Im Schlussspurt vor der Expedition: Elektronutzfahrzeug soll im Winter einen Weltrekord brechen | W&O

13.10.2022

Im Schlussspurt vor der Expedition: Elektronutzfahrzeug soll im Winter einen Weltrekord brechen

Von Sevelen bis nach Chile auf den höchsten aktiven Vulkan der Erde: Drei Jungunternehmer starten mit ihrem selbst umgebauten E-Fahrzeug einen Weltrekordversuch. Zuvor ist der «Terren» noch an der Olma zu sehen.

Von corinne.hanselmann
aktualisiert am 28.02.2023
Zukunftsweisende Automobiltechnologien und erneuerbare Energien sind ihre Passion: Seit rund vier Jahren arbeiten die Brüder David Koller (30) und Patrik Koller (28) mit ihrem Freund David Pröschel (32) am grossen Ziel, einen serienreifen elektrischen Mehrzwecktransporter zu entwickeln. Der Prototyp basiert auf einem herkömmlichen Basisfahrzeug des Typs Aebi VT 450, den sie komplett überarbeiteten und mit einem elektrischen Antriebsstrang ausstatteten. Der Sitz ihres Unternehmens DDP Innovation GmbH und die Werkstatt liegen an der Guschastrasse 42 in Sevelen.

Weltrekordversuch im kommenden Winter

Mit dem Elektro-Mehrzwecktransporter – sie nennen ihn Terren –, den die Jungunternehmer für den Verkauf an Kommunal- und Landwirtschaftsbetriebe entwickelten, wollen sie zudem einen Weltrekord brechen: Die grösste erreichte Höhe über Meer mit einem Motorfahrzeug. Mit dieser Expedition auf den mit 6893 Metern höchsten aktiven Vulkan der Erde, den Ojos del Salado in Chile, will das Trio aus Sevelen internationale Unternehmen und potenzielle Kunden auf sich aufmerksam machen.

Grosse Hürden zu bewältigen

Eigentlich war der Weltrekordversuch für Ende 2021 geplant. «All die Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Coronapandemie haben uns aber einen Strich durch die Rechnung gemacht», so David Pröschel gegenüber dem W&O.
Es hat viel länger gedauert als gedacht, um das Fahrzeug überhaupt fertigzustellen.
Auch die Finanzierung stellte eine grosse Hürde dar. Nun nehmen David Pröschel, Patrik und David Koller im kommenden Winter einen neuen An­- lauf für die Expedition «Peak Evolution».

Das imposante Fahrzeug begeisterte beim Roll-out

Ende August haben die Unternehmer das inzwischen fertig umgebaute Fahrzeug in Altenrhein der Öffentlichkeit vorgestellt. Der grösste Teil der rund 90 Gäste waren Vertreter von Sponsoren sowie Unterstützer einer Crowdfunding-Kampagne.
 Ende August wurde das Fahrzeug präsentiert.
Ende August wurde das Fahrzeug präsentiert.
Bild: PD
«Das Publikum war sehr begeistert, da der Terren in Realität ein sehr imposantes Fahrzeug ist», sagt David Pröschel.
Vorher wurden keine Bilder des fertigen Fahrzeugs veröffentlicht und so war es für alle eine grosse Überraschung, das Fahrzeug zu sehen.
Für die Strassenzulassung muss ein solches neu entwickeltes E-Fahrzeug ein aufwendiges Verfahren durchlaufen, das Monate dauert und sogar die Ex­pedition gefährdete. David Pröschel erklärt: «Die zwei wichtigsten Prüfungen sind die elektrische Sicherheit, welche sicherstellt, dass ein Fahrzeugbenutzer unter keinen Umständen mit stromführenden Teilen in Kontakt kommen kann, sowie die elektromagnetische Verträglichkeit, welche sicherstellt, dass keine elektromagnetische Strahlung ausgesendet wird, die zu Komplikationen mit Mobiltelefonen oder Herzschrittmachern führen könnte.»

Nach der Olma geht es nach Chile

Derzeit kann der Terren an der Olma in St. Gallen bestaunt werden – die Messe findet vom 13. bis 23. Oktober statt. Anschliessend ist geplant, das Fahrzeug nach Chile zu verschiffen. David Pröschel erklärt:
Der Terren wird in Basel in einen Container verladen, kommt dann via Rhein nach Rotterdam und von dort nach Valparaíso in Chile.
Im Dezember will es das Expeditionsteam mit dem E-Fahrzeug dann auf den höchsten Gipfel Chiles schaffen und die Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Dabei wird das Trio von einem Filmteam begleitet.

Fahrzeug soll bald auf den Markt kommen

Die Unternehmer sind zuversichtlich, dass sie ihr Fahrzeug bald auf den Markt bringen können. «Wir haben bereits eine konkrete Anfrage für ein Fahrzeug, das wir Anfang 2024 ausliefern könnten», verrät David Pröschel. Ein neues Fahrzeug wird mit rund 300'000 Franken rund doppelt so teuer sein wie ein konventionelles – wobei der Preis stark von der Ausstattung abhängt. Er ist überzeugt:
Aber es lohnt sich dennoch, auf Elektromobilität zu setzen.
Nach rund acht Jahren in Betrieb seien die Gesamtkosten niedriger aufgrund der tiefen Wartung- und Unterhaltskosten. Mit eigener Solaranlage werde der finanzielle Vorteil sogar noch früher erreicht. www.peakevolution.ch