für ihn brachte der Beitritt «extrem viel». Er lief nicht mehr allein, er fand nach seinem Zuzug ins Werdenberg rasch Anschluss und traf Gleichgesinnte zum Austausch. Von 2014 an unterbot Heim regelmässig seine schnellsten Zeiten. Am 28. Oktober 2018 wurde dann ein grosser Traum wahr: schneller als 2:30 Stunden sein. Heim beschreibt den emotionalen Moment wie folgt:
Als ich die offizielle Zeit gesehen habe, bin ich in Tränen ausgebrochen. Denn darauf habe ich trainiert.
Da beim Zieleinlauf nur die Bruttozeit angezeigt wird – die Elite startet weiter vorne und löst die Zeit schon dann aus, wenn die grosse Schar der Hobbyläufer noch steht –, erfuhr Heim die frohe Kunde der Nettozeit 2:29:59 erst später.
 Die Lauf-Treff-Jacke darf Alexander Heim mit Stolz tragen. Die Trainingseinheiten im Verein waren für den Buchser ein wichtiger Impuls.
Die Lauf-Treff-Jacke darf Alexander Heim mit Stolz tragen. Die Trainingseinheiten im Verein waren für den Buchser ein wichtiger Impuls.
Bild: Robert Kucera
Wie er sich erinnert, glaubte er sogar, das Ziel um wenige Sekunden verpasst zu haben.

Gamperney-Berglauf ist ein Muss für regionale Läufer

So wird es Zeit für neue Ziele für den Läufer Alexander Heim. 2020 wäre es die Teilnahme am New-York-Marathon geworden. Corona machte ihm einen Strich durch die Rechnung. «Vielleicht wird es dieses Jahr was mit London», hofft er. Eine Einladung habe er jedenfalls erhalten. Doch warum in die Ferne schweifen? «Der Gamperney-Berglauf ist ein Muss für jeden regionalen Läufer», gibt er über seinen nächsten Start Auskunft. Er freut sich besonders auf den Publikumsaufmarsch. Mit einer Zielsetzung tut er sich schwer. 53 oder 54 Minuten», sagt Heim und fügt weiter an: «Podestplatz in meiner Altersklasse.»