Kein Imageschaden durch den Fall Pierin Vincenz: Raiffeisenbanken in der Region geht es blendend | W&O

28.01.2022

Kein Imageschaden durch den Fall Pierin Vincenz: Raiffeisenbanken in der Region geht es blendend

Die Raiffeisenbanken Werdenberg, Sennwald, Sarganserland und Walenstadt haben ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2021 hinter sich.

Von armando.bianco
aktualisiert am 28.02.2023
Bilanzsumme: plus 4,55 Prozent. Ausleihungen: plus 3,6 Prozent. Kundengelder: plus 5,26 Prozent. Depotvolumen: plus 21,07 Prozent. Geschäftserfolg: plus 6,81 Prozent. Jahresgewinn: plus 4,89 Prozent. Die Raiffeisenbanken Werdenberg, Sennwald, Sarganserland und Walenstadt haben heute in Mels vor den Medien die Zahlen für das sehr erfolgreiche Geschäftsjahr 2021 präsentiert. Damit konnte man nahtlos an das bereits erfolgreiche Jahr 2020 anknüpfen. Entsprechend gross ist die Zufriedenheit bei den Verantwortlichen der vier Banken. Immer mehr Leute investieren

Spezielle Autonomie der 219 Genossenschaften

Wie Thomas Wohlwend, stv. Leiter der Raiffeisenbank Sennwald, feststellt, leiden die lokalen Raiffeisen-Standorte nicht unter einem Imageproblem in Zusammenhang mit der Anklage gegen Pierin Vincenz, ehemals Vorsitzender der Geschäftsleitung der Raiffeisen Schweiz.
Wir distanzieren uns aber ganz klar davon, diese Geschehnisse sind nicht zu akzeptieren. Da ist vieles nicht gut gelaufen. Vor Ort spüren wir keinen Einfluss, unsere Kundschaft in der Region kann da sehr klar differenzieren
Das liege auch an der speziellen Konstellation und der Autonomie der 219 genossenschaftlich organisierten Schweizer Raiffeisenbanken, ergänzt Bruno Schmid, Leiter der Raiffeisenbank Walenstadt.

Immer mehr Menschen investieren an der Börse

Besonders hoch waren im Jahr 2021 das Wachstum des Depotvolumens sowie der Kundengelder. Die weiterhin hohe Sparquote ist darauf zurückzuführen, dass die Kundschaft der Raiffeisen zurückhaltend ist mit dem Ausgeben von Geld, stellt Christof Ackermann, Vorsitzender der Raiffeisenbank Sarganserland fest. Die lang anhaltende Periode geringen Zinsertrags habe dazu geführt, dass immer mehr Leute nach Anlagealternativen suchen und diese in Form von Aktien oder Sparplänen finden. Das hat im letzten Jahr bei den Raiffeisenbanken Werdenberg-Sarganserland zu einem Anstieg des Depotvolumens von satten 21 Prozent geführt.
 Am 13. Januar wurde die Raiffeisenbank in Trübbach überfallen: Mittlerweile hat die Bank das erbeutete Geld wieder zurück bekommen. Die Summe war bescheiden.
Am 13. Januar wurde die Raiffeisenbank in Trübbach überfallen: Mittlerweile hat die Bank das erbeutete Geld wieder zurück bekommen. Die Summe war bescheiden.
Bild: Heini Schwendener

Reich wäre der Räuber in Trübbach nicht geworden

Für etwas Unruhe gesorgt hat der Überfall auf die Raiffeisen-Filiale am Standort Trübbach vor zwei Wochen (der W&O berichtete). Wie Sandro Uhlmann, Vorsitzender der Bankleitung bei der Raiffeisenbank Werdenberg, sagt, hat man das erbeutete Geld mittlerweile wieder zurückbekommen. «Es war kein Betrag, mit dem man hätte reich werden können». Und noch wichtiger: Der am Überfall anwesende Bankmitarbeiter sei wohlauf. Mit Blick zurück auf das Jahr 2021 freuen sich die vier Banken Werdenberg, Sennwald, Sarganserland und Walenstadt freuen sich über die wachsende Bilanzsumme, welche sich um 4,56 Prozent auf 3,929 Mia. Franken erhöhte.

Kundschaft mit guter Zahlungsmoral

Die Ausleihungen, sprich Hypotheken und Geschäftskredite konnten um 3,60 Prozet gesteigert werden und betragen neu 3,262 Mia. Franken. Von den Hypothekarausleihungen sind 92 Prozent in Wohneigentum sowie landwirtschaftliche Liegenschaften investiert. Das Hypothekarportefeuille seit äusserst solide. Für ausfallgefährdete Kredite mussten keine besonderen Wertberichtigungen zurückgestellt werden. Die Zahlungsmoral der Kundschaft sei sehr gut, wurde an der Medienorientierung betont.

Corona hat zu höherer Sparquote geführt

Die Kundengelder nahmen überdurchschnittlich zu, um 5,27 Prozent auf 2,949 Mia. Franken. Besonders erfreulich seit der starke Zuwachs beim Depotvolumen, welches auf neu 567,3 Mio. Franken bzw. um über 21 Prozent angestiegen ist. Zudem habe auch die Corona-Situation zu einer höheren Sparquote der Kunden geführt. Als Folge des weiterhin tiefen Zinsniveaus sei vermehrt in Aktien und Vermögens-Verwaltungsmandate investiert worden.

Rückgang im wichtigsten Ertragspfeiler

Das Zinsengeschäft wird weiterhin als «der wichtigste Ertragspfeiler der Raiffeisenbanken» bezeichnet. Der Zinserfolg reduzierte sich aufgrund der anhaltenden Tiefzinsphase im letzten Jahr um 2,8 Prozent. Das Ergebnis aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft konnte dagegen um 14,2 Prozent gesteigert werden und beträgt jetzt 6.4 Mio. Franken.
 Der Standort der Raiffeisen in der Buchser Bahnhofstrasse: Die Raiffeisenbank Werdenberg hat ein sehr erfolgreiches Jahr hinter sich.
Der Standort der Raiffeisen in der Buchser Bahnhofstrasse: Die Raiffeisenbank Werdenberg hat ein sehr erfolgreiches Jahr hinter sich.
Bild: PD
Der Personalaufwand reduzierte sich um 1,6 Prozent. Die Zahl der Mitarbeitenden erhöhte sich von 116 auf 117, rund die Hälfte der Angestellten sind weiblich. Die Abschreibungen reduzieren sich um 0,15 Mio. Franken auf neu 1,98 Mio. Franken. Danach resultiert ein Geschäftserfolg von 17,975 Mio. Franken, im Vorjahr waren es 16,828 Mio. Franken).

Höheres Eigenkapital bedeutet mehr Sicherheit

Nach Steuern in der Höhe von 2,1 Mio. Franken weisen die vier Raiffeisenbanken einen Jahresgewinn in der Höhe von 5,965 Mio. Franken aus, was einer Steigerung um 4,9 Prozent entspricht. Das schaffe grosse Zufriedenheit bei den vier Raiffeisenbanken in der Region, wurde unisono betont. Aufgrund der guten Ertragslage konnten weitere Reserven gebildet werden. Damit haben alle vier Banken die Eigenkapitalbasis nochmals deutlich gesteigert. Das ausgewiesene Eigenkapital erhöhte sich um 6 Mio. auf 340 Mio. Franken, was eine Zunahme an Sicherheit bedeutete Die Zahl der Genossenschafter blieb 2021 stabil bei 30781, im Vorjahr waren es mit 30693 leicht weniger. Die Raiffeisenbanken Werdenberg, Sennwald, Sarganserland und Walenstadt können ihre Mitglieder auch 2022 nicht zu den GV einladen. Die Abstimmungen erfolgen schriftlich. Die Unterlagen zu den Abstimmungen werden in nächster Zeit zugestellt. «Alle Banken schlagen die Beibehaltung der attraktiven Anteilscheinverzinsung von 2,50 Prozent vor», teilen diese mit.