W&O-Serie «Im Werdenberg summt es»: Imkerei ist ein tolles Hobby | W&O

23.02.2023

W&O-Serie «Im Werdenberg summt es»: Imkerei ist ein tolles Hobby

Für Bienen braucht es Zeit, Geld und Platz. Wer dem nicht nachkommen kann, solle mit der Imkerei besser sein lassen. Es gibt aber eine wunderbare Alternative zur Honigbienenhaltung

Von Lorenz Huber
aktualisiert am 28.02.2023
Ich erinnere mich lebhaft an meinen Imkergrundkurs vor über 50 Jahren. Monatlich von Frühling bis Herbst trafen wir uns zum Lernen, eine Gruppe von acht älteren Männern und mir, damals noch ein Schüler. Unser Kurslokal war ein kleines Bienenhaus mitten in einem bunten Blumengarten. Unser Lehrer, ein pensionierter Handwerker und erfahrener Imker, brachte uns mit viel Geduld und Begeisterung den Umgang mit Bienen bei. Im alten Labormantel meiner Mutter, mit qualmenden Rössli-Stumpen zwischen den Lippen, öffnete ich zum ersten Mal einen Bienenkasten. Keine Angst zeigen, mutig hinein greifen, Waben mit Bienen heraus ziehen, Brut genau anschauen und wieder vorsichtig zurück in den Kasten hängen. Alles ohne Gesichtsschleier und Handschuhe, die Gewöhnung an Bienengift und Nikotin war ein Teil unserer Ausbildung. Im Jahr 2012 läuft im Kino «More than Honey» von Markus Imhoof. Der Film löst einen Boom aus. Galt Imkerei bisher eher als Beschäftigung für kauzige Typen, so wird es plötzlich cool, Bienen zu halten. Imkerkurse werden seither, doppelt oder dreifach geführt. Die Wertschätzung und das Interesse sind sicher erfreulich. Wer Honigbienen halten will, übernimmt Verantwortung, denn Bienen sind anspruchsvolle Haustiere.

Wunderbares Hobby, aber es gibt Bedenken

Ihre Gesundheit muss überwacht werden, Kurse und regelmässige Weiterbildung sind unumgänglich. Bienen fordern unsere Aufmerksamkeit, oft auch während der Ferienzeit. Wer Bienen halten will benötigt Zeit, Geld und Raum. Bienen können gefährlich werden, sie verteidigen ihr Nest mit dem Giftstachel. Allen, die diese Anforderungen nicht voll erfüllen können oder wollen, möchte ich von der Imkerei dringend abraten. Es gibt aber eine wunderbare Alternative zur Honigbienenhaltung. Ausser den Honigbienen leben rund 600 Wildbienenarten in der Schweiz. Sie erfüllen die wichtige Aufgabe der Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen. Im Gegensatz zur Honigbienen legen sie keine Wintervorräte an. Sie überwintern nicht als ganzes Volk und sind für Mensch und Tier ungefährlich.
 Ausser den Honigbienen leben rund 600 Wildbienenarten in der Schweiz.
Ausser den Honigbienen leben rund 600 Wildbienenarten in der Schweiz.

Hilf den Wildbienen, sie sind bedroht

Viele unserer Wildbienenarten sind selten geworden, oder drohen ganz zu verschwinden. Helfen wir ihnen ein wenig, dass sie sich in unserer Umgebung wieder wohler fühlen. Statt den ganzen Rasen immer kurz zu mähen, legen wir Inseln an, Inseln mit einheimischen, insektenfreundlichen Blütenpflanzen. Trockene, sandige Plätzchen, Schneckenhäuschen und morsches Holz bieten ihnen Unterschlupf. An sonniger, geschützter Lage können wir Nisthilfen anbringen, beliebt sind Hartholzklötze, mit waagrechten Borlöchern zwischen 3 bis 8 mm Durchmesser. Auch Lehm, Abschnitte von Bambus, Schilf- und Distelstängeln eignen sich. Spezielle Wildbienenschutz-Kurse werden angeboten, zum Beispiel am Plantahof in Landquart oder im Zentrum für Bienenwerte in Mörschwil. Wer gerne mehr erfahren will, findet Antworten auf: www.bienen.ch/kurs  
 Leidenschaftlicher Imker: Lorenz Huber
Leidenschaftlicher Imker: Lorenz Huber
Autor Lorenz Huber lebt seit 25 Jahren in Gams und ist Mitglied des Werdenberger Bienenzüchtervereins. Er ist Vizepräsident und Wanderimker. In der monatlichen Rubrik geht er auf Themen rund um Bienen und Biodiversität ein, dies im Rahmen des 125-Jahr-Jubiläums des Bienenzüchtervereins Werdenberg.