Wegen der Angst vor einer Energiekrise im Winter ist Brennholz begehrt wie noch nie | W&O

11.08.2022

Wegen der Angst vor einer Energiekrise im Winter ist Brennholz begehrt wie noch nie

Wie die erhöhte Nachfrage nach Energieholz bei der Ortsgemeinde Wartau und bei der Forstgemeinschaft Grabus spürbar ist.

Von heini.schwendener
aktualisiert am 28.02.2023
Am Anfang unserer Geschichte steht die bekannte Frage nach dem Huhn und dem Ei. Deckt sich die Bevölkerung aus Angst vor einem Energieengpass im Winter in grossem Stil mit Brennholz, Stromaggregaten usw. ein und die Medien berichten darüber? Oder schreiben die Medien über mögliche Energieengpässe und schüren damit Angst der Bevölkerung, die in der Folge entsprechend viel einkauft?

«Vor allem in Deutschland geht die Post ab.»

Wie auch immer, Tatsache ist, dass Brennholz begehrt ist wie noch nie. Der Wartauer Förster Ernst Vetsch ist regelmässig in einschlägigen Facebook-Gruppen und stellt fest:
Vor allem in Deutschland geht die Post ab. Die Nachfrage nach Brennholz ist riesig.
Einträge mit ‹Holz zu verkaufen› würden von Einträgen ‹Holz gesucht› abgelöst. Auch der Forstbetrieb der Ortsgemeinde Wartau ist mit einer starken Nachfrage konfrontiert.
 Brennholz ist begehrt wie noch nie.
Brennholz ist begehrt wie noch nie.

Es wird früher bestellt und die Mengen sind grösser

Normalerweise seien die Brennholzvorräte der Ortsgemeinde im Dezember etwa zu drei Vierteln leer, im Folgejahr würden sie dann einmal wieder ganz aufgefüllt. Seit dem Winter 2021/22 hingegen wurden sie bereits dreimal aufgefüllt und die Bestellungen dauern an. Förster Vetsch nennt drei Ursachen dafür: Viele der Stammkunden haben ihr Brennholz heuer viel früher als in den Jahren zuvor bestellt. Vielleicht aus Angst vor einer Versorgungskrise im Verlauf des Jahres oder aus Angst vor steigenden Preisen? Hinzu kommt, dass etliche Kunden heuer gleich die doppelte Menge an Brennholz einkaufen als in früheren Jahren. «Holz, das neue Klopapier», lautete jüngst eine Medienschlagzeile in Anspielung auf die Situation während der Coronapandemie, als das WC-Papier zum begehrten Hamstergut wurde.
 Grabus-Mitarbeiter beim Ausasten eines gefällten Baums.
Grabus-Mitarbeiter beim Ausasten eines gefällten Baums.
Der dritte Grund für die grosse Nachfrage nach Brennholz sind neue Kunden, die sich bei der Ortsgemeinde Wartau mit Energieholz für den bevorstehenden Winter eindecken. Vetsch erzählt:
Seit Anfang Jahr fragt niemand mehr nach dem Preis, sondern einfach ‹habt ihr noch Holz?›.
Sogar Ladenhüter wie Birkenholz, das früher vor allem in Cheminées verbrannt wurde, finde heute wieder Absatz.

Neuanschlüsse an Wärmeverbunde sind gefragt

Auch die Nachfrage nach Schnitzelholz steige, sagt Vetsch. Das sei jedoch nicht überraschend, weil vielerorts grosse Holzschnitzel-Wärmeverbunde entstehen bzw. bereits bestehende viele Anfragen für Neuanschlüsse erhalten. Grundsätzlich könnten sich Förster über die grosse Nachfrage freuen, sagt der Wartauer. Endlich bringe man das Brennholz auch an die Kundschaft und man bekomme nicht mehr nur sehr tiefe Preise dafür. Doch Vetsch gibt etwas Grundsätzliches zu bedenken:
Wir können nicht einfach beliebig Bäume für Brennholz ernten, die noch wachsen und die somit später für eine bessere Verwendung und auch eine bessere Wertschöpfung – zum Beispiel für Bauholz oder für Möbel – genutzt werden könnten. Damit würden wir nämlich Kapital vernichten.
Das wäre keine nachhaltige Waldnutzung, sagt Ernst Vetsch. Forstgemeinschaft Grabus hat genug Brennholz Die Ortsgemeinden Grabs, Buchs und Sevelen betreiben die Forstgemeinschaft Grabus. Deren Betriebsleiter Andreas Eggenberger erklärt auf Anfrage: «Wir haben genug Brennholz.» Auch er spürt aber, dass sich der Markt verändert hat. Normalerweise würden die Kunden im Oktober ihr Brennholz bestellen, heuer hingegen treffen Bestellungen bereits im Sommer ein. Es gebe auch Leute, die für ihren Schwedenofen oder ihr Cheminée alle zwei Jahre einen Ster Holz gekauft hätten, nun aber plötzlich viel grössere Bestellungen aufgeben. Grabus werde die Nachfrage aber abdecken können, versichert Eggenberger, denn es gebe ja nicht innert kurzer Zeit so viele neue Holzöfen, dass die Versorgung mit Brennholz zum Problem werde. (she)