Bäuerinnnen und Bauern äusserten ihren Unmut gegenüber der Agrarpolitik | W&O

21.02.2023

Bäuerinnnen und Bauern äusserten ihren Unmut gegenüber der Agrarpolitik

Die Toggenburger Landwirte wehren sich von der Basis her gegen das «Agrarpolitik-Diktat aus Bern». Weiter wurde der Vorstand von der Versammlung bestätigt

Von Adi Lippuner
aktualisiert am 28.02.2023
Mit einem Grossaufmarsch zeigten die Toggenburger Bäuerinnen und Bauern am Montagabend, dass es mit der Agrarpolitik nicht so weitergehen kann. Hansruedi Thoma, Präsident des Bauernvereins Toggenburg, war von der riesigen Beteiligung überwältigt. Kurzerhand schufen die Verantwortlichen Platz in der Markthalle, stellten Tische und Bänke auf und öffneten die Glastüren, welche den Restaurantbereich von der Halle trennten. 170 Personen, Bäuerinnen und Bauern waren anwesend.

Verordnungspaket schiesst über das Ziel hinaus

Statt vom Vorstandstisch aus die Versammlung zu leiten, platzierte sich der Präsident in die Mitte und stellte sicher, dass alle Anwesenden den Verhandlungen folgen konnten. Seine klaren Worte im Jahresbericht fanden Zustimmung. «Das neue Verordnungspaket, veröffentlicht im Sommer 2022, welches ab diesem Jahr gelten soll, schiesst weit über das Ziel hinaus. Im Bundesamt für Landwirtschaft befassen sich 270 Mitarbeitende mit der Agrarpolitik, bei Agroscope sind weit über 1000 Mitarbeitende mit Forschungsaufgaben zur Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt betraut.» Man müsse sich das einmal bildlich vorstellen: «Alle Landwirte aus dem Kanton Glarus würden sich tagtäglich mit der Agrarpolitik und alle Toggenburger Bauern mit Forschungsaufgaben beschäftigen. Somit verwundert es nicht, dass die Basis am Kochen ist.» Der Missmut der Basis sei von den Verantwortlichen aufgenommen und auch mit dem Präsidenten des Schweizer Bauernverbands, Markus Ritter, diskutiert worden. «Es gab Stimmen, die eine Demonstration in Bern forderten,» erläuterte Hansruedi Thoma das Vorgehen.

«Realitätsfremde» Initiativen dürften auch in Zukunft eine Mehrheit erreichen

«Wir entschlossen uns, von der Basis her zu agieren, und so wurde im Oktober 2022 eine Petition an den National- und den Ständerat gerichtet. Wir haben auf die Missstände hingewiesen und mit acht Punkten dazu aufgefordert, die Ernährungssicherheit als Oberziel zu beachten.» Auch müsse die Bürokratie endlich abgebaut und die Basis beim Vollzug angehört werden. «Stellvertretend für die Ostschweizer Bäuerinnen und Bauern haben 28 Vertreter die von Andreas Widmer verfasste Petition unterzeichnet und eingereicht.»
 Kontinuität beim Vorstand des Bauernvereins Toggenburg. Präsident, Vizepräsidenten und Vorstandsmitglieder wurden für weitere vier Jahre bestätigt.
Kontinuität beim Vorstand des Bauernvereins Toggenburg. Präsident, Vizepräsidenten und Vorstandsmitglieder wurden für weitere vier Jahre bestätigt.
Bild: Adi Lippuner
Ende Januar habe die Wirtschaftskommission des Nationalrats (WAK) die Petition diskutiert. «Im April steht nun ein Treffen zwischen Vertretern des Bundesamts für Landwirtschaft, dem St. Galler Bauernverband und zehn Mitunterzeichnern der Petition auf einem Betrieb in Niederwil an. Wir wollen mit Praxisbeispielen aufzeigen, welche Auswirkungen die Verordnungen aus Bern haben», gab sich Hansruedi Thoma kämpferisch. Für die Bauernvertreter aus dem Toggenburg ist klar, dass die realitätsfremden Landwirtschaftsinitiativen in Bundesbern auch zukünftig keine Mehrheiten erreichen dürfen.

Vorstand wurde von der Versammlung bestätigt

Alle sechs Vorstandsmitglieder, Hedy Vetsch, Wildhaus, Patrizia Giezendanner, Ebnat-Kappel, Markus Bischofberger, Schönengrund, Wisi Thoma, Gähwil, Thomas Götte, Wildhaus und Fabian Weder, Ganterswil, die beiden Vizepräsidenten Mathias Ammann, Lichtensteig und Markus Wickli, Ennetbühl sowie der Präsident Hansruedi Thoma, Müselbach stellen sich für eine weitere Amtsdauer zur Verfügung. Präsente und lobende Worte gab es für das grosse Engagement der OK-Präsidentin Toggenburger Bauernmarkt, Sybille Kläger, und ihr Team mit Ber­nadette Looser, Maja Scherrer und Brigitte Frick. Die vier haben ihren Rücktritt ange­kündigt, es werden neue Kräfte für die Organisation des Bauernmarkts gesucht.