Was liegt in unserer Luft? | W&O

Region 10.04.2024

Was liegt in unserer Luft?

Nicht nur Saharastaub lag diese Tage in der Luft, sondern auch Pollen - und das bald jedes Jahr früher, wie der Grabser Arzt Markus Gassner beobachtet.

Von Markus Gassner
aktualisiert am 10.04.2024

Die zunehmend warmen Temperaturen der letzten Jahrzehnte machen zu Recht nachdenklich. Sie prägen das Zusammenleben mit unseren Pflanzen. Für die Ernährung von Menschen und Tieren bilden sie die Grundlage. Weil die Bauern die Aufgabe haben, die Nahrungsmittel für uns alle zu produzieren, sind vor allem sie direkt davon betroffen.

Der Saharastaub als Beispiel weiträumiger Luftverfrachtungen ist eindrücklich. Für die Gesundheit von Menschen und Tieren sind Pollen und Viren wichtig. Hier sind Beobachtungen in unserer Region wichtig.

1984 hatte die Gesellschaft Liechtenstein-Werdenberg für Lufthygiene (GLWL) die einzige Pollenmessstelle des Kantons auf dem NTB Buchs installiert und die Auswertungskosten bis zur Übernahme durch die Meteo Schweiz organisiert. Die Resultate auch der Real-Time-Messungen sind deshalb für alle zugänglich. Die Tagesschwankungen einzelner Pollenbelastungen sind bei den Baumpollen zeitlich regional und national sehr unterschiedlich. Zu welcher Tageszeit diese Pollen sich in der Luft befinden, ist deshalb nicht voraussehbar.

Die Pollenbelastung an Weihnachten durch angepflanzte Purpurerlen an der Bahnhofstrasse Buchs hat abgenommen. Dafür blühen nun die heimischen Erlen früher. Wegen fast gleichen Stoffen in den Pollen der Birken verlängern sie die Leidenszeit der Kinder mit einer entsprechenden Allergie. Diese Eiweisse finden sich auch in Früchten wie Äpfeln, vermehrt in importierten Sorten. Dies erschwert eine Ernährungsberatung, weil viele Kinder mit einer Allergie auf Birkenpollen deshalb keine Äpfel essen.

Sehr viele Eschen sind seit 20 Jahren über einen Pilz erkrankt (Eschenwelke). Dies führte nicht zu einer Abnahme der Pollenbelastung, sondern zu einer Zunahme, speziell dieses Jahr. Aktuell nimmt die Pollenbelastung der Birken und Eschen ab.

Doch bereits kann man blühendes Knäuel-Gras in unseren Wiesen beobachten, einen Monat früher als erwartet. Die klassische Heuschnupfenperiode wird bereits in den nächsten Tagen bei sonnigem Wetter mit wenig Wind beginnen. Das einfache Beobachten der «Allergenproduzenten», also der Pflanzen, wäre trotz künstlicher Intelligenz und Blick auf irgendwelche Apps manchmal informativer.

Demonstrationen mit Traktoren helfen so wenig wie Klimakleber, die Klimaerwärmung zu reduzieren. Eine hohe Steuer von Redbull zur Reduktion risikoreicher Produkte und Bewegungen wäre kurz- und langfristig für die Gesundheit unserer Bauern und unserer Enkel viel effektiver.

Dr. med. Markus Gassner, Grabs, Spitalstrasse 8, 9472 Grabs