Kaffeekantate von Johann Sebastian Bach spektakulär in Szene gesetzt | W&O

Sennwald 17.03.2023

Kaffeekantate von Johann Sebastian Bach spektakulär in Szene gesetzt

Am Sonntag wartete die Veranstaltungsreihe KiSSS (Konzert-Kunst-Kultur-Kirche in Sennwald-Salez-Sax) mit einem ganz besonderen Genuss auf.

Von PD
aktualisiert am 17.03.2023

Das Orchester «La Partita», unter der Leitung von Karl Hardegger und bereits Stammgast bei der Veranstaltungsreihe KiSSS (Konzert-Kunst-Kultur-Kirche in Sennwald-Salez-Sax), gestaltete in der Reformierten Kirche Sennwald in Zusammenarbeit mit Beda German (Kulturforum Berneck) und Solistinnen einen opulenten Abend, dessen Hauptwerk die szenische Aufführung der Kaffeekantate von Johann Sebastian Bach war.

Die Veranstaltung begann mit dem Flötenkonzert RV 436 von Antonio Vivaldi, wunderschön rund und stilistisch versiert von der Barockflötistin Angelika Gallez interpretiert. Das begleitende Orchester, mit Karl Hardegger am Cembalo, stand in lebendigem kammermusikalischem Zwiegespräch mit der Solistin. Die folgende Arie «Phoebus, deine Melodei» von Johann Sebastian Bach wurde vom Tenor Jonas C. Bruder klar und natürlich, ganz im barocken Stile Bachs ohne gekünsteltes Vibrato, gemeinsam mit einer kleinen Besetzung des Orchesters vorgetragen. Das Publikum durfte im innigen Ausdruck des Tenors versinken.

Das Konzert fand in Sennwald statt.
Das Konzert fand in Sennwald statt.
PD

Im Anschluss interpretierten die Konzertmeisterin Raikan Eisenhut und ihr Mann Andreas Eisenhut an den Violinen gemeinsam mit dem Cellisten Mathias Roller und Karl Hardegger am Cembalo die Triosonate Es-Dur für zwei Violinen, Cello und Basso Continuo von Georg Philipp Telemann. Das Ensemble bot diese abwechselnd hochvirtuose und lyrische Tafelmusik mit spürbar grosser Spielfreude und hervorragend aufeinander abgestimmt dar. Besonders eindrücklich war die anrührende Tiefe im 3. Satz (Grave) der Sonate.

Vater Bach skizziert den Generationenkonflikt

Den Höhepunkt des Abends bildete die von Beda Germann inszenierte Aufführung der Kaffeekantate «Schweigt stille, plaudert nicht» BWV 211 von Johann Sebastian Bach. Die zahlreich erschienenen Zuhörerinnen und Zuhörer durften eine operettenähnliche, szenische Inszenierung in einem kleinen Bühnenbild eines berüchtigten Leipziger Kaffeehauses geniessen.

Der lebenserfahrene, vielgeprüfte Familienvater Bach skizziert in der heiteren Kantate humorvoll-ironisch den Generationenkonflikt zwischen dem gestrengen Vater und seiner Tochter. Herr Schlendrian, exzellent schauspielerisch dargestellt und auf höchstem Niveau gesungen vom Bass Clemens Morgenthaler (Professor für Gesang an der Privatmusikhochschule Stella Vorarlberg), versucht mit wütenden Drohungen seiner Tochter Liesgen die Unsitte des täglichen Kaffeetrinkens auszureden. 

Die Sängerinnen und Sänger überzeugten.
Die Sängerinnen und Sänger überzeugten.
PD

Erst als er ihr die Erlaubnis zur Heirat in Aussicht stellt, lenkt die eigenwillige Tochter ein. Doch will sie nur einen Mann akzeptieren, der ihr auch in der Ehe das Kaffeetrinken gestattet. Liesgen wurde dargestellt von der Sopranistin Anna Gschwend aus Buchs. Gschwend verstand es, ihrer Figur genau den charmant-lustigen und ein wenig trotzigen Charakter zu verleihen, den Christian Friedrich Henrici Schlendrians Tochter Liesgen in seinem der Musik zugrunde liegenden Libretto zugeteilt hatte. Auch sängerisch war Gschwend ihrer Rolle souverän gewachsen und damit eine Idealbesetzung für Liesgen. 

Äusserst unterhaltsam inszeniertes Werk

Liesgen verliebt sich im Laufe der Kantate in den Kellner ihres Lieblings-Kaffeehauses, der gleichzeitig als Erzähler der Geschichte fungiert. Auch diese Rolle wurde mit viel Bühnenpräsenz und Humor gesanglich fein nuanciert und souverän vom Tenor Jonas C. Bruder präsentiert. Beda Germans Inszenierung war äusserst unterhaltsam und zeigte die intensive und professionelle Beschäftigung des Präsidenten vom Kulturforum Berneck mit diesem Werk. Meisterlich wurden seine Regieanweisungen von den Sängerinnen und Sängern umgesetzt. Das Orchester begleitete den Augen- und Ohrenschmaus durchwegs feinfühlig und unterstützend, so wie es vor langer Zeit in Leipzig hätte sein können.

Das Publikum dankte mit begeistertem Applaus und wusste es zu schätzen, ein solch aufwendig und fein gestaltetes Konzert im eigenen Dorf dargeboten zu bekommen.