«Grosser Druck auf den Bundesrat», Ausgabe vom 25. Juni
Sprach ein Hundeführer zum Kollegen: «Jetzt habe ich meinem Hund seit Monaten versucht beizubringen, dass er bellen soll, bevor es etwas zu fressen gibt.» «Und?», fragt der Kollege. «Jetzt wartet er, bis ich belle!» Hunde kann man konditionieren. Ginge es nach der Inklusionsinitiative, bräuchten die Arbeitgeber zur Integration Anreizsysteme (Steuererleichterungen etc.). Bloss sind Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber keine zu konditionierenden Hunde. In Deutschland und Österreich stellt man seit zwanzig und mehr Jahren fest, dass die Arbeitgeber sehr wohl Menschen mit Behinderung integrieren. Andere bezahlen lieber die Strafe oder verzichten auf Anreize, um eben nicht zu integrieren. In unserer Region gibt es sehr viele Arbeitgeber, welche Menschen mit Behinderung integrieren. Es braucht Begleitung durch uns Fachleute und den Willen zu individuellen Lösungen.
Die Lobby gegen Integration sitzt nicht im Bundeshaus. Die Lobby gegen ihr eigenes Klientel sind die Behinderteninstitutionen, die geschützten Werkstätten, die zu gross gebauten Wohnheime, die GAV, welche vorgeben, für die Arbeiterinnen und Arbeiter zu sein, aber mit ihren Leistungslöhnen verhindern, dass Menschen mit tieferer Leistung integriert werden können. Die Liste liesse sich noch lange fortführen.
Die Chancen zur Integration liegen seit über 30 Jahren auf dem Tisch. Diese Chancen haben die sogenannten Fachleute für Menschen mit Behinderung und GAV vertan. Ich weiss, wovon ich rede. Ich kämpfe seit 45 Jahren für Selbstbestimmung. Natürlich sind die Sozialversicherungen anzupassen. Natürlich braucht es eine neue Gesetzgebung. Jedoch per Gesetz ändern wir nicht unsere Haltung zur Selbstbestimmung und Eigenverantwortung. Wir geben bloss vor, dass wir andere konditionieren wollen, weil sie sich ja nur deswegen ändern können. Selber in der Lobby sitzen und froh sein, nichts ändern zu müssen, ist ehrlos.
Liebe Fachleute in der Behindertenarbeit, wann bitte habt ihr überlegt, Menschen mit Behinderung zu integrieren? Wann bitte habt ihr kein Heim gebaut und Wohnungen gemietet? Wann bitte habt ihr euch gegen Subventionen für geschützte Werkstätten und Wohnheime gewehrt? Wann bitte habt ihr die GAV hinterfragt, ob sie Menschen mit Behinderung ausschliessen oder integrieren? Wann bitte ändert ihr eure Haltung? Menschen mit Behinderung sind nicht Opfer und ihr die stolzen Retter und die Arbeitgeber die Bösen!
Die Ideen liegen auf dem Tisch und können ohne neue Gesetzgebung jeden Tag umgesetzt werden. Das Gesetz kommt hintennach und hoffen wir nicht als Bürokratiemonster!
Hubert Hürlimann, Werdenstrasse 34, 9472 Grabs
Historische Chance vor 30 Jahren vertan