Naturbeobachtungen: Ein verlängerter Herbst zeigt sich im November | W&O

06.12.2022

Naturbeobachtungen: Ein verlängerter Herbst zeigt sich im November

Der Grünspecht sucht im Spätherbst auch an Mauern und Felsen nach versteckten Insekten und Spinnen. Der Baumläufer wiederum sucht an den Baumstämmen nach Insekten. Als Nistplatz genügt eine Spalte hinter einer Rinde.

Von Edith Altenburger
aktualisiert am 28.02.2023
Für die Stieglitze und Goldammern sind immer noch Sämereien am Rheininnendamm zu finden. Die Wasseramseln haben ihre Reviere besetzt. Der Eisvogel grüsst täglich an der Buchser Rheinstrecke und am Giessen. Diese schönen Sichtungen von Eisvögeln sind nun wieder möglich auf unseren Gewässern, denn jetzt sind die tagaktiven Einzelgänger, von erfolgreichen Bruten, unterwegs auf Erkundungsflügen. Im Sommer haben wir den Eisvogel vermisst. Ein Zeichen, dass die Nahrung fehlte.

Erdspecht auf Nahrungssuche

Ein aggressives « kjaik, kjaik» ist aus der Hauswiese zu vernehmen. Der Grünspecht fühlt sich gestört durch eine Hauskatze, die aber schnell das Weite sucht. Der lange Schnabel und die lauten Schreie sind ihr nicht ganz geheuer. Der Erdspecht kann sich nun weiter um seine Nahrungssuche der Ameisen kümmern. Er hackt Löcher in den Boden. Mit seiner zehn Zentimeter langen und dünnen, klebrigen Zunge, die an der Spitze mit Widerhaken besetzt ist holt er die Ameisen und ihre Puppen aus deren Gängen heraus.

Bis 80 Zentimeter lange Schneegänge

Plötzlich verharrt er ganz ruhig in Pfahlstellung. Er hat einen Sperber erspäht. Sein Warten zahlt sich aus, denn der Sperber zieht weiter ohne ihn bemerkt zu haben. Im Winter hackt der Grünspecht grosse trichterförmige Löcher in die schneebedeckten Ameisenhaufen und gräbt dabei sogar bis 80 Zentimeter lange Schneegänge. In dieser Jahreszeit sucht er auch an Mauern und Felsen nach versteckten Insekten und Spinnen.

Perfekt getarnt an der Baumrinde

An einem Baum mit grob borkiger Rinde klettert ein kleiner Vogel spiralförmig von unten nach oben. Sein Rücken ist braun mit weissen Flecken, perfekt getarnt an der Baumrinde. Die Vorderseite ist weiss, der Schnabel fein, jedoch verhältnismässig lang. Ist der Vogel ein Stück weit oben angelangt, fliegt er zum nächsten geeigneten Baum und klettert wieder von unten nach oben. Es ist einer der Baumläufer.

Baumläufer erinnern an Mäuse

Mit ihrem rindenfarbigen Gefieder sind still am Baumstamm sitzende Baumläufer kaum zu erkennen. Ihre geringe Grösse in Verbindung mit den ruckartigen Kletterbewegungen erinnert an Mäuse. Wie Spechte besitzen sie einen Stützschwanz aus steifen, sehr stabilen Steuerfedern, den sie beim Emporklettern an Baumstämmen wirkungsvoll einsetzen und der stehts beim Klettern, auch auf der Astunterseite, Kontakt mit der Unterlage hat.

Bestimmung ist von fern nicht möglich

Baumläufer laufen meist in Spiralen an Bäumen aufwärts. Stammabwärts bewegen sie sich rückwärts und seitwärts kletternd. Bei uns gibt es zwei sich sehr ähnlich sehende Arten: Garten- und Walbaumläufer. Die beiden Zwillingsarten gleichen sich so stark, dass die Bestimmung nur von Nahem möglich ist, anhand der Gefiederdetails. Die beiden Baumläuferarten zu unterscheiden, ist nur einfach, wenn man den Reviergesang hört. Der Gartenbaumläufer bewohnt Gärten, Parks und Weiden mit Einzelbäumen.

Rabenkrähen und Dohlen beherrschen die Abenddämmerung

Der Waldbaumläufer hat ein sehr grosses Verbreitungsgebiet bis in den Bergwald hinauf. Mit dem langen feinen Schnabel suchen beide an den Baumstämmen nach Insekten, im Winter auch nach kleinen Samen. Als Nistplatz genügt eine Spalte hinter einer Rinde oder in einer Mauer. Kaum zu glauben, dass ein Vogel in eine so kleine Lücke hineinschlüpfen kann. Auf Nahrungssuche kreisen Rotmilane über Buchs und werden immer wieder von Rabenkrähen angegriffen. In der Abenddämmerung beherrschen die Rabenkrähen und Dohlen zu hunderten den Himmel über Buchs. Bis wieder Ruhe einkehrt an ihren Schlafplätzen.