Alters- und Pflegeheime sind gut aufgestellt: Ausbildung schützt vor Mangel | W&O

21.02.2022

Alters- und Pflegeheime sind gut aufgestellt: Ausbildung schützt vor Mangel

In Alters- und Pflegeheimen der Region Werdenberg wird bewusst in die Zukunft investiert. Ein gutes Rezept, um Personalmangel vorzubeugen, ist die Anstellung von Lernenden.

Von robert.kucera
aktualisiert am 28.02.2023
Personalmangel in Alters- und Pflegeheimen im Kanton St. Gallen, die Arbeitskräfte am Anschlag, die Pflegequalität sinkt. Bittere Realität in vielen Institutionen des Kantons. Doch sowohl im Haus Wieden in Buchs als auch im Altersheim Forstegg in Sennwald und im Betagtenheim in Wartau ist von Personalmangel derzeit nicht die Rede. Wie der W&O in Erfahrung bringen konnte, engagieren sich diese Betriebe stark dafür, dass es auch so bleibt. Eine Erfolgsgarantie gebe es jedoch nicht, wie Beatrice Disch vom Betagtenheim Wartau treffend zusammenfasst: «Glück gehört auch dazu.»

Die Arbeit mit Lernenden wird gerne gemacht

Wer gar nicht erst in die Bredouille geraten will, investiert intern in die Zukunft. «Wir sind ein Ausbildungsbetrieb», sagen die drei Heimleiterinnen Beatrice Disch (Betagtenheim Wartau), Domenika Schnider Neuweiler (Haus Wieden, Buchs) und Jeanette Mösli (Altersheim Forstegg, Sennwald) gleich als Erstes auf die Anfrage des W&O, was das beste Rezept gegen Personalmangel in der Pflege sei. Disch hält fest:
Langfristig ist es ein Vorteil, selbst für den Nachwuchs zu sorgen, statt Stellen auszuschreiben.
Es sei zwar intensiv, die Lernenden zu betreuen. Doch sie beleben den Betrieb und durch die jungen Pflegekräfte bleibe das arrivierte Pflegepersonal am Ball.
 Im Haus Wieden wird die Ausbildung von Fachkräften als riesiger Vorteil angesehen.
Im Haus Wieden wird die Ausbildung von Fachkräften als riesiger Vorteil angesehen.
Bild: PD
Die Ausbildung im eigenen Haus erachtet Schnider Neuweiler als zentral. «So leisten wir einen grossen Beitrag zum Ganzen. Zudem will das junge Fachpersonal gerne im Lehrbetrieb bleiben», sieht sie die Vorzüge für die gesamte Branche, aber auch für das Haus Wieden. «Es ist ein riesiger Vorteil, dass wir unsere Leute selber ausbilden.» Auch für Mösli ist klar:
Ein Ausbildungsbetrieb zu sein, ist eine absolute Notwendigkeit.
Doch nicht allein, um Personalmangel zu vermeiden. «Wir machen es auch sehr gerne», äussert sie sich positiv zur täglichen Arbeit mit den Lernenden. Auf diese Weise habe man in Sennwald genügend Personal und die Pflegequalität aufrechterhalten können.
 Das Altersheim Forstegg in Sennwald bildet den eigenen Nachwuchs sehr gerne aus.
Das Altersheim Forstegg in Sennwald bildet den eigenen Nachwuchs sehr gerne aus.
Bild: PD
Ausser bei den Pflegefachkräften mit einer höheren Ausbildung. Hier wünscht sich Mösli fürs Altersheim Forstegg eine Arbeitskraft mehr. Doch die Besetzung «ist sehr schwierig».

Zufriedenheit am Arbeitsplatz ist nicht zu unterschätzen

Die Entgegenwirkung des Personalmangels ist also Glück, die Investition in den Nachwuchs – aber auch gut funktionierende Betriebe: «Ein gutes Arbeitsklima und dass sich das Personal ernst genommen fühlt», spricht Beatrice Disch die Wichtigkeit echter Wertschätzung an. Es gilt, die Freude am Beruf hochzuhalten. Denn wer zufriedener am Arbeitsplatz ist, weiss Disch, könne sich mehr einbringen. Für Homogenität in der Gruppe und Zufriedenheit, davon ist Disch überzeugt, sorgt im Betagtenheim Wartau auch der gute Mix des jungen und älteren Pflegepersonals.
 Ein gutes Arbeitsklima wirkt dem Personalmangel entgegen und sorgt auch dafür, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner sehr wohl fühlen und durch Mund-zu-Mund-Propaganda positiv über das Heim berichten.
Ein gutes Arbeitsklima wirkt dem Personalmangel entgegen und sorgt auch dafür, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner sehr wohl fühlen und durch Mund-zu-Mund-Propaganda positiv über das Heim berichten.
Bild: PD
In dieselbe Kerbe schlägt Heimleiterin Domenika Schnider Neuweiler (Haus Wieden). Die Besetzung sämtlicher Stellen führt sie auf gute Arbeitsbedingungen, gepaart mit einer guten Arbeitsatmosphäre, zurück. Schnider Neuweiler hält weiter fest:
Wir haben uns ausserdem ein gutes Image erarbeitet. Dies trägt dazu bei, dass offene Stellen rasch besetzt sind.
Aus ihrer Sicht ist es aber auch die ausgezeichnete Lage des Werdenbergs, welche ein Vorteil gegenüber schwer erreichbaren Gebieten ist.

Familienfreundliche Arbeitszeiten sind ein Trumpf

Nicht ausser Acht lassen möchte die Buchser Heimleiterin das Erfolgsmodell der familienfreundlichen Arbeitszeiten bis 40 Prozent. Viele weibliche Pflegekräfte können an jenen Wochentagen arbeiten kommen, an denen es das Familienleben am besten zulässt. «Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht», hält Schnider Neuweiler viel von diesem Modell und spricht von einer Entlastung für das Personal mit einem höheren Arbeitspensum.