Natürlich ist Karin Keller-Sutter «schuld»! Wie «mutig» Männer bei Verhandlungen sind, wissen wir. «Den Kopf tief halten und Ruhe bewahren», das war der übliche Schweizer «Mut». Beispiel: Neutralität, aber immer im Westen, EWR, Binnenmarkt ja, aber nur …, Menschenrechtsgerichtshof, internationale Organisationen wie etwa die UNO. Es war so bequem, unter dem Schirm der Nato und der EU in Ruhe zu wursteln. Beim EWR mit anderen Neutralen mitmachen? Nein, mitmachen heisst Engagement und Arbeit und damit Stellungnahme. Von wegen «immer nur zahlen»!
Jetzt müssen Schweizer Firmen zu viel höheren Preisen in die USA verkaufen. Das schädigt die ganze Schweiz, klar. Vielleicht dämmert es dem einen oder anderen Schweizer, dass wir im Binnenmarkt geschützt wären und wir uns unbedingt an die EU annähern müssen. Und wenn Schweizer etwas wissen müssten, dann das, nämlich, dass man im Verband stärker ist als allein.
Aber das ist nicht gratis. Auch das wissen wir aus eigener Erfahrung durch die «Organisation» unseres Landes selbst. Es gibt immer wieder verrückte Diktatoren. Die Schweiz und Österreich sind nicht in der Nato. Putin könnte beide Länder beschiessen, ohne die Nato zum Eingreifen zu zwingen. Wir stehen also ziemlich blutt da!
Bloss: Da ist noch die Sache mit dem Gold: Die Schweizer Raffinerien haben seit Monaten nicht mehr nach den USA geliefert, sodass der Goldhandel gestört wurde und die Preise für Gold massiv stiegen. Inzwischen hat sogar Trump kapiert, dass Zölle auf Gold Blödsinn sind und mit dem Handelsdefizit nichts zu tun haben. Am Montag verkündete er die Aufhebung der Zölle auf Gold. Ein Dekret fehlt noch.
Was den Rest betrifft, so wäre es meines Erachtens gut, die F-35-Bestellung in den USA rückgängig zu machen. Es kann nicht sein, dass die USA jederzeit in die Elektronik des Flugzeugs eingreifen und die Programme ändern können, so wie auf unsere PCs und Handys zugegriffen wird mit dauernden «Updates». Ein Kauf der F-35 wäre faktisch eine Übergabe unserer Luftwaffe an die USA, und dieses Land ist einfach nicht mehr verlässlich.
Ansonsten ist jede Hektik in Bezug auf die USA unnötig. Wenn man sieht, wie Kanada weltweit Verträge schliesst, für Öl und Gas (Japan), über Früchte und Gemüse (Mexiko), Holz (EU) usw. – und damit die Versorgung der USA massiv stört –, wie die Lieferallianzen sich in atemberaubendem Tempo verändern, müssten doch Schweizer Exporteure auch Wege finden für neue Märkte. Ausserdem ziehen Firmen wie Ford, General Motors etc. mit der gesamten Produktion nach Kanada (tiefe bis gar keine Zölle), den Farmern fehlen Arbeitskräfte, Ernten gehen kaputt. Es fehlt in den USA an Strom, Kupfer-Spezialitäten, Autoteilen, Bauholz usw., weil Kanada die Lieferung eingestellt oder gedrosselt hat.
Trump ist jetzt schon in Schwierigkeiten. Die USA sind abhängig von Kanada, und der Weltmarkt wird umgebaut. Die Schweiz sollte, ja, muss dabei sein.
Anita M. Dürr,
Schleipfweg 6, 9473 Gams
Umbau Welthandel – ohne die USA