Wenn die Natur erwacht: Die Bio-Gärtnerei Rohrer ist bereit für den Start in die Gartensaison | W&O

13.03.2022

Wenn die Natur erwacht: Die Bio-Gärtnerei Rohrer ist bereit für den Start in die Gartensaison

Seit Monaten leistet Fredi Rohrer in seiner Bio-Gärtnerei in Buchs Vorarbeit, damit Setzlinge und Blumen rechtzeitig heranwachsen. In der Floristik-Werkstatt kreieren Danny Rohrer und Linda Märk-Rohrer Blumensträusse und Gestecke.

Von corinne.hanselmann
aktualisiert am 28.02.2023
Langsam aber sicher ist der Frühling da. Viele Menschen können es kaum erwarten, ihren Garten zum Leben zu erwecken oder den Hauseingang mit Blumen zu dekorieren. Das spürt auch Familie Rohrer, die an der Groffeldstrasse in Buchs mit Leidenschaft und Herzblut eine Bio-Gärtnerei und einen Blumenladen betreibt. Weil die Temperatur in den vergangenen Wochen nachts oft unter Null sank, war aber noch Vorsicht geboten. Dass es aufgrund der Kälte mit den Pflanzen noch etwas langsamer vorwärts geht als normal, merkt Fredi Rohrer auch in seiner Bio-Gärtnerei.
Wir heizen unser Gewächshaus nicht so stark, in der Nacht etwa auf 10 Grad. Draussen in den Treibbeeten ist es nachts kalt. So wächst alles etwas langsamer.
Für die Pflanzen sei dies besser. «Sie sind widerstandsfähiger, wenn sie an tiefere Temperaturen gewöhnt sind», weiss der Fachmann. Einzig für die Anzucht verwendet er einen Kasten mit Heizmatte.
 In den Treibbeeten gedeihen bunte Primeln.
In den Treibbeeten gedeihen bunte Primeln.
Bild: Corinne Hanselmann

Umstellung auf Bio war ein wichtiger Schritt

Besonders gefragt seien derzeit die Frühlingsblüher, also Osterglocken, Anemonen oder Fritillaria. «Diese Blumenzwiebeln habe ich im Spätherbst eingetopft. Im Frühling nehme ich sie nach und nach an die Wärme im Gewächshaus, damit sie schon etwas antreiben», erklärt Fredi Rohrer. Damit ab Mitte März erste Gemüsesetzlinge zum Verkauf bereit sind und Schnittblumen für den Laden heranwachsen, leistet der Gärtner im Gewächshaus schon seit Ende Januar Vorarbeit. Im Januar mache er jeweils noch etwas Ferien. «Dies ist die einzige Zeit im Jahr, in der das möglich ist», sagt Fredi Rohrer und lacht. Mitarbeiter hat er in der Gärtnerei nämlich keinen.
 Frühlingsblüher sind derzeit beliebt.
Frühlingsblüher sind derzeit beliebt.
Bild: Corinne Hanselmann
Die Hauptsaison dauert jeweils von April bis Juni.
Dann gehe ich auf drei Setzlingsmärkte in Rorschach, Chur und Wil. Dort verkaufen wir den grössten Teil unserer Setzlinge.
Die Teilnahme an den Pro-Specie-Rara-Märkten wurde möglich, weil Rohrer seit 2005 in Bio-Qualität produziert, also nur mit organischem Dünger und biologischen Spritzmitteln. «Die Umstellung auf Bio war ein wichtiger Schritt für uns», so Fredi Rohrer. Umgestellt hat er einerseits aus wirtschaftlichen Gründen, damit sich sein Geschäft etwas von der Konkurrenz abhebt. Der Hauptgrund ist aber, dass ihm das Gärtnern ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und mineralische Dünger zusagt. Tochter Linda Märk-Rohrer erinnert sich:
Früher hatte er einen grossen Giftschrank und bekämpfte Schädlinge mit diesen Mitteln. Heute greift er auf Nützlinge und biologische Pflanzenschutzmittel zurück.

Grosse Vielfalt trotz geringer Betriebsgrösse

Über 50 Kräutersorten, verschiedenste Gemüsesetzlinge – darunter seltene Randen-, Tomaten- und Peperonisorten –, Wildstauden sowie bunte Blumen: Dies alles wächst in Rohrers grüner Oase mitten in der Stadt sowie auf dem Freiland-Acker in der Nähe der Familiengärten während der Vegetationsperiode heran. Fredi Rohrer:
Wir versuchen, möglichst vielfältig zu sein. Während der Saison produzieren wir fast alles selber.
Im Winter kaufen sie Blumen für den Laden dazu, weil dann zu viel Energie nötig wäre, um selber zu produzieren.
 Danny Rohrer (links) und Linda Märk-Rohrer zaubern Sträusse und Gestecke.
Danny Rohrer (links) und Linda Märk-Rohrer zaubern Sträusse und Gestecke.
Bild: Corinne Hanselmann

Möglichst die ganze Pflanze verwenden

Den ökologischen Gedanken verfolgen Rohrers auch im Laden, der das Reich von Linda Märk-Rohrer, ihrer Mutter Danny Rohrer sowie zwei Teilzeit-Mitarbeiterinnen ist. «Wir versuchen, möglichst die ganze Pflanze zu verwenden und wenig wegzuwerfen», sagt Linda Märk-Rohrer. Die 40-Jährige hat Politikwissenschaft studiert und jahrelang beim Liechtenstein-Institut in der Forschung gearbeitet. Dann entschied sie sich, ins Geschäft ihrer Eltern einzusteigen, weil sie bei dieser Arbeit mehr Erfüllung findet. Auf dem zweiten Bildungsweg macht sie derzeit eine Ausbildung in Floristik. Quereinsteigerin ist auch ihre Mutter Danny Rohrer, die einst eine kaufmännische Ausbildung absolvierte. Nach vielen Jahren Berufserfahrung erfüllt sie die Arbeit mit Blumen nach wie vor. In der Floristik-Werkstatt kreieren die Beiden Blumensträusse, Gestecke und Dekorationen für Hochzeiten und Feste, aber beispielsweise auch für die «Geburtstagskinder» in den Altersheimen Buchs und Sevelen, für das Restaurant Traube, das BZB oder die Bibliothek Buchs.
 Im liebevoll eingerichteten Laden gibt es nicht nur Blumen.
Im liebevoll eingerichteten Laden gibt es nicht nur Blumen.
Bild: Corinne Hanselmann

Gärtnerei und Laden haben eine lange Tradition

Mit Linda Märk-Rohrer ist die vierte Generation in den Familienbetrieb eingestiegen. 1925 kaufte ihr Urgrossvater das Grundstück und gründete eine Gärtnerei. Der Grossvater baute aus, bevor Fredi Rohrer, gelernter Gärtner für Topfpflanzen und Schnittblumen, übernahm. Während sein Vater einst auch noch Gartenbau betrieb, konzentriert sich Fredi Rohrer heute auf das Säen, Pflanzen, Ernten und Pflegen. Der leidenschaftliche Gärtner sagt:
Das macht mir am meisten Freude.
Die Wirtschaftlichkeit stehe an zweiter Stelle. «Mit der Gärtnerei alleine, ohne den Laden, könnten wir nicht überleben», sagt er, während er zarte Pflänzchen in die Erde drückt, aus denen in einigen Wochen bunte Blüten wachsen – mit denen seine Frau und Tochter bunte Kreationen zaubern werden.