Markus Huser ist seit 50 Jahren im Skiservice tätig und noch immer hoch motiviert | W&O

03.12.2022

Markus Huser ist seit 50 Jahren im Skiservice tätig und noch immer hoch motiviert

Markus Huser aus Alt St. Johann flickt, schleift und wachst seit 1972 Skis. Begonnen hat er im Sport-Sutter in Unterwasser. Heute arbeitet er in der hochmodernen Werkstatt des Skiservice-Centers in Wildhaus.

Von Christiana Sutter
aktualisiert am 28.02.2023
Es riecht nach Skiwachs. In der Schleifmaschine findet ein Ski den Weg durch die vielen Schleifscheiben. Im Skiservice-Center werden schon fleissig Skis für den bevorstehenden Winter bereitgemacht. Markus Huser steht an der Werkbank und putzt mit einem Lappen die feuchten Skis ab, welche die Schleifmaschine über die Förderwand freigibt. Der 51. Winter steht für den Ski-Servicemann Markus Huser aus Alt St. Johann vor der Türe. Im Winter 1972/73 stand er zum ersten Mal an einer Werkbank. Damals im Sport-Sutter in Unterwasser. Seit 2001 arbeitet Huser bei Andreas Allmann im Skiservice-Center in Wildhaus. «Ich kenne im ganzen Skigewerbe keinen weiteren Servicemann, der schon so lange die Skis von Kunden repariert und präpariert», sagt Andreas Allmann und begrüsst bereits die nächsten Kunden.

Bauer, Musik und Skiservice

Der Winter 1972/73 war prägend für den weiteren Lebenslauf von Markus Huser. Er ist auf einem Bergbauernhof sunnehalb oberhalb von Alt St. Johann aufgewachsen. Damals bewirtschaftete sein Vater den Hof. Das Einkommen war jedoch zu wenig für zwei Bauern. Den Hof konnte er erst 1986 übernehmen. Deshalb war Markus Huser gezwungen, eine Arbeit ausserhalb des Hofs zu finden.
 Andreas Allmann bereitet Skis von Kunden für den Service vor.
Andreas Allmann bereitet Skis von Kunden für den Service vor.
Der Zufall wollte es damals, dass Walter Sutter vom Sport-Sutter in Unterwasser einen neuen Mitarbeiter suchte. Denn in jenem Winter war auch die Eröffnung der Chäserruggbahn, das versprach mehr Skifahrer im Gebiet und somit mehr Arbeit im Sportgeschäft. Markus Huser erinnert sich noch ganz genau an seinen ersten Arbeitstag. Er musste mit einer speziellen Belagstropfkerze Löcher in einem Attenhofer-Ski flicken. «Das war eine langweilige Arbeit.» Jetzt sind es bereits 50 Jahre und eine Leidenschaft hat sich daraus ergeben. Wobei es im Leben von Markus Huser immer drei Leidenschaften gegeben hat: Als erstes die Arbeit auf dem Bauernhof, den Skiservice und die Musik.

Jahrzehntelang in Ländlerkapelle musiziert

Huser war leidenschaftlicher Musiker. Zuerst war das Klavier, dann das Saxofon und die Klarinette. In demselben Winter, als der damals 16-Jährige im Sport-Sutter begonnen hatte, spielte er in der Ländlerkapelle Echo vom Stockberg, 34 Jahre lang. Anschliessend war er noch zehn Jahre mit dem Duo Alpiger-Huser unterwegs. Noten lesen konnte er nicht, das hat er erst in der Musikgesellschaft Alt St. Johann gelernt. 30 Jahre spielte er dort Saxofon. Er erzählt nicht ohne Stolz:
Ich habe immer nach Gehör gespielt.
Sowieso ist die Familie Huser sehr musikalisch. Bereits seine Eltern haben musiziert. Bekannt als Jodlerin ist seine Frau, Annelies Huser. Sie war Vorjodlerin im Churfirstenchörli und ist noch heute bei der Klangwelt Toggenburg als Kursleiterin für Jodelkurse tätig. Dank der Unterstützung seiner Familie konnte Huser all seine Leidenschaften ausüben.

Er kennt die Kunden und weiss um deren Wünsche

Die nächsten Kunden treten durch die Schiebetüre ins Skiservice-Center in Wildhaus ein. Markus Huser begrüsst sie mit:
Hoi mitenand, Service wie immer?
Er kennt die Kunden seit Jahren und weiss um deren Wünsche.
 Markus Huser stellte das Programm auf dem Display der Schleifmaschine ein.
Markus Huser stellte das Programm auf dem Display der Schleifmaschine ein.
Der Kontakt zu den Kunden ist etwas, das Markus Huser schätzt. Auch die Kundschaft schätzt es, dass man sie kennt. Sie fühlen sich als Teil der Skifamilie, man ist per Du.
Bereits bei der Familie Sutter in Unterwasser war ich Teil der Familie und der Kundschaft, dasselbe ist es jetzt bei Andreas Allmann.
Markus Huser wird etwas verlegen, «man wird ernst genommen und schätzt die Arbeit».

Früher waren mehr Schrauben notwendig

Die Arbeit und das Material hat sich in den 50 Jahre sehr geändert. Markus erzählt, dass die Skis damals noch aus Holz waren, wobei es bereits ein paar wenige Metallskis gab. Die Bindung war noch eine Kabelzugbindung. «48 Schrauben brauchte es, um die Bindung zu fixieren.» Bei diesem Gedanken lacht er.
An einem Vormittag konnten gerade mal zwei, höchsten drei paar Ski montiert werden.
Heute dauert die Montage der Skibindung ein paar wenige Minuten. Auf den Skis ist heutzutage eine Bindungsplatte vormontiert. Die Bindung kann so nur daraufgeschoben und mit ein paar Drehungen fixiert werden. Zu Beginn der Fersenautomaten, wie die Bindung damals genannt wurde, musste eine Schraublehre mit Löchern auf den Ski gelegt, die Löcher vorgebohrt und dann die Bindung auf den Ski geschraubt werden. Damit man wusste, wie die Schraublehre auf den Ski gelegt werden muss, war die Schuhmitte auf dem Ski markiert. Es gab einmal ein Skimodell, bei dem die Schuhspitze markiert war. Markus Huser beginnt zu lachen, denn nicht nur er hat die Lehre wie gewohnt auf den Ski gelegt und die Löcher gebohrt.
Die Bindung war natürlich zu weit vorne.

Von der Bandschleif- zur High-Tech-Maschine

Tüfteln, auch das ein Thema, das Markus Huser während all den Jahren begleitet. Ende der 1970er-Jahre hat er zusammen mit Walter Sutter versucht, eine Bandschleifmaschine mit Wasser für Skis zu konstruieren.
Das hat nicht funktioniert, der Leim des Schleifpapiers löste sich auf.
Ein paar Jahre später war es die Steinschleifmaschine, die Huser und Sutter wieder inspirierte, Neues auszuprobieren. Alpin- wie auch Langlaufskis wurden darauf geschliffen. «Einmal hat es mir einen Langlaufski nach hinten geschossen, direkt durch die Garagentür hindurch», erzählt Markus Huser und lacht bei dieser Erinnerung. Getüftelt wird heute noch immer. Andreas Allmann hat bei der Firma Schiess in Lichtensteig eine Lehre als Werkzeugmacher absolviert. Sein handwerkliches Geschick, sein Wissen im Skisport und in der Herstellung von Skis sowie seine Kenntnisse aus dem Rennsport setzt er bei der führenden Firma von Schleifmaschinen, der österreichischen Firma Wintersteiger aus Ried im Innkreis als Entwickler ein. Er hat die Fahrweise der Skicracks in den Skirennen studiert. Seine Erkenntnis daraus: Die Skis müssen anders geschliffen werden.
 Andreas Allmann vor der Maschine, die er entwickelt hat.
Andreas Allmann vor der Maschine, die er entwickelt hat.
Letzten Winter hat er zusammen mit Markus Huser die Schleifmaschine so erweitert und die Software angepasst, dass es seit diesem Winter eine neue Technologie gibt – die variable Kantenwinkel-Technologie, V-Edge genannt. Markus Huser ist stolz, bei dieser Entwicklung hautnah dabei gewesen zu sein.
Meine Motivation für diese Arbeit ist noch immer da und spannend ist es auch.
Markus Huser nimmt ein weiteres Paar Skis aus dem Ständer und legt die beiden Skis zum Schleifen auf das Förderband. Er bedient das Display, wählt das Programm und schon geht’s los. Geduldig wartet er, bis die Skis durch die Maschine gelaufen sind, damit er sie in Empfang nehmen und für den Kunden fertigstellen kann.