Dreiviertelstündiges Spektakel auf den Berggipfeln samt Signalen aus dem All | W&O

24.08.2022

Dreiviertelstündiges Spektakel auf den Berggipfeln samt Signalen aus dem All

Auf den Churfirsten brannten am Sonntag Höhenfeuer. Elon Musks Satelliten stahlen ihnen dabei fast die Show.

Von Alec Nedic, Christoph Heer
aktualisiert am 28.02.2023
Am Sonntagabend versammelten sich ab Alt St. Johann über Unterwasser bis nach Wildhaus etliche Personen im Freien. Sie alle wollten einen Blick auf die sieben Höhenfeuer auf den Churfirsten ergattern. Doch die Feuer auf den Bergspitzen blieben an diesem Abend nicht der einzige Höhepunkt. Zur grossen Überraschung aller Zuschauenden grüsste Elon Musk aus dem Weltraum.

Sieben Höhenfeuer brannten 45 Minuten lang

Die Dunkelheit war soeben über das Toggenburg hereingebrochen, als um 21.45 Uhr die ersten Höhenfeuer zu erkennen waren. Schaulustige fanden sich auf der Moosstrasse in Wildhaus zusammen, wo man eine gute Sicht auf die Bergkette hat. Alle sieben Höhenfeuer auf den Gipfeln der Churfirsten Chäserrugg, Hinterrugg, Schibenstoll, Zuestoll, Brisi, Frümsel und Selun brannten in den folgenden gut 45 Minuten, auch wenn sie durch die grosse Entfernung nur schwach wahrgenommen werden konnten. Im Tal glichen die Höhenfeuer Taschenlampenlichtern. Die meisten Sterne am Nachthimmel machten den Gipfelfeuern Konkurrenz. Ein interessierter Zuschauer an der Moosstrasse meinte:
Meist sahen wir nur drei bis fünf Höhenfeuer und diese auch nur als ganz kleine, leuchtende Punkte.

Auf den Firsten wirkte die Magie

«Die Stimmung war geradezu mystisch. Für mich war es ein einmaliges Erlebnis», schwärmt Olivia Hug von Toggenburg Tourismus und Anzünderin des Teams Brisi über die Nacht der Höhenfeuer. Unter gespannter Beobachtung von hunderten Augenpaaren, die sich auf die Gipfel der Churfirsten richteten, sei man schon ein wenig aufgeregt gewesen, verrät sie. Doch als alle Feuer auf den Gipfeln brannten, jauchzten sich die Anzünderteams von den Berggipfeln aus zu und die Last fiel ihnen von den Schultern. Für Olivia Hug eine bleibende Erfahrung:
Für uns war es schön, dass wir das Glück untereinander und mit den Talbewohnern teilen konnten. Wir sind vollends zufrieden.

Und dann die ganz grosse Überraschung

Neben den Höhenfeuern bot sich dem Publikum noch ein anderes Schauspiel, wobei der amerikanische Tech-Milliardär Elon Musk, wenn auch nicht ganz gewollt, seine Finger im Spiel hatte. Als viele Zuschauerinnen und Zuschauer bereit waren, sich wieder in ihre Häuser oder auf den Heimweg zu begeben, kam es zur grossen Überraschung. Am wolkenlosen Himmel, zwischen tausenden von Sternen, erschien eine Lichterkette, die sich rasch von Westen in Richtung Osten bewegte. Nun waren nicht mehr die Höhenfeuer auf den sieben Churfirsten das Thema, es war schlicht und einfach ein Zufall, dass zur gleichen Zeit Elon Musks Satelliten über das Toggenburg geflogen sind. Was am Himmel zu sehen war, sind 50 sogenannte Starlink-Satelliten des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX, welches dem Milliardär Elon Musk gehört. Dieser schiesst in regelmässigen Abständen Satelliten ins All, mit dem Ziel, die Erde mit schnellem Internet zu versorgen.

Nebel verzog sich im passenden Augenblick

Die Holzscheite für die Feuer wurden in den vergangenen Wochen von Wanderinnen und Wanderern aus der Region und dem Ausland auf die Gipfel der Churfirsten getragen. Eigentlich hätten die Höhenfeuer am 1. August entfacht werden sollen, doch aufgrund der Trockenheit verschob der Organisator Toggenburg Tourismus die Aktion auf den 21. August. Die Anzündergruppen der sieben Gipfelfeuer bestanden aus freiwilligen Helferinnen und Helfern aus der Region. Neben der Gruppe von Toggenburg Tourismus erklommen Mitglieder der SAC Sektion Toggenburg den anspruchsvollen Zuestoll und Mitarbeiter der Toggenburger Bergbahnen bestiegen die Gipfel der Chäserrugg und Hinterrugg. Befüllt wurden die Rucksäcke der Freiwilligen mit Anzündhilfen, Proviant und Utensilien zum Löschen des Feuers. Nebel und Feuchtigkeit machten den Aufstieg anspruchsvoll und liessen die Sorge wachsen, ob die Feuer im Tal überhaupt sichtbar sein würden. Auf dem Gipfel angekommen, galt es, das Feuer vorzubereiten. Dazu gehörte neben dem Kleinholzhacken auch das Einfassen der Feuerstelle mit Steinen. Danach wurden die Schiitli, die von den Wanderern hochgetragen wurden, zu einem Funkenfeuer aufgetürmt. Während der Vorbereitungsarbeiten durchdrangen die Strahlen der untergehenden Sonne den Nebel, welcher sich rechtzeitig zum Anfeuern verzog. Trotz des nassen Feuerholzes brannten alle Funken planmässig und sorgten auf den Gipfeln der Churfirsten für eine atemberaubende Stimmung. Die Helferinnen und Helfer sind sich einig: Die Höhenfeuer werden dieses Jahr nicht das letzte Mal gebrannt haben.