Umweltschädlich: Stadler-Rail belastet die Ostschweiz seit Jahren mit Schadstoffen – der Zughersteller dementiert | W&O

Ostschweiz vor 2 Stunden

Umweltschädlich: Stadler-Rail belastet die Ostschweiz seit Jahren mit Schadstoffen – der Zughersteller dementiert

Stadler Rail soll die Umwelt belasten, das macht «SRF Investigativ» in einer umfassenden Recherche publik. Gesundheitsschädliche, sogenannte VOC-Schadstoffe, die beim Lackieren entstehen, sollen seit Jahren in die Luft gelangt sein. Die Kantone St.Gallen und Thurgau sollen die Firma zum Handeln aufgefordert haben.

Von JOR
aktualisiert vor 2 Stunden
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Nur wenige Tage, nachdem die SBB ihren bisher grössten Auftrag nach Deutschland vergeben haben, folgen erneut unerfreuliche Neuigkeiten aus dem Hause Stadler. Eine Recherche von «SRF Investigativ» zeigt den Zugbauer in keinem guten Licht. Die Firma soll seit Jahren die Umwelt belasten. Die Kantone Thurgau und St.Gallen verlangten Massnahmen, die bis heute nicht umgesetzt worden sind.

Laut «SRF» geht es um flüchtige organische Verbindungen (VOC), die in Lackfarben vorkommen. Beim Lackiervorgang verdampfen diese, gelangen in die Luft und können der Gesundheit schaden. Die Züge werden in speziellen Spritzkabinen lackiert, dort entweichen die Schadstoffe. Dies geschehe in der Fabrik in Bussnang, dem Hauptsitz von Stadler Rail und im Werk in St.Margrethen.

Öffentlichkeitsgesetz: Kantone forderten zum Handeln auf

«SRF Investigativ» hat gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz die Korrespondenz zwischen den kantonalen Aufsichtsbehörden und Stadler Rail erhalten. In den Dokumenten seien die Emissionswerte zum Teil geschwärzt worden. Es werde aber erkennbar, dass die Umweltbehörden von St.Gallen und Thurgau Stadler Rail über Jahre aufgefordert haben, den VOC-Ausstoss zu senken. Auch sei ersichtlich, dass der Kanton St.Gallen bereits 2014 Stadler Rail aufforderte, das Problem anzugehen. In St.Margrethen und Bussnang würden die Emissionen den Grenzwert überschreiten.

In einer Stellungnahme an «SRF» schreibt der Kanton St.Gallen, dass seit 2014 mit Stadler Rail Massnahmen zur Emissionsreduktion umgesetzt und so die Vorgaben aus dem Massnahmenplan erfüllt würden. Weiter heisst es: «Stadler hat sich jederzeit bemüht, mit verschiedenen Massnahmen, die VOC-Emissionen im Betrieb zu reduzieren.» Die Prozesse seien sehr komplex und zeitaufwendig, so der Kanton.

Kantone verpflichten Stadler auf dem Rechtsweg

Weil Stadler Rail seit Jahren in der Schweiz zu hohe VOC-Emissionen ausstosse, befinde sich der Zugbauer nun in den Kantonen St.Gallen und Thurgau in einem Sanierungsverfahren. Die Kantone haben Stadler Rail damit laut «SRF» auf dem Rechtsweg dazu verpflichtet, die Emissionen innert einer Frist von fünf Jahren zu reduzieren.

Im Kanton Thurgau läuft das Sanierungsverfahren seit 2020. Mehrere Lackierkabinen am Hauptsitz in Bussnang überschreiten die zulässigen Grenzwerte. Laut Experten hätte auch der Kanton Thurgau schneller handeln müssen. Der Kanton Thurgau entgegnet: Bei früheren Messungen im Stadler Werk seien die Grenzwerte «nur punktuell überschritten» worden. Daher habe es keine rechtliche Handhabe für eine sofortige Sanierungsverfügung gegeben. Der Kanton habe Stadler jedoch aufgefordert, die Emissionen zu reduzieren.

Stadler reagiert auf Vorwürfe

In Stadler Rail Werken im Ausland betreibe der Zugbauer zum Teil schon Abluftreinigungsanlagen für VOC-Emissionen. In St.Margrethen und Bussnang plane Stadler Rail 2026 ebenfalls, zwei Abluftreinigungsanlagen zu bauen.

Am Donnerstag hat Stadler mit einer Stellungnahme reagiert und weist den Vorwurf von «SRF Investigativ», wonach Stadler zu wenig für die Emissionsreduktion gemacht habe, «entschieden und vehement zurück». In der Mitteilung heisst es: «Stadler hält in Bussnang zu 97 Prozent der Zeit die Grenzwerte ein. Im Werk St.Margrethen zu hundert Prozent». In wenigen Monaten werde dies ebenfalls in Bussnang der Fall sein.

Dass Stadler in St.Margrethen den Ausstoss um das Fünffache überschritten habe, dementiert das Unternehmen. Vielmehr habe der Ausstoss bei der Zugproduktion in der Schweiz um fast zwei Drittel reduziert werden können. Stadler erfülle alle Gesetze der Kantone Thurgau und St.Gallen sowie die Fristen zur VOC-Reduktion.

Ehemaliges Kadermitglied äussert sich

Auch ein ehemaliges Kadermitglied von Stadler Rail äusserte sich gegenüber «SRF»: «Das Management von Stadler Rail wusste schon lange von den zu hohen Emissionen. Man wollte aber wegen der hohen Kosten keine Abluftreinigungsanlage einbauen. Und der Kanton hat das einfach hingenommen.»

Laut den Kantonen St.Gallen und Thurgau sei Stadler nicht der einzige Betrieb, der zu viel VOC ausstösst. Es würden mehrere Sanierungsverfahren gegen andere Unternehmen laufen.