«Man muss für die Sache brennen»: Verleger-Trio will Anreize zum Lesen schaffen | W&O

01.12.2022

«Man muss für die Sache brennen»: Verleger-Trio will Anreize zum Lesen schaffen

Der Werdenberger Verlag Da Bux besteht seit sieben Jahren und macht so einiges anders als die grossen Verlage.

Von michael.kyburz
aktualisiert am 28.02.2023
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«Mit dem eigenen Verlag wird man heute nicht mehr reich», erklärt Alice Gabathuler, Autorin und Mitgründerin des Verlags Da Bux. «Aber unserem Verlag geht es sehr gut», fügt die Werdenbergerin lachend an. Es brauche viel Eigeninitiative und Eigenleistung, damit ein kleinerer Verlag heute noch bestehen könne. Zusammen mit Stephan Sigg und Tom Zai hat Alice Gabathuler vor rund sieben Jahren den Jugendbuchverlag Da Bux gegründet. Ihre Motivation war: Leseschwache Jugendliche mit spannenden Geschichten zu packen.»

Da Bux wehrt sich gegen Entwicklung in der Branche

Das Verlagswesen ist dem Trio bestens bekannt. Schliesslich standen und stehen sie häufig bei unterschiedlichen Verlagen unter Vertrag. «Es ist eine harte Branche geworden», weiss Gabathuler. Die meisten grösseren Verlage hätten keinen Mut mehr und verlegten nur noch Bücher mit Themen, die dem «Mainstream» entsprechen würden. Der finanzielle Erfolg eines Buches steht stets im Vordergrund.
 Mit den Büchern von Da Bux möchte das Verleger-Trio auch Jugendliche mit Leseschwäche zum Lesen animieren.
Mit den Büchern von Da Bux möchte das Verleger-Trio auch Jugendliche mit Leseschwäche zum Lesen animieren.
Bild: Andrea Zahler
Mit Da Bux wollen sie dieser Entwicklung etwas dagegenhalten. Im Gegensatz zu den Grossen ist die Autorenschaft bei Da Bux nicht nur eine Nummer im Portfolio. In ihrem Verlag erhalten die Autorinnen und Autoren die angebrachte Wertschätzung und ein Mitspracherecht. So können sie beispielsweise bei der Ausarbeitung des Titels aktiv mitwirken. Denn oftmals würden Jugendbücher und deren Autorenschaft in der Branche etwas belächelt. Gabathuler sagt:
Wir sind überzeugt, dass es auch Jugendbücher über ernsthaftere Themen geben sollte.

Aktuelle Themen in gute Geschichten verpacken

Dabei sei es wichtig, dass die Jugendlichen dort abgeholt werden, wo sie sich befinden. Das heisst: Die Themen sollten aktuell sein und in einer guten Geschichte eingebettet werden. Die Autorenschaft, die für Da Bux schreibt, stammt aus der Schweiz. Das Verleger-Trio geht aktiv auf geeignete Personen zu. Gabathuler erklärt:
Wir haben aus zeitlichen Gründen nicht die Möglichkeit, viele eingesendete Manuskripte zu lesen.
 Die Verleger kennen ihr Publikum bestens. Alice Gabathuler und Stephan Sigg veranstalten immer wieder Lesungen in Schulklassen und Tom Zai ist hauptberuflich Lehrer.
Die Verleger kennen ihr Publikum bestens. Alice Gabathuler und Stephan Sigg veranstalten immer wieder Lesungen in Schulklassen und Tom Zai ist hauptberuflich Lehrer.
Bild: Urs Bucher

Mit wenigen Seiten Anreize zum Lesen schaffen

Ein Ziel der Verleger ist, dass sie in jedem Jahr vier Jugendbücher mit maximal 60 Seiten herausgeben. Die Anzahl der Bücher habe sich schlicht aus den gegebenen Kapazitäten ergeben. Denn der Verlag führen die Verleger nebenberuflich. Bis auf die grafische Gestaltung der Bücher und dem Korrektorat machen die Verleger alles in Eigenregie. Die Verlegerin hält fest:
Man muss für die Sache brennen. Ansonsten betreibt man rasch Raubbau an sich selbst.
Die Seitenvorgabe wiederum hat damit zu tun, dass Jugendliche nicht abgeschreckt werden. Die Bücher sollen als ein Einstieg ins Lesen dienen. Ein Buch mit über 200 Seiten könne auf viele eine abschreckende Wirkung haben. «Wenn man ein Buch zu Ende gelesen hat, dann ist das ein Erfolgserlebnis und spornt an, noch eines zu lesen.» Dabei ist es dem Verleger-Trio wichtig, dass die Bücher weder banal noch belehrend sind. Die Sache mit dem Geld Werdenberg Ein festes Ziel bei der Gründung des Verlages Da Bux war, dass sich dieser nach rund vier Jahren selbst finanzieren kann. Dieses Ziel konnte erreicht werden, erklärt Alice Gabathuler, Gründungsmitglied des Jugendbuchverlags aus dem Werdenberg. «Aber davon leben kann keines der drei Gründungsmitglieder», führt sie weiter aus. Der Gewinn werde redlich und zu gleichen Teilen unter dem Verleger-Trio aufgeteilt. «Wir sind wie eine Rockband», erklärt Gabathuler lachend. Dabei spiele es keine Rolle, wer wann welche Arbeiten verrichtet habe. Zumal ein Grossteil der Einnahmen wieder in den Verlag zurückfliessen. «Wir haben uns sehr kostensparend eingerichtet. Aus diesem Grund sind die Büros bei jedem zu Hause und das Lager der Bücher haben wir bei Tom Zai im Keller eingerichtet», führt die Werdenbergerin weiter aus. Nichtsdestotrotz ist und bleibt das Geld die grösste Herausforderung im Verlagswesen. «Ein Buch kostet heute im Schnitt noch immer gleich viel wie vor 20 Jahren. Allerdings ist die Zahlungsbereitschaft für ein Buch bei vielen gesunken», schildert Gabathuler. Eine weitere Herausforderung des Verlags ist der Standort. «Im Vergleich zu anderen Kantonen ist es in St. Gallen schwierig, Förderungen zu erhalten», erklärt die Verlegerin. Zudem seien die budgetierten Beiträge für Literatur ebenfalls deutlich geringer als in anderen Regionen der Schweiz. (mk)

Leseschwächen bei Kindern und Jugendlichen

Tom Zai ist Lehrer, Alice Gabathuler und Stephan Sigg halten häufig Lesungen an Schulen.
Uns fällt auf, dass es zahlreiche Schülerinnen und Schüler gibt, die Schwierigkeiten mit dem Lesen und somit auch mit dem Leseverständnis haben.
Die Gründe dafür kann sich die Werdenbergerin vorstellen. Im Vergleich zu früher gibt es heute unzählige Möglichkeiten, sich in der Freizeit abzulenken. «Wenn jemand Mühe mit dem Lesen hat, kann er sich dem heute sehr einfach entziehen. In den sozialen Medien oder bei Computerspielen stehen die Lesefähigkeiten nicht an oberster Stelle», führt Gabathuler aus. Ihrer Ansicht nach ist das Lesen und vor allem das Verstehen von Texten sehr wichtig. Leseschwäche kann spätestens in der Schule Folgen haben, besonders bei Prüfungen. «Wenn man die Frage nicht versteht, ist auch keine richtige Antwort möglich.»