Kinderkram: Kinder wissen grundsätzlich am besten, was gut für sie ist | W&O

16.07.2022

Kinderkram: Kinder wissen grundsätzlich am besten, was gut für sie ist

Nach dem verlängerten Mutterschaftsurlaub schreibt die ehemalige W&O-Redaktorin Katharina Rutz in der Kolumne «Kinderkram» wieder regelmässig über den Alltag mit ihrer Familie.

Von Katharina Rutz
aktualisiert am 28.02.2023

Wer Kinder hat, holt, und wer Kinder hat, bringt. Wenn die Kinder klein sind, ist dies selbstverständlich. Sie können noch gar nichts selber. Sie können nicht selber essen, geschweige denn sich ein Joghurt und einen Löffel aus Kühlschrank und Schublade holen.

Sie können sich nicht selber anziehen und auch wenn sie mit 18 Monaten durchaus verstehen, dass die Socken an die Füsse müssen, schaffen sie es noch nicht, diese anzuziehen. Auch an die Schublade, wo die Socken versorgt sind, kommen sie noch nicht ran.

Kinder werden grösser - doch Mama holt und bringt weiterhin

Doch irgendwann werden diese kleinen Kinder grösser. Mit zwei oder drei Jahren können sie schon mehr. Sie essen selbstständig, ohne dass alles auf dem Boden landet. Mit drei oder vier lernen sie auf die Toilette zu gehen und sich selber Jacke und Schuhe anzuziehen.

Selbstverständlich ist man als Mama immer noch häufig damit beschäftigt, den Kleinkindern etwas zu holen oder zu bringen. Zum Beispiel, wenn man nicht will, dass der ganze Stapel T-Shirts am Schluss ebenfalls am Boden liegt, wenn sich das Kind eines geholt hat.

Irgendwann aber, eh’ man sich’s versieht, sind die Kinder dann in der Schule. Und sie wollen am liebsten selber bestimmen, was, wann, wo und wie.

Mal bestimmend, dann wieder ganz klein und hilflos

Sie wollen jeden Tag Pasta mit Tomatensauce oder Gurkensalat und wehe dem, der etwas kocht, was sie nicht mögen.

Sie wissen am besten, wann sie ihre Hausaufgaben machen wollen (natürlich am letzten Tag vor Abgabe).

Sie wissen grundsätzlich am besten, was gut für sie ist. Schier unvorstellbar, dass es da in der Pubertät noch eine Steigerung davon geben soll.

Wenn es dann allerdings darauf ankommt, sich ein paar Socken aus dem Schrank zu holen, da ist man wieder ganz klein und hilflos. Da bittet man und bettelt man und die Mama steigt die Treppe hoch und holt die Socken. Weil es einfach der eingefleischten Gewohnheit der Kleinkinderjahre entspricht.

Manchmal aber halte ich inne und mir wird bewusst: Die Mädchen sind gross, die können das selber. Jetzt gilt es den Absprung zu schaffen vom ständigen Holen und Bringen – gar nicht so einfach.

Autorin Katharina Rutz ist hauptberuflich Mami von Lilly (8), Sarah (7) und Julian (1), nebenberuflich Journalistin, Bäuerin und Pferdenärrin.