1922 fand die erste Gewerbe-, Industrie- und Landwirtschaftsausstellung statt | W&O

27.09.2022

1922 fand die erste Gewerbe-, Industrie- und Landwirtschaftsausstellung statt

Vor 100 Jahren wurde das Werdenberger Schaffen erstmals an einer Ausstellung präsentiert.

Von Hansruedi Rohrer
aktualisiert am 28.02.2023
Kommet! Zum erstenmal wagt es der Bezirk Werdenberg vor einer weiteren Öffentlichkeit, ein Bild seiner Tätigkeit in Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft zu entfalten.
Das sind die einführenden Worte in der Ausstellungszeitung zur 1. Werdenbergischen Gewerbe-, Industrie- und Landwirtschafts-Ausstellung (Wegila), welche vom 30. September bis 15. Oktober 1922 in Buchs durchgeführt wurde.
 Katalog zur ersten Ausstellung im Jahr 1922.
Katalog zur ersten Ausstellung im Jahr 1922.
Dazu gab es auch einen Katalog mit Namen und Produkten der Aussteller, der Ausstellungs-Leiter und den Inserenten. Mehr als 100 Gewerbetreibende aus dem Bezirk Werdenberg zeigten ihre Produkte und Dienstleistungen.

Auch Tiere wurden ausgestellt

Ausgestellt wurde in den Zimmern im Schulhaus Grof, im Realschulhaus, in und vor der Turnhalle Grof. Dort war sogar ein Forstgarten mit Pflanzschule angelegt worden. Ebenso vertreten waren Fischerei, Jagd, Imkerei, Landwirtschaft und Forstwirtschaft. Dazu gehörte eine Tierausstellung mit Pferden, Rindvieh, Ziegen der Toggenburger Rasse, Schafe der Grabserrasse und Schweine.
 Landwirtschaftliche Produkte waren in der Turnhalle Grof zu sehen.
Landwirtschaftliche Produkte waren in der Turnhalle Grof zu sehen.

Spinnerei und Stickerei gut vertreten

Ausgiebig präsentierte sich die Maschinenstickerei, die Wollspinnerei, die Weberei, aber auch die Lorrainestickerei und die Handstickerei. Im besten Licht zeigten sich auch Möbelschreiner, Sattler, Maler, Uhrmacher, Buchbinder, Korbflechter, Schuhmacher, Schirmmacher, Damenschneiderinnen, Gärtnereien, Schlosser, Drechsler, Wagner, Schmiede, Baumeister, Bildhauer und andere mehr.
 Produkte mit Stickereien gab es im Realschulhaus.
Produkte mit Stickereien gab es im Realschulhaus.
In der Turnhalle gab es Nahrungs- und Genussmittel zu sehen, wie Fleisch, Käse, Teigwaren, Wein, Kindermehl, aber auch topografische Karten, Fotos sowie Informationen der Grundbuchvermessung. Gut besucht und geliebt war die Werdenberger Stube bei der Turnhalle. Sie war als Festwirtschaft ausgelegt, in der Gemütlichkeit bei Gerstensaft und Spinnstubengeschichten herrschte.
 Die Werdenberger-Stube als vielbesuchter Treffpunkt der Ausstellung.
Die Werdenberger-Stube als vielbesuchter Treffpunkt der Ausstellung.

Eröffnung im Beisein eines Regierungsrates

An dieser Ausstellung dachten die Organisatoren sogar an die Installation eines öffentlichen Telefons und eines Post-Briefkastens. Die Wegila wurde in der Folge rege besucht. Trotz kritischen Bürgern, die an der Notwendigkeit und dem Nutzen einer solchen Ausstellung mitten in der grossen Krisenzeit zweifelten. Die Verantwortlichen der Ausstellung wussten Antwort:
Die Ausstellung bringt Arbeit, Anregung und Leben in den flauen Gang unseres Gewerbes, unserer Industrie und Landwirtschaft. Sie gibt ihnen wieder Mut und Zuversicht und mahnt das Volk an die Pflicht, sich des heimischen Arbeitserzeugnisses zu bedienen.
 Festpostkarte mit Stickereien.
Festpostkarte mit Stickereien.
Das offizielle Eröffnungsbankett dieser ersten Werdenberger Ausstellung fand übrigens am 1. Oktober 1922 um 13 Uhr mit dem Organisationskomitee, den politischen und administrativen Behörden sowie unter Beisein des St. Galler Regierungsrates Dr. Baumgartner statt. OK-Präsident war Hans Ködderitzsch.