Olympiamedaillengewinner Jan Scherrer: «Plötzlich drehen alle durch» | W&O

14.02.2022

Olympiamedaillengewinner Jan Scherrer: «Plötzlich drehen alle durch»

Der erfolgreiche Halfpipe-Snowboarder Jan Scherrer ist am Sonntagabend am Flughafen Zürich empfangen worden. Dabei blickte der Obertoggeburger auch in die Zukunft.

Von Simon Dudle
aktualisiert am 28.02.2023
Wenn Gewinner von Olympiamedaillen wieder Schweizer Boden betreten, wird der Flughafen Zürich für gewöhnlich zu einem ganz grossen Bahnhof. Viele Fahnen werden geschwenkt, Glockengeläut übertönt alles. Etwas anders war es, als der Ebnat-Kappler Jan Scherrer, der in der Snowboard-Halfpipe am Freitag die Olympia-Bronzemedaille geholt und Weltstar Shaun White überflügelt hatte, am Sonntagabend kurz vor 17 Uhr am Flughafen empfangen wurde. Rund drei Dutzend Personen waren da. Seine Frau Sasha, weitere Familienmitglieder, enge Freunde aus dem Toggenburg und Vertreter des Skiclubs Speer, für den Scherrer aktiv ist. Irgendwie passte es. Denn der 27-Jährige stand lange nicht im Fokus der breiten Öffentlichkeit, gibt sich weiter erfrischend bescheiden.
 Nicht nur Jan Scherrer hat Freude an der bronzenen Auszeichnung.
Nicht nur Jan Scherrer hat Freude an der bronzenen Auszeichnung.
Bild: Simon Dudle

Offizieller Empfang am kommenden Sonntag

Der überschaubare Rahmen gab Scherrer die Möglichkeit, allen entweder in die Arme zu fallen oder die Hand zu schütteln. Auch Ebnat-Kappels Gemeindepräsident Jon Fadri Huder war da und überbrachte eine Medaille aus Schokolade. Patrick Zollinger vom örtlichen Verkehrsverein berichtete, dass am kommenden Sonntag (20. Februar) um 14 Uhr im Dorf der offizielle Empfang für und mit Jan Scherrer stattfindet. Wohl im Freien. Der bis dato einzige Ostschweizer Medaillengewinner dieser Olympischen Spiele hatte auch Zeit, um auf die Tage in China zurückzublicken. «Es war eine Explosion im Kopf», sagte er. So ganz realisiert habe er noch nicht, was abgeht.
Es wird immer grösser, es kommen immer mehr Leute dazu. Plötzlich drehen alle durch.
Die Zeit unmittelbar nach dem Medaillengewinn war geprägt von einem riesigen Medienrummel. Als er dann – noch ohne Edelmetall – allein im Hotelzimmer war, konnte er die Dimension noch nicht recht einordnen.
 Plötzlich steht der Ebnat-Kappler im Scheinwerferlicht.
Plötzlich steht der Ebnat-Kappler im Scheinwerferlicht.
Bild: Simon Dudle
Als Scherrer anlässlich der offiziellen Zeremonie die Medaille umgehängt bekommen hatte, begann sich dies zu ändern. Und wo kommt die Medaille nun hin? «Ich weiss es noch nicht. Zu Hause aufhängen will ich sie eigentlich nicht.»

Nun soll aus dem Sportler wieder der Mensch werden

Mit Platz drei an seinen dritten Olympischen Spielen hat der kontinuierliche Steigerungslauf in der Karriere von Scherrer einen Höhepunkt erreicht. Noch scheint die Fahnenstange aber nicht erklommen zu sein. Darauf angesprochen, was in vier Jahren sei, sagte Scherrer:
Mein Run war noch nicht perfekt, und es gibt Luft nach oben. Ich freue mich, daran in nächster Zeit arbeiten zu können.
Er habe noch ein paar gute Jahre vor sich, sagte der Toggenburger. Nun freut sich Jan Scherrer aber in erster Linie darauf, «mal wieder Mensch zu sein und nicht nur Sportler». Es sei eine unheimlich intensive Zeit gewesen. Sein Leben wird sich schon bald verändern. Denn voraussichtlich in wenigen Wochen wird er Vater.