Mit dem symbolischen Spatenstich wurden die «Weichen für die Zukunft gestellt» | W&O

19.10.2022

Mit dem symbolischen Spatenstich wurden die «Weichen für die Zukunft gestellt»

Beim Bahnhof Oberriet haben Vertreterinnen und Vertreter des Bundesamts für Verkehr, des Kantons St. Gallen, der Gemeinden im Rheintal und den SBB den Doppelspurausbau eingeläutet.

Von Alexandra Gächter
aktualisiert am 28.02.2023
  Am Mittwoch war nicht nur ein Bilderbuchtag, es war auch einer für die regionalen Geschichtsbücher. Die Sonne strahlte mit Regierungsrat Beat Tinner um die Wette, als er das Rednerpodest beim Bahnhof Oberriet betrat und sagte, wie sehr er sich freue. Tinner fügte an:
Ich habe sehr lange auf diesen Augenblick gewartet und hätte nie im Leben erwartet, dass ich als Regierungsrat des Kantons St. Gallen beim Spatenstich des Doppelspurausbaus dabei sein werde.
Etliche Jahre lang habe er sich als Kantonsrat zusammen mit anderen Kantonsräten für ein besseres ÖV-Angebot eingesetzt, weil er stark von der Zukunft des ÖVs überzeugt sei.

Das Rheintal rückt näher an die Schweiz

Rolf Huber, Gemeindepräsident von Oberriet, sagte in seiner Begrüssungsrede:
Heute stellen wir die Weichen für die Zukunft.
Die Leiterin der SBB Region Ost, Daria Martinoni, fügte an:
Mit den neuen halbstündlichen Verbindungen wird das Rheintal noch besser an das Fernverkehrsnetz der SBB und damit an die ganze Schweiz angebunden. Wir freuen uns, wenn dieses Angebot rege genutzt wird.

Bauarbeiten dauern voraussichtlich bis Frühling 2025

Der symbolische Spatenstich erfolgte darauf vor dem neuen Bahntechnikgebäude in Oberriet, das sich derzeit im Bau befindet. Neben den Anpassungen am Bahnhof  Oberriet und dem Ausbau des Bahnhofs Rüthi sind zusätzliche Doppelspurabschnitte zwischen Buchs und Sevelen, eine Perronverlängerung in Se­velen sowie der Rückbau der ehemaligen Haltestellen Räfis-Burgerau und Weite-Wartau geplant. Ebenfalls zum Projekt gehören die Erneuerung der bestehenden Gleise entlang der Doppelspurausbauten sowie neue Ladenflächen im Bahnhofsgebäude Sargans. Voraussichtlich werden die Bauarbeiten bis Frühling 2025 dauern.

Einschränkungen dauern drei Monate weniger lang

Auf dem Abschnitt zwischen Oberriet und Rüthi finden die Bauarbeiten vorwiegend während einer achtmonatigen Totalsperre der Bahnstrecke Altstätten – Buchs vom 27. Februar bis 29. Oktober 2023 statt. Zwischen Buchs und Sargans werden die Arbeiten während laufendem Betrieb am Tag sowie während Streckensperrungen in der Nacht und an einzelnen Wochenenden durchgeführt. Daria Martinoni sagte:
Im Vergleich zum ursprünglichen Bauprogramm konnten die Einschränkungen tagsüber um drei Monate verkürzt werden.

Anwohnende sind unterschiedlich stark betroffen

Diese Arbeiten dauern von Oktober 2023 bis Juli 2024. Nachts dauern die Einschränkungen unverändert von Oktober 2023 bis Oktober 2024. Von den Arbeiten, die die SBB während den zweieinhalb Jahren in der Nacht realisieren müssen, sind die Anwohnenden je nach Bauphase unterschiedlich stark betroffen. An einigen Wochenenden ist die Strecke zwischen Buchs und Sargans komplett gesperrt. Voraussichtlich sind die folgenden Wochenenden betroffen: Samstag, 18., bis Sonntag, 19. November 2023; Samstag, 16., bis Sonntag, 17. März 2024, und Samstag, 7., bis Sonntag, 8. September 2024.

Ab Dezember 2024 gibt es einen Halbstundentakt

Während der Streckensperrungen bieten die SBB den Reisenden verschiedene Busverbindungen an. Empfohlen wird, vor der jeweiligen Fahrt den Online-Fahrplan zu prüfen und genügend Zeit einzuplanen. Reisezeitverlängerungen um bis zu 30 Minuten, zusätzliche Umsteigevorgänge sowie alternative Reiserouten lassen sich leider nicht vermeiden, wie die SBB mitteilten. Ab Dezember 2024 dürfen sich die ÖV-Nutzerinnen und -Nutzer über einen durchgehenden Halbstundentakt zwischen St. Gallen und Sargans freuen.

250 Millionen Franken kostet das Projekt

Daria Martinoni sagte:
Ich hoffe, dass nebst den bestehenden Kundinnen und Kunden auch viele neue auf den ÖV umsteigen werden.
Und weiter:
Wenn wir doppelt so viele Züge einsetzen, benötigen wir rein rechnerisch auch doppelt so viele Kundinnen und Kunden.
Eine Billettpreiserhöhung sei indes nicht geplant. Zumindest keine, die aufgrund des Doppelspurausbaus vorgenommen werden müsse. Denn die Projektkosten von 250 Millionen Franken werden vom Bund übernommen.
 Beat Tinner, Regierungsrat Kanton St. Gallen. 
Beat Tinner, Regierungsrat Kanton St. Gallen.
Bild: Alexandra Gächter
 

Nachgefragt: «Wer etwas erreichen will, muss sich engagieren»

Obwohl der Halbstundentakt für die Rheintallinie zugesichert wurde, wollten die SBB im Mai ihre Pläne ändern und den Halbstundentakt nur noch «nachfrageorientiert» anbieten. Der Wartauer Beat Tinner, Regierungsrat Kanton St. Gallen, hat sich für die Region stark gemacht. Wie haben Sie die Hiobsbotschaft der SBB aufgefasst? Beat Tinner: Ich habe sehr verärgert auf die Nachricht reagiert und habe sofort interveniert. Zusammen mit den beiden Ständeräten Paul Rechsteiner und Benedikt Würth ging ich dagegen vor. Wieso gemeinsam? Wer beim öffentlichen Verkehr etwas verändern will, benötigt eine breite Unterstützung im Bundesparlament und in den Ämtern. Deshalb wurde auch gleich eine Delegation von Befürwortern des Halbstundentaktes beim SBB-CEO vorstellig. Wie verlief  das Gespräch mit SBB-CEO Vincent Ducrot? Zum Zeitpunkt des Gespräches hatte Bundesrätin Simonetta Sommaruga bereits ein Machtwort gesprochen. Es war also klar, dass der lückenlose Halbstundentakt eingeführt werden musste. Wir haben das Gespräch genutzt, um alle davon zu überzeugen, dass dies sinnvoll ist. Was wäre Plan B gewesen, wenn die Bundesrätin nicht interveniert hätte? Ohne das Machtwort der Bundesrätin hätte unser Anliegen ehrlich gesagt auch scheitern können. Ein solches Anliegen kann nicht einfach gelingen. Die Erfolgsquote lag bei 50 Prozent. Plan B wäre die Teileinführung des Halbstundentaktes gewesen, mit dem Ziel, das Angebot immer weiter auszubauen. Sie haben sich schon früher für ein besseres ÖV-Angebot eingesetzt. Wie oft? Als Kantonsrat habe ich mit weiteren Kantonsräten in den Jahren 2001 bis 2014 um die sechs bis sieben Vorstösse eingereicht. Alle mit dem Hauptziel eines Doppelspurausbaus im Rheintal. Wer etwas erreichen will, muss sich engagieren. Als wie wichtig erachten Sie den Halbstundentakt für die Regionen Rheintal, Werdenberg und Sarganserland? Als sehr wichtig. Das Rheintal ist die zweitgrösste Exportregion der Schweiz. Viele Arbeitnehmende pendeln mit dem ÖV. Mit dem Halbstundentakt wird die Region attraktiver. Welche Freiheiten erhalten Sie persönlich durch den Halbstundentakt? Ich sitze jeden Tag im Zug. Ich pendle zur Arbeit nach St. Gal­-len oder an geschäftliche Anlässe ausserhalb der Hauptstadt. Künftig bin ich flexibler, wenn eine Sitzung oder ein Anlass länger als erwartet dauert. Deshalb freue ich mich auch persönlich auf den Halbstundentakt.