Vom Bergbauernbub zum angesehenen Politiker: Buch über Matheus Eggenberger | W&O

02.04.2022

Vom Bergbauernbub zum angesehenen Politiker: Buch über Matheus Eggenberger

Die Lebenserinnerungen des Grabsers Matheus Eggenberger liegen dank des Historischen Vereins in Buchform vor.

Von Adi Lippuner
aktualisiert am 28.02.2023
Wenn ein Junge, in einem gesunden Körper auch einen gesunden Geist hat, und kommt er in die Welt hinaus, so lernt er leicht; die äusseren Eindrücke strömen ihm durch alle Poren ein.
Mit diesem Zitat des Grossvaters von Matheus Eggenberger, einem Bauernbub vom Leversberg, begrüsste Susanne Keller-Giger, Präsidentin des Historischen Vereins der Region Werdenberg (HVW), die Gäste zur Buchpräsentation. Auslöser zur festlichen Zusammenkunft am Donnerstagabend im Kirchgemeindehaus in Grabs waren die handschriftlichen Lebenserinnerungen von Matheus Eggenberger, (1823 bis 1895). Er hat, zwei Jahre vor seinem Tod, den Werdegang vom einfachen Bauernbub am Grabserberg zum Gemeindepräsidenten, Bezirksrichter und geachteten Ostschweizer Politiker festgehalten.
 Nach der Präsentation kann das druckfrische Werk gekauft werden.
Nach der Präsentation kann das druckfrische Werk gekauft werden.

Ergänzt durch einordnende Fachbeiträge

Das Buch «Das vielbewegte Leben des Grabser Matheus Eggenberger» – «Ein Beitrag zur Wirtschafts-, Sozial- und Rechtsgeschichte der Ostschweiz im 19. Jahrhundert» – wird als Zeitbild dieser Epoche bezeichnet. Ergänzt werden die von alt Ortsarchivar Mathäus Lippuner transkribierten Texte durch Fachbeiträge von Autorinnen und Autoren, die den autobiografischen Teil in den historischen Kontext einordnen. Ermöglicht wurde die Herausgabe des Werks dank des HVW, mit Unterstützung der Politischen Gemeinde Grabs.

Ein «Kurzurlaub» auf Erden

Sehr zur Freude des Publikums wurde Matheus Eggengerber von Peter Keller-Giger dargestellt. Er habe, so liess er die Anwesenden wissen, um «Kurzurlaub» gebeten und sei deshalb zur Buchpräsentation anwesend. Die Erzählung und Lesung in der Ichform versetzte die Anwesenden in eine Zeit, als es in Grabs weder ein Rathaus noch eine Postautoverbindung nach Buchs und Wildhaus gab. Doch der gewiefte Politiker Matheus Eggenberger fand Lösungen, verhandelte und suchte Verbündete.
 Der amtierende Gemeindepräsident Niklaus Lippuner, Peter Keller-Giger als historische Figur Matheus Eggenberger und alt Ortsarchivar Mathäus Lippuner (von links).
Der amtierende Gemeindepräsident Niklaus Lippuner, Peter Keller-Giger als historische Figur Matheus Eggenberger und alt Ortsarchivar Mathäus Lippuner (von links).
Die Grundausbildung an der Primarschule Grabserberg ergänzte der wissbegierige Bub mit der Lektüre verschiedener Bücher, die er bei seinem Grossvater fand. «Aber ich hatte ja Alles meinem Grossvater zu verdanken, der mit einer unerschütterlichen Willenskraft und Ausdauer durch meine Erziehung mich erfüllte und begabte und dessen mir unvergessliche Belehrungen mich zeitlebens nie verlassen hatten», hält Matheus Eggenberger fest. Dank seines Aufenthalts im Puschlav, dort lernte er Italienisch, konnte er als Dolmetscher für die Bauern und italienischen Viehhändler wirken. Bereits im Alter von 26 Jahren wurde er in den Gemeinderat Grabs gewählt und legte damit den Grundstein für seine politische Karriere.
 Peter Keller-Giger (links) im Gespräch mit Mathäus Lippuner. Im Hintergrund (zweite von links), die Ur-Ur-Enkelin von Matheus Eggenberger, Vreni Stässle.
Peter Keller-Giger (links) im Gespräch mit Mathäus Lippuner. Im Hintergrund (zweite von links), die Ur-Ur-Enkelin von Matheus Eggenberger, Vreni Stässle.

Mit gesundem Selbstbewusstsein gesegnet

Niklaus Lippuner, Gemeindepräsident von Grabs, schreibt im Vorwort:
Das Lesen in den Erinnerungen ist ein Genuss. Eggenberger provoziert auch manchen Lacher, wenn er, gesegnet mit einem gesunden Selbstbewusstsein, seine Taten schildert. Seine zahlreichen Mandate führten ihn oft dorthin, wo Konflikte ausgetragen und Lösungen auf praktischer Ebene gesucht wurden.
An der Buchpräsentation bezeichnete der amtierende Gemeindepräsident – «ich bin sein 17. Nachfolger» – Matheus Eggenberger als «Grosse Grabser Persönlichkeit». Für den St. Galler Historiker Max Lemmenmeier ist Matheus Eggenberger «ein liberaler Pragmatiker im 19. Jahrhundert». Seine Botschaft an die Anwesenden:
Bildung, Disziplin und Rechtschaffenheit haben sein Leben geprägt und das ist auch heute unverzichtbar für die Demokratie.
 Autorinnen und Autoren und alle am Buch Mitwirkenden erhalten das druckfrische Werk.
Autorinnen und Autoren und alle am Buch Mitwirkenden erhalten das druckfrische Werk.

Ur-Ur-Enkelin legte den Grundstein für das Werk

Alt Ortsarchivar Mathäus Lippuner gab Einblick in seine Tätigkeit mit dem Transkribieren der Lebenserinnerungen. «Dank Weitsicht der Ur-Ur-Enkelin Vreni Strässle kamen die handschriftlich verfassten und in Buchform gebundenen Texte ins Ortsarchiv und legten damit den Grundstein für das heute vorhandene Werk.»
 Das handgeschriebene Buch, «Lebenserinnerungen von Matheus Eggenberger» war Grundlage zum Buch, «Das «vielbewegte» Leben des Grabser Matheus Eggenberger.
Das handgeschriebene Buch, «Lebenserinnerungen von Matheus Eggenberger» war Grundlage zum Buch, «Das «vielbewegte» Leben des Grabser Matheus Eggenberger.
Bereichert wurde der Abend durch die Lieder des Grabser Männerchors unter der Leitung von Pius Büchel. Gekonnt begleiteten die Sänger durch den Abend und bauten mit einem italienischen Lied eine Brücke an die Puschlaver Zeit des Grabser Bauernbuben. «Das ‹vielbewegte› Leben des Grabsers Matheus Eggenberger», ISBN 978-3-03895-041-7, FormatOst, Schwellbrunn