Am Dienstag befasste sich das 25. PizolCare-Gesundheitsforum mit dem Thema «Wie sicher sind meine Gesundheitsdaten angesichts der vielen IT-Pannen?». Im Zentrum der Tagung im BZBS Sargans standen laut einer Mitteilung des Werdenberger und Sarganserländer Ärztenetzwerks Pizol-Care Fragen zu Patientensicherheit, Datenschutz und der digitalen Zusammenarbeit zwischen Ärztinnen und Ärzten, Spitälern, Versicherern und weiteren Akteuren im Gesundheitswesen.
Die Podiumsdiskussion wartete mit spannenden Expertenstimmen auf: Auf der Bühne diskutierten Rita Bärtsch (Patientenbeirätin der PizolCare AG), Urs Keller (Hausarzt und Geschäftsführer der PizolCare AG), Anne van Berkel Meier (Gesundheitsexpertin DigiSanté), Matthias Rothen (CEO Vitodata AG), Jonathan Meier (CEO Healthinal und Heureka Health AG) sowie Martin Pfund (Leiter Information und Kommunikation am Kantonsspital Graubünden). Durch das Forum führte Joachim Leupold, Verwaltungsrat und Geschäftsleitungsmitglied der PizolCare AG.
Elektronisches Patientendossier noch wenig verbreitet
Den Auftakt machte Jonathan Meier mit einem Überblick zur Entwicklung des elektronischen Patientendossiers (EPD) in der Schweiz. Seit dem Start der E-Health-Strategie 2007 und dem Inkrafttreten des EPD-Gesetzes auf Bundesebene 2017 wurde viel investiert – Bund, Post, Swisscom und weitere Partner haben über 100 Millionen Franken in die Umsetzung gesteckt. Dennoch besitzen derzeit nur rund 123’500 Personen, also 1,35 Prozent der Bevölkerung, ein elektronisches Patientendossier.
In der anschliessenden Diskussion wurde klar, dass die schleppende Umsetzung vor allem an fehlenden finanziellen Anreizen und an der föderalen Struktur der Schweiz zu liegen scheint.
In der Pflicht, Patientendaten bestmöglich zu schützen
Während Anne van Berkel Meier auf erfolgreiche digitale Zentralisierungen bei Institutionen wie der SBB oder dem Militär verwies, zeigte Martin Pfund die praktischen Hürden in Graubünden auf: unterschiedliche Systeme, lokale Zuständigkeiten und komplizierte Finanzierungswege. «Patienten vertrauen uns ihre Daten an. Wir haben die Pflicht, diese bestmöglich zu schützen. Die Gratwanderung zwischen Datenschutz, Behandlungsqualität und Digitalisierung ist aber nicht immer einfach», hielt er fest.
Urs Keller unterstrich die Bedeutung einer sicheren und effizienten Datenübermittlung in einer modernen Hausarztpraxis. Er verwies auf Projekte von mediX schweiz, zu deren Verbund auch PizolCare gehört – in Zusammenarbeit mit healthinal. Deren Lösung «Heureka» beispielsweise biete ein zielgerichtetes, geordnetes System, um Daten wie Behandlungsdiagnosen, Allergien und Medikamente der betroffenen Patienten zur Verfügung zu stellen, wo man sie gerade brauche. Für Keller ein klarer Gewinn für Patientensicherheit und Behandlungsqualität.
Teils auf globale Anbieter angewiesen
Auch die Speicherung sensibler Gesundheitsdaten in internationalen Clouds wurde thematisiert. Das Podium war sich einig, dass die Schweiz in diesem Bereich auf globale Anbieter angewiesen bleibt – eine rein nationale Lösung sei unrealistisch. Die Annahme, ältere Generationen würden digitale Gesundheitslösungen nicht nutzen (können), wurde zudem entkräftet: Viele Seniorinnen und Senioren nutzen in ihrem Alltag längst wie selbstverständlich Onlinebanking oder digitale ÖV-Tickets.
Rita Bärtsch erinnerte daran, dass die Diskussion für Patientinnen und Patienten oft technisch und abstrakt wirke. Das Podium betonte jedoch die ethische Verantwortung und das gemeinsame Ziel, durch Digitalisierung die Versorgung zu verbessern. Abschliessend diskutierte die Expertenrunde, warum auf politischer und medialer Ebene nicht positiver über Chancen und Möglichkeiten einer Digitalisierung im Schweizer Gesundheitswesen gesprochen werde. Ausserdem wurde auch der Aufruf laut, dass Patientenorganisationen sich verstärkt bei DigiSanté einbringen sollen, um im weiteren Prozess eine wertvolle Rolle zu spielen.
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