Sparen bei Statistik, aber bei welcher?

«Bundesamt für Statistik muss sparen: 40 Stellen fallen weg», Ausgabe vom 7. Juni

Sterben unsere Bauern heute immer noch häufig an Lungenkrankheiten oder neu an Suizid? Das weiss man nicht mehr. 1995 publizierte ich zusammen mit dem Leiter des Bundesamtes für Statistik, Sektion Gesundheit, die Auswertungen der Mortalitätsstatistik. Er hatte mich in sein Institut eingeladen und wir «schüttelten gemeinsam diesen grossen Rechner» (Gassner M. Spuhler Th.: «Warum sterben Bauern häufiger an Lungenkrankheiten», Schweiz Med Wschr 1995; 125: 667-675).

Gerne hätten wir diese Daten statistisch nachverfolgt. Es wäre doch sinnvoll zu wissen, woran unsere Bauern, die Produzenten der Lebensmittel sterben!

Mittlerweile wird jedoch der Beruf seit Jahrzehnten in Statistiken nicht mehr erfasst. Man hatte einfach das Erfassen des Berufes in der Mortalitätsstatistik abgeschafft. Ob bewusst oder unbewusst, konnte ich nie eruieren. Profitiert haben die Unfallversicherer zu Lasten der Krankenkassen. Wenn nämlich die Ursache einer Berufskrankheit nicht bekannt und nachweisbar ist, kostet dies den Unfallversicherer weniger. Dafür werden die Betroffenen diskriminiert und eine Prophylaxe (Staub) wird mindestens erschwert.

Dieser «eingesparten» Statistik gegenüber steht, dass heute vieles statistisch sehr aufwendig für die künstliche Intelligenz erfasst wird. Comparis und ähnliche Prämienberechnungen sind nicht nur beliebt, sondern werden gefördert. Davon profitieren kurzfristig einige Gesunde auf Kosten Kranker. Langfristig sind diese Statistiken jedoch nutzlos. Sie schaden sogar der Solidarität.

Auch jede Reklame einer Krankenkasse kostet, bezahlt wird sie durch unsere Prämien. Im Gesundheitswesen nehmen die Kosten laufend zu, und die Krankenkassen reduzieren lebensnotwendige Leistungen wegen der Kopfgeld-Finanzierung. Wenn die Schweizer immer mehr übergewichtig und dann zuckerkrank werden, soll man Süssgetränke besteuern – so würden sogar Personen in Amerika gesünder!

Dr. med. Markus Gassner,
Spitalstrasse 8, Grabs